Was wisst ihr über Studentenverbindungen in Deutschland? Wie ist eure spontane Meinung?
Hallo liebe Community,
dies ist nicht nur eine einfache Frage, sondern zeitgleich ein bisschen Information für euch. Zu erst möchte ich von euch wissen, wie ihr zu dem Thema steht und was ihr davon wisst. Da ich weiß, dass dieses Thema von unglaublich vielen Vorurteilen geprägt ist. Ich persönlich studiere und bin auch Mitglied einer Verbindung, wohne ebenfalls bei dieser auf dem Haus. Bei meiner Verbindung handelt es sich um eine Turnerschaft (das dürfte schön den ersten Personen nicht mehr geläufig sein.)
Vorab möchte ich ein paar Vorurteile klären:
Studentenverbindungen? Sind die nicht rechts? (politisch) NEIN! Sind sie nicht. Verbindungen gibt es wie Sand am Meer, die meisten kennen lediglich den Begriff "Burschenschaft". Diese gibt es natürlich. Es gibt bei Verbindungen mehrere "Dachverbände" unter denen dann die einzelnen Verbindungen zusammengefasst sind. So gibt es Dachverbände für Burschenschaften, eigene Dachverbände für Corps, für Turnerschaften / Landsmannschaften / Sängerschaften usw. Alle diese verschiedenen Typen, vertreten andere Prinzipien. Rechte Verbindungen sind sehr sehr selten und befinden sich meist im Burschenschaftler Lager. Aber auch hier sind sie mit Abstand in der Minderheit. Die Meisten Verbindungen vertreten innerhalb des Bundes keinerlei politische Arbeit. Sprich jeder hat dort seine eigene Meinung, wie im echten Leben auch, man bekommt hier nichts "eingetrichtert".
Verbindungen sind Ausländerfeindlich? Falsch. Die meisten Verbindungen nehmen seit JAHRZEHNTEN Ausländer auf. In vielen Verbindungen ist es pflicht die deutsche Sprache zu beherrschen, da es schwer wird aktiv am Verbindungsleben teilzunehmen ohne diese zu beherrschen. Allerdings kenne ich genug Verbindungen die das nicht so eng sehen. Etwas gebrochenes deutsch ist bei entsprechender Motivation der Person zweitrangig.
Verbindungen fechten, mit scharfen Waffen? Ja und Nein. Es gibt Verbindungen die Schlagend sind. Bei diesen Verbindungen muss während der "Fuchsen" Zeit eine "Mensur" geschlagen werden. Dies ist eine Fechtpartie im akademischen fechten. Der Kopf ist hier die Trefferzone, mit scharfen Waffen, ja. Allerdings bekommt man das fechten von grundauf beigebracht und die eigentliche Mensur ist bei weitem nicht so schlimm wie man befürchten mag. Heutzutage legen auch die meisten Verbindungsstudenten keinen Wert mehr auf eine Dicke Narbe. Abgesehen davon sind die meisten "Pflichtpartien" die man schlagen "muss" (meist 3 bis 4) hauptsächlich "Hochspartien" was heißt, das das Gesicht keine Trefferzone darstellt. Für wen das nichts ist: Es gibt ebenso viele Verbindungen, die nicht mehr schlagend sind. Katholisch / Religilöse Verbindungen, Mischbünde (Frauen + Männer) und auch fakultativ schlagende Burschenschaften (hier darf man sich aussuchen ob man die Mensur möchte, muss das fechten aber trainieren)
In Verbindungen wird viel getrunken Nun, das stimmt. Aber auch hier: Alles kann, kein muss. Bei weiteren Fragen schreibt mir
Das Ergebnis basiert auf 7 Abstimmungen
4 Antworten
Du hast das sehr schön dargestellt!
Wenn man einer Verbindung/Burschenschaft beitreten will, dann muss man sich zunächst einmal selbst fragen, was man von ihr erwartet und will. Natürlich ist auch die persönliche Gesinnung und die eigene politische Einstellung zu prüfen, bevor man sich eine passende Verbindung/Burschenschaft sucht. Es ist für jeden "Geschmack" etwas dabei.
MfG
Arnold
Ich kenne ein paar Studierende (auch Frauen), die in einer Studentenverbindung sind.
Ich bin mir bewusst, dass das nicht alles Nazis sind, aber zumindest nationalkonservativ sind die meisten, auch in unpolitischen Verbindungen.
Mir ist relativ egal, was diese Verbindungen machen wenn sie unter sich sind.
Trinken tu ich als linksgrünversiffter Antifaschist auch viel, damit habe kein Problem.
Fechten sollen sie, wie gesagt selbst wissen. Ich finde es schwachsinnig aus Spaß zu riskieren, dass man sein Gesicht verunstaltet.
Abschließend kann ich sagen, dass ich nie in einer Verbindung eintreten würde, aber ich differenziere wie ich zu Verbindungen stehen.
Landsmannschaften, Turnerschaften und Sängerschaften finde ich voll ok, da die meistens relativ unpolitisch sind und auch zumindest nach meiner Erfahrung nicht fremdenfeindlich.
Corps sind schon was anderes, da die wirklich sehr elitär sind und meiner Erfahrung nach auch auf Menschen herabschauen, die nicht ihrer Vorstellung entsprechen.
Die Deutsche Burschenschaft lehne ich ab und "bekämpfe" sie auch aktiv, womit ich nicht irgendwelche Farbbeutelanschläge auf ihre Häuser meine, sondern Demos gegen sie, wenn sie wie in Hamburg rechtsextreme Redner zu sich einladen oder wenn sie an Unis für ihre Sache werben.
Klar, ich bezeichne mich selbst als links, eventuell sogar linksradikal, aber es gibt natürlich auch im linken Lager Vol*idioten. Das hat aber nichts mit der Fragestellung zu tun.
Es wäre sicher unfair alle Gruppierungen über einen Kamm zu scheren. Es gibt auch gemäßigte Gruppen, beispielsweise katholische Verbindungen, die ich aus meinem eigenen Studium kenne.
Tatsächlich geht es bei den meisten Gruppen trotzdem vorrangig um maßlosen Konsum von Alkohol. Außerdem ist bei fast allen Leuten die Nähe zu rechtsextremen Vorstellungen nicht zu übersehen.
Außerdem schließen sich immer wieder Leute wegen der günstigen Wohnmöglichkeiten und anderen Unterstützungen dort an. In bestimmten Fächern wie Jus oder BWL ist eine Verbindung natürlich gerade für schwächere Absolventen auch eine Möglichkeit Karriere zu machen.
Ich kann nicht beurteilen, wie du zu deiner Meinung bezüglich der politischen Einstellung gekommen bist - das kann ich nicht bestätigen. Mittlerweile gibt es zu genüge Verbindungen, bei denen die Aktivitas zu über 20% aus Menschen mit Migrationshintergrund bestehen.
Zu den Zimmern: Menschen die nur wegen der Miete in eine Verbindung einziehen, bleiben dort nicht lange. Die werden wieder rausgeschmissen falls sie sich nicht ins Verbindungsleben einordnen wollen. Es ist eben keine WG sondern ein "Bund".
Zu den Seilschaften: Da kann ich dich beruhigen, das ist heute kein Vitamin B mehr. Klar lernst du Menschen auch in gehobenen Positionen kennen. Du hast also durchaus mal nen schnellen Kontakt. Allerdings wird dich dieser Mensch NICHT einstellen, nur weil ihr in der gleichen Verbindung seid. Das kann sich heutzutage kein Chef mehr leisten. Wenn der Bewerber aus der Verbindung die schlechteren Noten hat, dann bekommt der fremde Bewerber den Vorzug.
Und das du dort Kontakte knüpfen kannst ist für mich kein Argument. Jeder normale Student kann durch das Besuchen von Seminaren und dergleichen Kontakte suchen. Wenn jemand viel Geld hat und in einem Goldclub angemeldet ist, hat er dort garantiert weitreichendere Kontakte als jeder Verbindungsstudent.
Das ist aber eine widersprüchliche Fragegestaltung... Erst weist du (in meinen Augen zutreffend) darauf hin, dass man nicht alles über einen Kamm scheren kann, dann machst du zwar viele aber undifferenzierte Antwortvorgaben... :-/
Meine Antwort wäre sinngemäß: Ich kenne viele aktuelle und ehemalige Mitglieder von verschiedenen Verbindungen. Darunter sind einige schräge Vögel und einige ganz normale Typen. Einige wenige haben auch sehr rechtslastige politische Ansichten. Und insgesamt sind mir die Verbindungen durchaus suspekt.
Wobei ich was das linke Lager angeht auch sehr viel negative Erfahrungen gemacht habe. In Marburg brauchen sich die Verbindungsstudenten gar nicht trauen mit Band vor die Tür zu gehen. Da fliegen auch nachts die Eier und Farbbeutel auf die Verbindungshäuser und es wird leider nicht differenziert was für eine Verbindung das ist.
Hinzu kommt die "Demo" beim Coburger Convent. Ich habe mal ein Interview gesehen wo eine selbsternannte "Antifaschistin" dort aufläuft um dort nach eigenen Worten gegen "Burschenschaften" zu demonstrieren.
Recht amüsant wenn man bedenkt, dass beim Coburger Convent keine einzige Burschenschaft aufläuft.