Was tun, wenn man mit einem Thema vollgelabert wird, was einen eigentlich nicht interessiert?
Also bisher habe ich ja immer versucht, interessiert zuzuhören oder zumindest meinem Gegenüber das Gefühl zu geben, ob wohl mich dieses immer wiederkehrende Thema zu Tode langweilt. Tja, bis meine Mutter meinem Vater mal gesagt hat, dass es uninteressant ist, wenn er ständig davon redet, wie er bei der Arbeit nach einer Straße gesucht und aufgrund eines Rechtschreibfehlers erst spät gefunden hat. Das hat ihn beleidigt und sie verstand nicht wieso. Mein Bruder redet gerne über Minecraft, da kann ich einfach nicht zuhören. Soll ich weiterhin so tun, als wenn ich zuhören und schön höflich nicken und "ach wirklich?" sagen oder soll ich deutlich machen, dass er sich für dieses Thema andere Gesprächspartner suchen soll (habe ich im übrigen schon gesagt, er redet trotzdem ständig darüber)?
Genauso meine Mutter, sie redet ständig über ihr Fernstudium und geht dabei so tief ins Detail, dass kein Mensch mit ihrem Gerede mitkommt. Ihr habe ich auch einmal gesagt, dass sie ja gerne oberflächlich über ihr Studium reden kann (was irgendwelche Profs oder Kommilitonen verbocken oder sowas in der Richtung), aber eben nicht über den Inhalt, weil da keiner mitkommt und man nach 2 Minuten erzählen in Gedanken automatisch abschaltet. Letztens hat sie dann doch wieder darüber geredet, ich habe sie unterbrochen und meinte "Du, das ist jetzt für mich ungefähr so, wie wenn Papa dir erzählt, wie er heute seine Straßen gesucht hat". Daraufhin meinte sie "Stimmt doch gar nicht, das ist was ganz anderes. Du studierst doch auch" und war beleidigt. Ich rede nie über mein Studium und studiere auch etwas ganz anderes als meine Mutter, von daher sind wir inhaltlich eben nicht auf einer Ebene.
Wie reagiere ich nächstes mal, wenn ich mit einem Thema (was nicht mit einmal drüber reden vom Tisch ist, sondern mindestens wöchentlich wiederholt wird) zugeredet werde, wo ich automatisch in Gedanken abschalte und gar nicht richtig zuhören kann?
6 Antworten
Das ist kein einfaches Thema um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Jeder möchte eben Ernst genommen werden und seine Informationen/Belastungen loswerden. In Rhetorikkursen rät man hier zu einem Umschwung auf etwas Lustiges überzuleiten oder spontan etwas in den Raum zu werfen. Die Zuhörerer / Gegenüber ist dann erstmal perplex und denkt sich - hä? was will der jetzt von mir? :-)
Da du dich hier jedoch im familiären Umfeld befindest würde ich bei deiner Mutter wahrscheinlich laut gestikulierend Gähnen und sagen "Komm doch mal auf den Punkt!" "Was möchtest du mir mitteilen?" *mit einem Lächeln*
Vielleicht versteht sie dann auch, dass bei dir nur ein Overflow einsetzt.
Bei deinem Bruder wäre ich wohl auch so ehrlich und würde sagen "hmm, .. du mit deinem Minecraft.. kann ich mal so garnichts anfangen". *breites Grinsen*
Ich würde schon deutlich signalisieren, das ich mich für das Thema nicht begeistern kann, anstatt da ewig zuzuhören :-)
Na bei deinem Bruder würde ich dann wohl sagen:
"Du! Ich finde Bananenfische auch ganz toll. Die sind gelb und können fliegen, schon mal gesehen?"
oder
"Ich bin echt immer erstaunt wie die das im Supermarkt machen? "Sitzen die da in der Nachtschicht und rasieren die Pfirsiche um diese als Nektarinen zu verkaufen? Echt faszinierend, oder?"
oder
"OK - Ich muss mich jetzt wieder um meine Kaktusfarm kümmern" :-)
In vielen Fällen steckt ja hinter der eigentlichen Geschichte oder dem Thema, was wiederholt erzählt wird ja ein tiefes Anliegen, dass verstanden werden will.
Die Erzählung setzt sich dann sooft wiederholt oder ähnlich fort, bis dieser Wunsch dahinter verstanden wird, beispielsweise von dir.
Bei deinem Vater und der Straßensuche, könntest du dann nochmal nachfragen: So ein kleiner Fehler macht so große Schwierigkeiten. Das hat dich sehr gestresst, oder?
Und dann wird er wahrscheinlich "Ja" sagen und sich verstanden fühlen.
Und vielleicht wird er dann eine Schicht tiefer gehen und die Geschichte etwas emotialer erzählen: Ich habe das Gefühl, dass ich in letzter Zeit viele kleine Fehler mache und deswegen großes Chaos anrichte.
Und dann kannst du wieder weiter nachfragen: Fühlst du dich unkonzentrierter? Usw.
So wird die Endlosschleife aufgedröselt und erlischt.
Ach mein Vater ist nicht das Problem, er hat die Fähigkeit, seine Erzählungen interessant auszuschmücken, sodass ich kein Problem habe, 2 Stunden lang Straßensuchgeschichten zu hören. Es geht eher um die Erzählungen meiner Mutter "Wenn ich dies ausrechnen will, dann muss ich p mal q zum Quadrat plus r rechnen und dann noch die Wurzel ziehen. Aber wenn es sich auf x bezieht, dann muss ich keine Wurzel ziehen. Dieser kleine Unterschied ist doch völlig unwichtig. Aber ich habe jetzt einen Merksatz, damit ich nicht durcheinander komme. So kann ich mir übrigens auch den Aufbau einer Grafikkarte merken... blablabla" Das ist in etwa so anstrengend, wie wenn jemand mit dir Chinesisch spricht (wenn du kein Chinesisch verstehst) und von dir erwartet, dass du die ganze Zeit zuhörst. Versuchst du ihm zu sagen, dass du kein Wort verstehst und es dich auch nicht wirklich interessiert, dann ist diese Person beleidigt. Solche Leute stressen mich echt :D
Vielleicht hilft es, wenn du irgendwie ablenkst. Also , wenn jemand wieder anfängt mit einem Thema, dass schon zigmal durchgekaut wurde, dass du dann mitten im Satz sagst: Ich muss euch da unbedingt was erzählen. Mir ist heute das und das passiert. Rede möglichst einen längeren Text, der auch irgendwie spannend klingt, notfalls schmücke das, was du erlebt hast, ein bisschen aus. Und erzähle das möglichst so, dass die anderen Fragen stellen müssen, also verrate nicht gleich alles zum Anfang, mach die anderen neugierig. Und wenn ihr dann erstmal darüber redet, diskutiert, dann vergessen die anderen, dass sie gerade wieder einmal einen "alten Hut" zum zigsten Mal erzählen wollten.
Sei einfach ironisch. Sag beispielsweise:
"Wirklich, das ist ja toll !"
oder
"Haste das auf Video ?"
oder
"Klasse - das muss ich auch mal probieren. Ich freu mich schon drauf !"
Ironie ist eine prima Sache. Die Menschen fühlen sich dann nicht so direkt vor den Kopf gestossen.
Eine weitere Stufe wäre die Selbstironie. Die funzt in etwa so:
Mutter: "Weißt Du was das Schönste bei meinem Fernstudium ist?"
Du: "Vielleicht die Tatsache, dass ich immer so viele interessante Sachen von Dir darüber zu hören bekomme^^"
:-)
Das Ding hab ich heut grad durch.
Die allseits beliebte Sekretärin kam zu mir und laberte mich voll mit Zeugs, was schon längst erledigt war. Da ich mit der "Dame" nicht mehr diskutiere hab ich mir die Ohrenschützer aufgesetzt und den großen Winkelschleifer angeschmissen. Und weg war sie.
Wahrscheinlich wird sie jetzt ein paar Tage nicht mehr grüssen und nur noch das nötigste mit mir reden. Freundlicherweise.
Red Klartext, sag, dass Du nicht vollgelabert werden willst. Zeig auf die Wand und sag ihr, dass das ihre Klagewand ist.
Es ist zwar menschlich schmerzlich, aber manchmal muss das sein.
Danke! Also mein Bruder ist wirklich hoffnungslos, jedes mal wenn er damit anfängt, sage ich mittlerweile "ohhh neeeee nicht schon wieder dein Minecraft! Blablabla ich hör dir gar nicht zuuu, erzähl das wem anders", sodass er gar nicht mehr zu Wort kommt. Er ist dann auch nicht beleidigt, ich glaube er will mich damit sowieso nur mit Absicht ärgern :D Aber meine Mutter...manchmal fange ich mitten in ihrem Satz an zu grinsen und sage "du, ich kann dir nicht mehr zuhören" und zack, sie ist beleidigt. Naja, dann ist das halt ihr Pech.