Was spricht für und was gegen einen freien Willen?

8 Antworten

Sicher scheint mir nur Folgendes:

 
Was wir als unseren Willen betrachten, besteht aus zwei Komponenten:
  • aus einem durch unsere Psyche ( unsere Seele? ) erzeugten Willen 
  • und aus etwas, das unser Gehirn hervorbringt einzig und allein aufgrund von Signalen, die es aus dem Rest unseres Körpers empfängt.
     
    Dieser Teil ist ein uns von unserem Denkapparat aufgezwungener Willensanteil: etwas, das wir fälschlicher Weise mit für unseren Willen halten, das aber wohl kaum als freier Wille gelten kann.

Das Interessante daran ist, dass 
  • die erste Komponente — die rein geistige — die zweite Komponente zu modifizieren, besser vielleicht: zu verstärken oder abzu­schwächen in der Lage ist (bei geistig gesunden Menschen jedenfalls). 
 
Siehe auch http://greiterweb.de/zfo/FreierWille.htm#msgnr0-152 .
Astroknoedel  05.12.2015, 14:42

Schön gesagt, aber ist dir aufgefallen, dass diese Frage nur eine Variation des Laplaceschen Determinismus ist ?

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Die Beantwortung dieser Frage hängt stark davon ab, welche Grundeinstellung jemand hat wie z.B. (1) der Mensch als Teilhaber an göttlichem Wesen, als Teilhaber an geistiger Freiheit und Schöpferkraft oder (2) der Mensch als Teil der Natur, aus ihr entwachsen und in sie eingebunden. Aus beiden Positionen ergeben sich zwei vollkommen verschiedene Auffassungen von Freiheit. Das Ideal der ersten Einstellung ist eine absolute Freiheit, orientiert an göttlicher Allmacht und Ungebundenheit. Das Maximum an Freiheit der zweiten Einstellung ist in der Eingebundenheit in natürliche und gesellschaftliche Bindungen dennoch rationale Entscheidungen treffen zu können, also eher eine "relative Freiheit". Wenn man dann jedoch einen Freiheitsbegriff nach (1) zugrunde legt und eine Lebenssituation nach (2) diagnostiziert, ist die konsequente Schlussfolgerung, eine Freiheit nach (1) zu leugnen.

Epikur präsentiert uns ein Menschen- und Weltbild nach (2) und einen Freiheitsbegriff nach (2), der aber nicht statisch aufgefasst wird sondern dynamisch. Seine Philosophie soll den Menschen zu mehr eigenverantwortlicher Freiheit führen. Aufklärung und Wissen sind dabei Schlüsselbegriffe. Je mehr der Mensch weiß, desto weniger häufig tappt er in die Fallen von Unwissenheit und Zufall, desto mehr entscheidet er "mit der Natur" und nicht - meist auf verlorenem Posten - gegen sie. Die Schillersche Formel "Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit" bringt das auf den Punkt. Anders als bei Kant wird dabei Notwendigkeit oder Kausalität nicht als lückenlos interpretiert und abhängig vom Wissen des Menschen. Die Kehrseite dieser Freiheitsauffassung ist immer die Verantwortung, da in einer Welt der Resonanzen kein Handeln ohne Reaktion bleibt. Freiheit annehmen heißt immer auch, die damit verbundene Verantwortung annehmen.

Am letzten Satz oben gemessen erkennt man die Widersprüchlichkeit einer verbreiteten Einstellung der Gegenwart. Über die vielfältigen Wissenschaften müssten wir von vielerlei kausalen Zusammenhängen wissen. Auf jedem Arzneimittelbeipackzettel stehen immer auch die Nebenwirkungen aufgezählt. Und dennoch scheinen manche die fast kindische Einstellung einer Ungebundenheit zu pflegen eines "nach mir die Sintflut". In dieser Widersprüchlichkeit erscheint Freiheit als "Ich mache was ich will" wie eine pubertäre Trotzreaktion, als großes Dennoch.

Vielleicht kennst du das Zitat "der Mensch ist der erste Freigelassene der Schöpfung" (J.G. Herder)

Für den freien Willen spricht, dass der Mensch rational veranlagt ist und über sein Verhalten reflekrieren kann. Er ist fähig sein Handeln abzuwägen und zu bewerten. Allerdings vertrete ich eher die Sichtweise, dass der Mensch in keiner Weise frei ist. Er ist ein Geißel der Gesellschaft, die jedes Individuum in seiner Entfaltung einschränkt. Außerden gibt es das Gewissen (die Stimme Gottes, wie es oft heißt), was uns Vorgaben macht. Der Mensch ist determiniert durch die Erziehung und sein soziales Umfeld. Er kommt "neutral" auf die Welt und wir dann geprägt und - hart ausgedrückt - in die Gesellschaft involviert, was ohne eine Anpassung in das gesellschaftliche Muster nicht möglich ist.
Zusammenfassend ist der Mensch (meiner Meinung nach) gefesselt in der Determination.

Ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen :)

Für den freien Willen

  • Jeder Mensch kann immer "ja" oder "nein" sagen... er muss niemals "ja" oder "nein" sagen... selbst wenn man mit einer Pistole bedroht wird, muss man nicht tun, was diese Person von einem verlangt... man kann es tun, wenn man es nicht so schlimm findet - wenn es einen nicht so arg stört oder man kann sich lieber erschießen lassen...

Was spricht gegne den freien Willen?

Es kommt mir öfter so vor, als würde es schon einige Menschen geben, die alles übernehmen, was andere ihnen vorschreiben... sie denken so, wie sie denken sollen... sie handeln so, wie sie handeln sollen... sie treffen keine eigenständigen Entscheidungen... und achten genau darauf in die Norm reinzupassen... Sie tun nicht das, was sie selber gerne tun wollen, sondern das, was gesellschaftlich akzeptiert ist... aber so ein Verhalten ist - meiner Meinung nach - von Angst geprägt... wenn man sich gut aufgehoben und wohl fühlt, macht man sich keine Gedanken, ehrlich zu sagen, was einem gefällt und was einem nicht gut gefällt...

Ich z. B. habe einen freien Willen. Was sollte denn sonst der Anlass sein, dass ich irgendwas Bestimmtes mache. Es bedeutet aber nicht, dass der freie Wille immer durchsetzbar ist. Wenn ich diesen nicht durchsetzen kann, liegt es wiederum nicht daran, dass ich keinen freien Willen hätte. Das sind ganz einfach zwei verschiedene Dinge, die hier durcheinandergebracht werden.