Was sind Indizien und Beweise?

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Bei diesen Stammbäumen habt ihr euch sicher mit Evolution beschäftigt. Wenn man die Entwicklung von verschiedenen Tierarten erforscht, gibt es mehrere Ansatzpunkte. 

Zum einen können Forscher die Körpermerkmale heute lebender Tiere erforschen. Zwei nahe verwandte Arten haben viele Merkmale miteinander gemein - diese Gemeinsamkeiten sind dann Indizien dafür, dass sie sich aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt haben.

Um Aussagen über die Entwicklung zu machen, sind aber auch Fundstücke aus der Vergangenheit eine wichtige Indizienquelle. Bei dem Fossil des berühmten Urvogels Archaeopteryx sind sehr viele Merkmale zu finden, die indizieren, dass sich die Vögel aus kleinen theropoden Dinosauriern entwickelt haben.

Eine dritte, moderne Methode sind Genanalysen. Auch auf genetischer Ebene können Wissenschaftler gemeinsame Merkmale anhand der mitochondrialen DNS untersuchen und Verwandschaftsmuster erstellen, ähnlich wie bei einem Vaterschaftstest. Natürlich kann man hier aber nur noch lebende Tiere miteinander vergleichen - die DNS zerfällt nach dem Tod eines Lebewesen sehr rasch.

Trägt man all diese Indizien zusammen, lassen sich auch viele Beweise finden. Ein Beweis, in der Wissenschaft gebraucht man aber meist den Begriff "Beleg" beispielsweise für die Verwandtschaft von Dinosauriern und Vögeln sind die bei inzwischen fast allen coelurosauriden Theropodenfamilien nachgewiesenen Federn.

Man kann also zusammenfassend sagen, dass ein Indiz bloß ein Hinweis auf einen Sachverhalt ist, der aber durch ein Gegenindiz entkräftet werden kann. Ein Beleg hingegen ist ein eindeutig und direkt nachweisbarer Sachverhalt. 

Noch ein Beispiel aus der Paläontologie: als man die Knochen des Ichthyosaurus, eines Delfinartigen Meeresreptils aus dem Erdmittelalter fand, rätselten die Wissenschaftler, wie es sich wohl fortgepflanzt haben mochte. Die meisten Reptilien der heutigen Zeit legen ihre Eier an land ab, jedoch mutmaßte man schon damals, dass Ichythyosaurier lebende Jungen zur Welt brachten. Ein Indiz war die perfekt an ein Leben im Wasser angepasste Stromlinienform, die es dem Ichthyosaurus schier unmöglich gemacht hätte, an Land zu gehen. Auserdem hatte man bei einem gut erhaltenen Fund einen kleinen Ichthyosaurus im Leib eines größeren entdeckt, was die Forscher glauben ließ, sie hätten es mir einem trächtigen Muttertier zu tun. Da viele Reptilien aber auch Kannibalen sind, war auch dieser Fund nur ein Indiz. Erst ein weiterer, noch spektakulärerer Fund konnte die Theorie nun belegen und den Beweis liefern: in einem Fossil aus dem Solnhofer Plattenschiefer ist ein Muttertier genau im Augenblick der Geburt gestorben und versteinert. Es ist also nun als Fakt anzuerkennen, dass Ichthyosaurier lebendgebärend waren.

Wenn man in dem Kontext von "Beweisen" spricht ist das nur umgangssprachlich gemeint. Beweise existieren nämlich nur in der Mathematik, und auch nur dann innerhalb der Domäne der Mathematik OHNE Bezug zur Realität.

Wenn man umgangssprachlich von "Beweisen" spricht (auch im juristischen Sinne), meint man eigentlich "Belege", also Dinge, die man durch Beobachtungen und Experimente erfährt.

Ein Indiz ist die Vorstufe eines Beleges. Ein Indiz drückt aus, dass man sich gerade an einem Punkt befindet, der eine eingeschränkte Menge an Möglichkeiten offenbart, was der Grund einer Beobachtung oder eines Ergebnisses eines Experiments sein kann.

Der nächste Schritt ist, systematisch die identifizierten Möglichkeiten zu falsifizieren (testen), bis nur noch der Weg zur Verfügung steht, den man nicht als falsch ansehen konnte, was aber nichts über die Richtigkeit aussagt. Aber ab diesen Punkt ist das Indiz ein Beleg.

Es kann auch sein, dass man alle identifizierten Wege als falsch ansehen musste. Dann muss man neue Wege suchen.

In diesem Kontext geht es wahrscheinlich darum, wie eindeutig sich die Daten deuten lassen.

Heute, nach Vorreitern wie Thomas Bayes werden Belege oft über Wahrscheinlichkeiten verstanden. Ein Beleg (englisch "evidence") ist, was immer die Wahrscheinlichkeit einer Hypothese erhöht.

Das trifft auf Indizien gut zu. Indizien erhöhen die Wahrscheinlichkeit, aber ihr Vorhandensein muss keine besonders hohe Wahrscheinlichkeit bedeuten.

Der Begriff Beweis wird aber in der Regel als entscheidend verstanden. Ein Beweis erhöht ebenso die Wahrscheinlichkeit einer These, aber so sehr, dass die These überzeugend wird.

In der Mathematik erhöht ein Beweis die Wahrscheinlichkeit eines mathematischen Satzes auf 100%. ein bewiesener Satz kann gar nicht falsch sein. In der Wissenschaft wird der Begriff daher manchmal abgelehnt (wissenschaftlich lässt sich nichts zu 100% beweisen). Aber im Alltag wird er dennoch häufig gebraucht.

Ich kenne das von Columbo. Indizien deuten darauf hin, dass jemand den Mord begangen hat. Jemand war zum Beispiel zur falschen Zeit am falschen Ort oder jemand hatte einen Tag vorher Streit mit dem Opfer oder jemand hat ein Motiv.

Indizien beweisen nicht den Mord, sondern führen Columbo auf die Spur.

Mehrere Indizien zusammen können belastend wie ein Beweis sein. Dann, wenn man absolut nicht mehr von Zufall sprechen kann und es durch die Fülle an Indizien eindeutig wird.
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Eventuell kann man eine Parallele zur Biologie ziehen.

Indiz ist ein anderes für Hinweis oder Anzeichen.

Man findet also irgendeinen Hinweis auf etwas oder ein Anzeichen für etwas, für das man den Beweis antreten, also es beweisen, muss.