Was muß man tun um ernst genommen werden?
Leute die mir egal sind bzw die keine emotionale Bindung zu mir haben nehmen mich ernst. Ich weiß was ich will und ich sage das auch sehr deutlich. Leute die mir nahestehen fangen dann aber grundsätzlich an zu diskutieren und versuchen mich zu dem zu überreden was SIE wollen, bis ich nachgebe oder laut werde. Und dann wundern sie sich warum ich "plötzlich so böse" bin. Was für mich doppelt unangenehm ist weil ich nicht nur nicht ernst genommen werden, sondern dann auch noch Unfreundlichkeit vorgeworfen bekomme, obwohl ich sehr friedliebend und grundsätzlich auch ziemlich kompromissbereit bin (für den lieben Frieden). Wie verschafft man sich Respekt ohne dieses Theater?
3 Antworten
Ich denke, der Unterschied liegt hauptsächlich darin, dass einem mit nichtnahestehenden Menschen keine gemeinsame Geschichte verbindet, somit keine eingefahren Verhaltensmuster entstanden sind und völlig andere gegenseitige Erwartungen bestehen. Daraus ergibt sich eine Distanz, die es einem auch selbst ermöglicht, seine Standpunkte besser zu vertreten.
Ich kenne das Problem selbst und zwar in der Beziehung zu meiner Mutter. Wenn ich mich selbst beobachte, muss ich feststellen, dass ich bei ihr völlig anders reagiere wie bei allen anderen Menschen, meinem Mann eingeschlossen.
Das Verhaltensmuster meiner Mutter mir gegenüber ist seit der Kindheit dasselbe und ich regiere zu meiner Bestürzung zeit meines Lebens (bin nun 67!) auf dieselbe Weise. Zum Beispiel verteidige ich mich auf Vorwürfe ihrerseits grundsätzlich, was ich bei niemandem sonst tue. Das ist ein Reflex, gegen den ich angehe, aber kaum ankomme.
Bei nahestehenden Menschen wird bei Kontroversen auch meist die Beziehung in die Waagschale geworfen, was es natürlich ungleich schwieriger macht, seine eigenen Standpunkte konsequent durchzusetzen oder noch schlimmer, sie in vernünftiger Weise artikulieren zu können. Man ist selbst so sehr involviert, möchte u.a. vielleicht auch keine Zuneigung verlieren, dass man weit weniger Handlungsspielraum hat.
Eine instantane Lösung habe ich auch nicht. Ich kann nur sagen, dass man sein eigenes Verhalten beobachten sollte, die inneren Verhinderungstaktiken erkennt und vielleicht in einem längerdauernden Prozess sein Verhalten auch ändert. Was ich festgestellt habe ist, dass sich das, wie sich andere mir gegenüber verhalten, allein schon ändert, wenn sich in mir etwas verändert hat. Man tritt wahrscheinlich jemandem völlig anders entgegen, wenn man etwas in sich selbst durch und durch verändert und beschlossen hat.
Und falls so ein Gedanke wie der, eventuell selbst "schuld" daran zu sein, wie sich andere einem gegenüber verhalten, dann würde ich bitten, diesen Gedanken sofort zu verwerfen. Das ist keine Schuld, das ist ein Muster, das man nur selbst durchbrechen kann.
Respekt muss man sich meistens verdienen, indem man intelligente Dinge tut, wo sich andere Menschen denken "Der/die kann etwas, das finde ich gut."
Außerdem muss man Respekt selbst geben, bevor man ihn bekommt.
Um von meinen Angehörigen ernst genommen zu werden muß ich also "intelligente Dinge tun" die zeigen daß ich "etwas kann"? Was für ein Bullshit, sorry.
Der Respekt vor der Personalität des anderen sollte eine Grundvoraussetzung der Kommunikation sein.
Ernst genommen wird man vor allem dann, wenn das, was man sagt oder macht sich hinterher als richtig erweist. Dazu gehört aber auch eine gemeinsame Basis für die Unterscheidung zwischen richtig und falsch. Wenn diese Basis fehlt, dann ist eine entsprechende Verständigung nicht möglich, so lange nicht die persönlichen Wertesysteme in Frage gestellt werden. Letzteres ist wahrscheinlich der tiefer liegende Grund für die sich dann ergebene Problematik.
Hinweis: Wertesysteme haben axiomatischen Charakter. Eine letztendliche Begründung für sie kann es nicht geben.
P.S.: Ich war Fachbetreuer für Physik und Mathematik. Insbesondere in Physik ergeben sich manchmal knifflige Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind. Mein Lieblingskontrahent war ein Kollege (den ich auch als Freund bezeichne) der mir fachlich gewachsen war. Ich habe mich häufig mit ihm fachlich gestritten. Wesentlich dabei war aber, dass von beiden Seiten der jeweilige Respekt vor der Persönlichkeit des anderen nie in Frage gestellt wurde. Auch im (fachlichen) Streit haben wir uns gegenseitig wertgeschätzt.
Ich denke damit könntest du wohl recht haben.
Du hast dein soziales Milieu bzw die Art deines Umfelds nicht angegeben.
Das sind hauptsächlich Leute aus der unteren Mittelschicht. Also Leute die zwar arbeiten und davon leben können, aber nicht studiert haben oder so. Mit meiner Chefin z.B. habe ich diesbezüglich überhaupt keine Probleme, obwohl sie bei den Kollegen ziemlich unbeliebt ist. Hauptproblem sind meine Eltern und mein Partner, deswegen sind es da wahrscheinlich auch eingefahrene Verhaltensmuster und die unbewusste Angst vor Zurückweisung, sodass ich mich vermutlich dementsprechend anders verhalte denen gegenüber.
Eltern und Partner ist schon heftig. Da wäre vielleicht die Hilfe eines Psychologen angesagt. Es ist richtig, dass sich bestimmte Veraltensmuster manchmal verselbständigen und man keine Kontrolle mehr darüber hat. Das hat Ginkgo926 recht schön dargestellt. Wenn diese Verhaltensmuster aber auch auf den Partner angewendet werden, dann ist eine Korrektur angesagt.
Respekt vor der Persönlichkeit des anderen - genau das ist es was ich vermisse. Das Problem ist daß ich die anderen sehr wohl respektiere, die mich in meiner Persönlichkeit aber kaum, dadurch habe ich immer das Gefühl "den Kürzeren zu ziehen".