Was muss ich beim Pferdekauf alles beachten?

11 Antworten

  • Ich hoffe, Du bist aktive Reiterin und trainierst regelmäßig an einem guten Reitstall und bekommst guten und regelmäßigen Unterricht von einem fähigen Trainer/ einer fähigen Trainerin.
  • Vielleicht hast Du im Idealfall schon seit Jahren eine Reitbeteiligung und kennst Dich richtig gut mit Pferden aus.
  • Dann hoffe ich, dass Du über extrem gute finanzielle Mittel verfügst und locker 800 bis €1000 im Monat über hast, sowie ein vernünftiges Sparguthaben im Rücken, wenn das Pferd mal plötzlich krank wird. (2.000 - 3.000€ sind da leider unter Umständen mal so gar nichts).
  • Darüber hinaus solltest Du 4 Stunden am Tag gut erübrigen können, die dann dem Pferd gewidmet werden. Und das bei jedem Wetter und an jedem Tag.
  • Denn eine Reitbeteiligung ist mitunter eine Entlastung, fällt aber ganz gerne auch schon mal von jetzt auf gleich aus und dann muss man selber ran - auch wenn es eigentlich nicht passt.
  • Das erste eigene Pferd sollte man nicht alleine kaufen. Am idealsten ist die Unterstützung des Trainers/ der Trainerin, der/ die einen auch reiterlich beurteilen kann und Ahnung von Pferden hat.
  • Man sollte nie, nie, nie, nie, niemals aus Mitleid kaufen, weil die Geschichte rund um das arme Pferd so traurig ist (Scheidungsopfer, Krankheit des Verkäufers, Krankheit des Pferdes, was auch immer) denn am Ende hat jedes Pferd eine Geschichte und als Käufer weiß man so oder so nie was Wahrheit oder gelogen ist. Allein deshalb hilft es, jemanden an seiner Seite zu haben, der emotional abgebrühter als man selber ist und Ahnung von Pferden hat.
  • Pferde von einem guten Händler würde ich so manches mehr eher kaufen, als von privat. Gelogen und betrogen wird so wohl als auch. Und auch deshalb braucht man Menschen mit Pferdeverstand an seiner Seite.
  • Niemals kaufen ohne große Ankaufsuntersuchung.
  • Als erstes Pferd immer ein gut ausgebildetes und zuverlässiges mit einem gute Charakter und keinen speziellen Macken und Eigenarten, die ein Greenhorn überfordern
  • Ein erstes eigenes Pferd muss Spaß machen. Man muss Vertrauen haben können. Wenn man schon Ausreden sucht, damit man nicht reiten muss, weil man am Ende dann doch Angst vor dem eigenen Pferd hat, ist die Spirale schon längst so weit unten, dass die meisten es nicht mehr drehen können.
  • Ein kleiner Selbstversorgerstall mit unbeleuchtetem Reitplatz und nur ganz wenigen anderen Reitern, die man kaum sieht, taugt nicht, wenn man als Pferde-Erstie noch so viele Fragen hat und sich mit vielem nicht auskennt.
  • Reitbeteiligungen dürfen nie als finanzielles Zubrot gerechnet werden, um das Pferd zu finanzieren. Man muss sich das alles locker auch ohne leisten können. Denn so eine RB ist unter Umständen auch von Jetzt auf gleich Geschichte.
  • Man braucht als Pferdeneubesitzer Menschen, die einem helfen, Trainer, die guten Unterricht geben und Reitbedingungen, die ideal sind.

Frage deinen Reitlehrer oder einen anderen kompetenten Pferdemenschen nach Rat! Alles andere geht schief.

Derjenige kann dir direkt bei der Suche helfen, schauen was für dich geeignet ist, mit zum Probereiten und zur AKU kommen, schauen dass alles gut geht und dir in der Anfangszeit zur Hilfe stehen.

Von Experte Sallyvita bestätigt

irgendeine ausgabe der FN richtlinien für reiten und fahren beschäftigt sich auch mit dem pferdekauf und der gesetzeslage und den verträgen und einer checkliste.

nicht alleine losgehen - lass deinen trainer das pferd aussuchen und fahr mit ihm/ihr zusammen hin. besser wäre, wenn der trainer alleine hinfährt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Ausschließlich mit der eingehenden Beratung durch den Reitlehrer deines Vertrauens. Die Investition in eine entsprechende Provision wäre es mir allemal wert, die Beurteilung eines Fachmanns, der meine Fähigkeiten ebenso einschätzen kann wie die Qualität der infrage kommenden Pferde. Alles weitere ergibt sich dann von selbst.

“Dont‘s“: ein Kauf ohne solche Beratung. Und ein Kauf ohne mehrmaliges Probereiten und Kennenlernen des infrage kommenden Pferdes, auch durch unangekündigte Beobachtung (denn manches Pferd ist zum Termin ruhiggestellt, und benimmt sich im Alltag völlig anders).

Das lässt sich (leider) nicht so einfach beantworten. Ein Pferd zu kaufen ist nicht wie ein Autokauf. Da geht man nicht einfach hin, fährt das Ding Probe und kauft es. Da muss man viel ausprobieren, abklären, etc.

Um dir mal einen kleinen Überblick zu geben, was mir von meiner Reitlehrerin geraten wurde, als ich mir vor einem halben Jahr mein erstes Pferd gekauft habe:

  • min. 5 Jahre alt (ich bin aber auch im Umgang mit Pferden keine blutige Anfängerin mehr), maximal 14 Jahre alt.
  • min. A-Springen gegangen (da ich als Freizeitreiterin auch irgendwann mal mit meinem Pferd Turniere gehen und springen will, kam hier nur eine solide "Grunderfahrung" des Tieres infrage)
  • Dressurplatzierung optional
  • min. 8.000,00 € (und dann hat man schon ein sehr gutes Freizeitpferd), maximal 15.000,00 €
  • Stockmaß: 148 cm bis 170 cm (ich bin nicht die größte Person, von daher kam alles über dem letzten Wert für mich nicht infrage)

Das sind meine Kriterien gewesen. Bei dir sehen die vielleicht aber ganz anders aus. Dazu ist wichtig zu wissen, auf welchem reiterlichen Niveau du dich bewegst, wie erfahren du im Umgang mit den Tieren bist (vor allem bei Jungpferden wichtig), und was du mit dem Tier jetzt und später mal machen willst.

Hol dir auf jeden Fall jemanden mit ins Boot, der dich in diesen Punkten gut und vor allem realistisch einschätzen kann und der dir beim Pferdekauf beratend zur Seite steht. Dann geht es vor allem erst einmal viel um Anzeigen wälzen. Ich habe meiner RL damals Anzeigen und Inserate weitergeleitet, aber die meisten hat sie erst einmal aussortiert. "Nicht genügend Go zum Sprung" oder "der Reiter riegelt zu viel/kann das Tier kaum bremsen" etc. Das was sie gesehen hat, habe ich nicht gesehen, dazu fehlte mir einfach die Erfahrung, obwohl ich seit ich laufen kann auf dem Pferd sitze. Genau wie dir fehlte mir da einfach der Blick für. Das ist aber nicht schlimm, dafür gibt es ja die "Profis".

Von gefühlt 50 Anzeigen über facebook, ehorses, ebay und diversen anderen Plattformen, auf denen Pferde inseriert werden, habe ich mir hinterher vielleicht 8 Pferde angesehen. Meine RL hat bei befreundeten Händlern angerufen und mich dorthin geschickt. Dort habe ich mehrere Pferde ausprobiert, bevor ich meinen Wallach gekauft habe.

Wenn es dann mal soweit ist, und du zum Probereiten gehen kannst, frage den Verkäufer Löcher in den Bauch. Lass dich keinesfalls abwimmeln oder unter Zeitdruck setzen. Bestehe darauf dabei zu sein, wenn das Pferd fertig gemacht wird, damit du genau sehen kannst, wie es sich verhält. Lass es dir vorreiten, bevor du selbst aufsteigst. Wenn du dann schon ein erstes positives Bild hast, setze dich selbst drauf. ABER NUR DANN! Wenn du ein schlechtes Gefühl hast ist es nicht verwerflich zu gehen oder sich ein anderes Pferd (bei einem Händler) zeigen zu lassen, das den gesteckten Rahmenbedingungen entspricht.

Du wirst merken, wenn du DAS Pferd gefunden hast. Das ist wie Liebe auf den ersten Blick. Es passt einfach.

Unbedingt mehrere Pferde ausprobieren, nicht gleich das erste kaufen, auch wenn man ein gutes Gefühl hat. Seriöse Verkäufer gewähren dir auch ein zweites oder drittes Probereiten. Bei diesen Terminen würde ich eine erfahrene Person mitnehmen, die sich das Pferd dann auch nochmal anguckt. Erst, wenn sie das Ok gibt und du dir absolut sicher bist, dein Pferd gefunden zu haben, würde ich es kaufen.

Wenn du dein Pferd gefunden hast - und bitte bedenke: Das kann nach Wochen aber auch erst nach Monaten der Fall sein, je nachdem wie lange du suchen musst, um es zu finden - mache in jedem Fall eine AKU. Meiner Meinung nach auch eine große. Die kostet zwar etwas mehr, aber dann bist du auf der sicheren Seite. Händler bieten an, dass die AKU von deren Tierarzt übernommen wird. Dann musst du den Ergebnissen dieses Arztes vertrauen. Oder sie bieten dir an, dass du einen eigenen Tierarzt dafür beauftragen kannst. Die Kostenübernahme wird i. d. R. im Kaufvertrag ausgehandelt. Da gibt es Verkäufer, die die Kosten übernehmen, dann welche, die sie sich mit dir teilen oder du musst sie alleine tragen. Wenn der Verkäufer dich keine AKU machen lässt: FINGER WEG!! Auch wenn es vielleicht das erhoffte Pferd ist. Dann stimmt in der Regel irgendetwas nicht.

Lies dir den Kaufvertrag genau durch. Seriöse Verkäufer geben dir die Möglichkeit, das Tier nach einer Frist zurückzugeben, wenn etwas nicht passen sollte. Bedenke: Probereiten stellt immer nur eine Momentaufnahme dar.

Setze dich niemals auf ein Pferd, welches unter dem Einfluss von irgendwelchen Medikamenten steht. Wenn du das Gefühl hast, dass Schmerzmittel oder Beruhigungsmittel etc. im Spiel sind oder der Verkäufer dir erzählt, dass das Tier, das du dir angucken willst, gerade sediert wurde, dreh dich um und geh. Seriöse Verkäufer machen sowas schon gar nicht, aber es gibt leider immer wieder schwarze Schafe. Deshalb eignen sich auch mehrere Probereittermine. Bei diesen kann man dann feststellen, ob das Pferd vielleicht anders läuft als beim ersten Mal.

Lass dir kein Pferd verkaufen nach dem Motto: "Wir haben es für 8k inseriert, aber weil du so toll reiten kannst, verkaufen wir dir es für 6k". Das sind alles Maschen, um dich übers Ohr zu hauen.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Nimm dir jemanden mit, der dich und dein reiterliches Können kennt, geh mit dieser Person die Anzeigen durch und lass dir später von dieser Person beim Kaufvertrag helfen. Ziehe ggf. einen Anwalt zu Rate zwecks der Formulierungen.

Mach alles in Ruhe und ohne Zeitdruck, denn nichts ist schlimmer, als sich hinterher ein Pferd gekauft zu haben, das nicht zu einem passt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigenes Pferd