Was macht man als Praktikant, wenn man einen Patienten im Krankenhaus persönlich kennt?
Ich leiste gerade den letzten Abschnitt meines Krankenpflegepraktikums ab. Leider liegt auf Station, der ich zugeteilt wurde, der Vater meiner Reitlehrerin, den ich auch persönlich kenne und jahrelang täglich gesehen habe. Ich fühle mich unwohl, in sein Zimmer zu gehen und ihn nackt oder auf dem Toilettenstuhl zu sehen, auch da seine Verwandten, die ich alle sehr gut kenne, ihn häufig besuchen kommen. Daher bemühe ich mich darum, dass ich mich ausschließlich um andere Patienten kümmere. Nur leider haben die Krankenschwestern kein Verständnis und meckern, ich solle mich als zukünftige Ärztin an solche Situationen gewöhnen und mich nicht so anstellen. Auch habe ich das Gefühl, dass sie mich, seitdem sie davon wissen, fast ausschließlich zu ihm schicken möchten, z.B. um ihn zu füttern, ihn zu waschen oder auf den Toilettenstuhl zu setzen, obwohl ich stets vorschlage, ich könne einem anderen Patienten, der ebenfalls gerade auf Hilfe angewiesen ist, helfen, den die Krankenschwestern aber dann übernehmen wollen.
Bisher konnte ich dieser Situation noch entfliehen, aber die Stimmung auf der Station wird immer schlechter. So wurde mir schon häufig vorgeworfen, ich würde mich als Oberärztin aufspielen, was sogar schon zur Stationsleitung vorgedrungen ist.
Ich brauche einen guten Rat, wie ich weiter vorgehen soll :)
PS: Es geht ihm wirklich nicht sehr gut und er benötigt bei fast allem Hilfe. Auch ist er bestenfalls mit einem OP-Hemd bekleidet oder nur halb zugedeckt. Die Station selbst ist überbesetzt, was ich von der Stationsleitung erfahren habe, und die Krankenschwestern sitzen sehr häufig nur irgendwo und trinken Kaffee.
6 Antworten
Auf der einen Seite haben alle Recht, Du solltest damit kein Problem haben. Nur finde ich es absolut unsozial, da nicht auf deine Probleme ein zu gehen. Habe eigentlich alle schon mal an den Patienten gedacht ? Er ist lebendig, er hat auch Gefühle und kann Dinge wahrnehmen, der merkt doch auch ganz klar, dass Du ein Problem hast.
Man muss sich mal in seine Lage versetzen. Hilflos und in wirklich Schambehafteten Dingen auf die Hilfe anderer angewiesen, dann noch das Gefühl der Pflegekraft mitbekommen, dass diese lieber grad auf dem Mars wäre als bei ihm im Patientenzimmer.
Das die Kollegen das dann auch noch drauf anlegen finde ich unmöglich. Klar musst du an dir arbeiten, dass sowas für dich kein Problem ist, aber auf biegen und brechen, und vor allem nicht zum Wohle aller geht gar nicht.
Übrigens super Praktikum/Ausbildung : "Hier mach ma und zier dich nicht!"
Mir hilft es in solchen Situationen die Sache objektiv zu betrachten. Der Mann braucht Hilfe also gebe ich ihm Hilfe, dass tue ich nach besten Wissen und Gewissen. Sowas wie falsche Scham oder vermeindliche Ablehnung helfen ihm nicht weiter und sind auch völlig unangebracht.
Hallo Zuckermaus99,
Suche doch ein Gespräch mit der Stationsleitung. Dass du einen Patienten nicht betreuen möchtest, weil du eine persönliche Beziehung zu ihm hast, ist nachvollziehbar und völlig in Ordnung.
Viele Krankenhäuser haben dazu sogar Richtlinien erlassen, die eben dies untersagen. Das geschieht nicht nur zum Schutz und zur Wahrung der Würde des Patienten, sondern auch um dich als Fachperson und doch persönlich Betroffene zu schützen. Für dich kann es sehr belastend sein, nahe Freunde zu pflegen, gerade wenn es ihnen nicht gut geht, und der Ausgang ungewiss ist.
Argumentiere doch so mit der Stationsleitung. Es ist dann ihre Aufgabe, dich von deinen Pflichten dem Patienten gegenüber zu entbinden, und das auch den Pflegefachkräften auf der Station zu vermitteln.
Es kann dann natürlich immer noch vorkommen, dass du mal die Glocke quittierst. Jedoch nicht, dass du bei ihm eingesetzt wirst, wenn du andere nötige Aufgaben in dieser Zeit erledigen kannst. (Wie Essen eingeben bei einem anderen Patienten).
Alles Gute,
Jean-Louise
Hallo, eigentlich ist es im Pflegeberuf so dass man alle Patienten unvorbehalten gleich behandelt.Es gibt ja die Schweigepflicht.
Als Praktikantin bist Du für alles zuständig. Eigentlich solltest Du über der Situation stehen, lieben Gruß
Was machst du als Ärztin, wenn du Bekannte behandeln musst und dabei deren Intimbereich siehst? Oder sollen dich deine Bekannten bei bestimmten pflegerischen Arbeiten nicht sehen? Dann darfst du dich über Reaktionen deiner Kollegen nicht wundern!
Ich gebe den den Krankenschwestern Recht. Wenn du Ärztin werden möchtest solltes du bereit sein jedem Meschen zu helfen, egal ob er dir fremd oder bekannt ist.
Außerdem sollte dir das nicht unangenehm seien! Die angehörigen sind die zu 200% dankbar, dass du dich um ihn liebe voll kümmerst. Und er ist auch dankbar für deine Hilfe!
Du wirst öfters mit solchen Situationen konfrontiert werden, versuche dir also eine Herangehensweise zu erarbeiten, um damit besser klar zukommen. Vielleicht geben dir die erfahrenen Krankenschwestern Tipps.