Was ist mit Schopenhauers "wollen" Aussage gemeint?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Das Zitat kann man eigentlich nur richtig mit Kenntnis von Schopenhauers Willens-Philosophie verstehen. Es wird interessanterweise aber auch oft einfach so in den Raum geworfen. Im Kern und vereinfach ausgedrückt geht es Schopenhauer darum, dass wir zwar tun, was wir wollen (bzw. der Wille „will“), aber den Willen nicht beeinflussen können. Also keine Willensfreiheit im umgangssprachlichen Sinn haben. Der Wille ist nach Schopenhauer eine Art vernunftlose Kraft, die jedem Lebewesen, aber auch unbelebten Dingen innewohnt

Es geht um die heute noch kontroverse Frage nach der Willensfreiheit und dem Determinismus.

Ist unsere Welt wie ein Uhrwerk, dass vorherbestimmt ihren Gang geht. Oder haben wir den Willen, der uns die Kontrolle über das Leben gibt?

Ob wir Fahrrad fahren wollen, können wir nicht bestimmen. Aber wenn wir mit dem Fahrrad fahren möchten, können wir das auch tun. Schopenhauer nimmt in der Frage nach Willensfreiheit oder Determinismus eine Mittelstellung ein.

https://www.arthur-schopenhauer-studienkreis.de/Determinismus-Freiheit/determinismus-freiheit.html

Nachoz 
Fragesteller
 09.01.2024, 19:23

Vielen, vielen Dank!!

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Das Beispiel mit dem Fahrrad ist sinnlos. Bessere Beispiele:

Jemand will eine Zigarette anzünden. Ich nehme ihm das Feuerzeug weg. Der Andere regt sich auf und will das Feuerzeug zurück. Ich sage ihm: ,,Du wolltest doch aufhören zu rauchen, aber jetzt willst Du rauchen. Das heißt: Der Ausdruck ,,Wollen" hat zwei Bedeutungen: Einerseits einen Wunsch haben und andererseits der direkte Anlaß zu einer Tätigkeit.

Und Schopenhauer meinte, dass der Wille als Anlaß zu einer Tätigkeit nicht immer vom Willen als innere Wunsch beeinflußt wird, sondern dass es manchmal durch Gewohnheiten, Suchte, gesellschaftliche Gewohnheiten und andere Faktoren gesteuert wird.

Ein Junge wollte Hilfe beim Vater holen, und dieser antwortet: ,,nicht jetzt, ich will die Steuer-Erklärung fertig machen". Eigentlich hasst er diese Tätigkeit, aber trotzdem will er jetzt diese Arbeit machen.

Der Satz macht insofern Sinn, als dass man nicht beeinflussen kann, was man wollen will. Ich weiß nicht, ob das noch wer kennt, aber mir geht es tatsächlich so, dass ich manches will, was ich nicht wollen will. Übrigens können psychische Erkrankungen aber auch Psychopharmaka das Wollen beeinflussen