Was ist Genderfluid?
Ich habe wohl die letzten Monate unter einem Stein geschlafen. Jedoch meinte mein (nun ehemaliger) Arbeitskollege mit welchen ich mich früher eigentlich recht gut verstand, dass er wohl "Genderfluid" ist. Ich dachte erstmal es wäre sowas wie Bi-Sexualität, doch wurde dahingegen berichtigt, dass es eine Art "flüssiges Geschlecht sei, dass alle Formen annehmen" kann.
In jedem Falle hat er mich dabei ertappt wie ich mit einigen Arbeitskollegen über ihn unterhalten habe (Waren keine Lästereien; völlig harmloser Plausch). Er meinte, dass ich ihn nicht mit "er" ansprechen bzw ihn als ein "er" bezeichnen soll. Er redete auch von spezifischen Personalpronomen und meinte er wäre zufrieden, wenn ich ihn wie einer meiner anderen Arbeitskolleginnen anspreche. Die Umgewöhnung fiel mir aber schwer, weshalb es mir damals so einige Male öfter rausrutschte ala "Alles Klar bei dir, Mann?". Letztenendes hat er sich dann bei meinem Chef beschwert, der ebenso nicht aus diesem "Genderfluid" schlau wurde, was wiederum dazu geführt hat, dass er kündigte. Im Nachhinein kam heraus, dass er meinte am Arbeitsplatz gemobbt zu werden. Das ist etwas was ich keiner meiner Kolleginnen und Kollegen zutrauen würde.
Was soll das alles heißen? Hat er dieses dritte Geschlecht, welches Deutschland eingeführt hat? Falls ja: Was ist es überhaupt? Transvestitismus?
2 Antworten
Er möchte einfach mit "sie" angesprochen, nicht mit "er", wenn ich das richtig verstanden habe. Sollte er/sie allerdings auch Verständnis für haben, dass nicht jedem diese Umgewöhung sofort gelingt. Denn die meisten Menschen sind es gewöhnt, mesnchliche Wesen des männlichen Phänotyps als "er" und menschliche Wesen des weiblichen Phänotyps als "sie" zu bezeichnen. Das ist nun mal die grammatikalische Konvention, an die sich die meisten Menschen halten.
Dieses sofortige Opfersein ist eben genau das Problem bei Leuten, die wollen, dass die genger-fluidity-Geschichte ernst genommen wird. Man kann nicht Leute mit was völlig Neuem konfrontieren und dann erwarten, dass die schlagartig und fehlerlos ihr Verhalten umstellen. Ich sage auch "Was los, mann?" oder "Was los, alter?" zu meinen weiblichen Bekannten. Die denken deshalb auch nicht, dass ich sie für männlich halte, weil sie Wortwahl von Aussage bzw. Sprechakt trennen können. Die wissen, dass der Inhalt meiner Aussage ist "Hallo, schön dich zu sehen!", und nicht "Ey, du bist doch ein Mann, oder?".
Es ist schon extrem empfindlich so abhängig davon zu sein, was für Wörter andere benutzen, um total harmlose Dinge auszudrücken. Das heißt nicht, dass man auf diese Befindlichkeiten nicht Rücksicht nehmen soll, aber man muss doch irgendwie ein Bewusstsein dafür haben, wie unverhältnismäßig solche Forderungen und solche Ansprüche sind.
Auch ein Transsexueller weiß doch, dass, auch wenn er ein Mann ist, die Beschaffenheit seines Körpers anderen suggeriert, dass er eine Frau ist. Und dass das verwirrend sein kann für Leute.
Gender fluid bedeutet einfach, dass man sich weder der (kulturell bedingt) männlichen, noch der (kulturell bedingt) weiblichen Geschlechterrolle zugehörig fühlt, sondern was Eigenes ist. Inwiefern das was besonderes sein soll, abseits von einer eigenen Identität, und was das mit Sprache zu tun hat, verstehe ich allerdings nicht.
Ich bin auch ein Mann, aber suche mir selber aus, was für mich Männlichkeit bedeutet und was nicht. Was Weiblichkeit bedeutet, ist mir egal, da ich keine Frau bin. Das nennt sich einfach "Identität". Und wenn mich jemand mädchenhaft findet, dann lache ich ihn halt aus oder boxe ihn. :D
Immer mit der Ruhe. Transvestitismus ist etwas ganz anderes und heutzutage ein Schimpfwort.
Wenn dein*e Kolleg*in genderfluid ist, dann solltest du they am besten mit "they" ansprechen, wie ich es mache, oder je nachdem, wie they sich kleidet, mit weiblichen oder männlichen Pronomen. They ist kein Mann. They fühlt sich manchmal weiblich, manchmal männlich und manchmal eher androgyn.
Wenn they sich gemobbt fühlte, kann ich das verstehen. Es gibt nichts Schlimmeres, als ständig falsch angesprochen zu werden. Mir geht es genauso.
Und ja, insofern handelt es sich um ein drittes Geschlecht.