Was ist das Gegenteil von der gesamten Existenz?

11 Antworten

Hallo Philipp,

Wenn wir z.B. die Raumzeit betrachten, mag sie sich abstrakt modellieren, aber wir können sie auch beobachten. Sie beinhaltet alles, was wir so kennen oder auch noch nicht kennen.

Ein Gegenteil wäre deren Abwesenheit - und damit auch die Abwesenheit von Raum wie von Zeit. Wir können da aber nicht von einem Nichts sprechen - zumal wir zumindest etwas Raumzeitloses philosophisch gedanklich beschreiben können. So mögen wir sogar einen eigenen raumzeitlosen Anteil vermuten.

Ob wir dann von einem Gegenteil per se sprechen wollen - eher von etwas, was zusammengehören mag, sich gegenteilig "verhält", wir es nur (noch) nicht denken oder verstehen können.

Gerade etwas Raumzeitloses geht in seiner Modellierung in etwas Universalen wie auch Absolutes. Da wäre ein Gegenteil etwas Spezifisches wie Relatives. Spezifisch mag z.B. eine menschliche Handlung sein - während Universalität eher in Richtung einer menschlichen Attitude, aus der heraus dann Handlungen erwachsen, gedacht werden kann.

Relativ wären Begriffe wie "gut" oder "schlecht" - durchaus mit einer Attitude wie Handlung zu assoziieren. Begriffe wie Einheit, für alle gleichermaßen Fülle und größtmöglicher Freiheitsgrad sind absolut und auch aus Raumzeitlosigkeit herleitbar. Hier kann man von einem Gegenteil dieser Begriffe - deren Abwesenheit - sprechen, wobei dieses Gegenteil weder "gut" noch "schlecht" sein muss. Letzeres läge in der Betrachtung eines Individuums - damit wieder gegenteilig zu einer Universalität.

Analog dazu kann man eine Gegenteiligkeit von Licht und Dunkelheit betrachten. Dabei ist Dunkelheit die Abwesenheit von Licht - und eigentlich kein Gegenteil.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:Hobby

Hallo Philipp3141!

Die Philosophie unterscheidet grundsätzlich das "Sein" vom "Nichts". In der untergeordneten philosophischen Disziplin der Metaphysik wird weiter unterschieden zwischen "Absolutes Nichts" und dem "Relatives Nichts".

Demzufolge wäre das absolute Nichts ein Zustand, der im Sinne der Logik nicht erreicht werden kann, da das Sein nicht nur die Existenz, sondern auch alles umfasst, dass nicht beobachtet oder bewiesen werden kann. Das würde beispielsweise ein Konzept wie Gott miteinschließen, da Gott gedacht werden kann.

In der Physik hingegen betrachten wir es etwas anders.

Wir kennen prinzipiell nur das Etwas. Ein Nichts können wir uns einfach nicht vorstellen, da wir von unserer Welt (bzw. dem Universum) wissen, dass sie immer in jeglicher Hinsicht aus Etwas besteht.

"Außerhalb" unseres Universums herrscht jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit das Nichts. Das gilt auch für andere Beobachtungshorizonte wie z.B. den Urknall.

Vor dem Urknall gab es nichts (auch keine Quantenfluktuationen) und wir können uns das gar nicht vorstellen, weil unser menschliches Gehirn stets die Vorstellung von Etwas benötigt, um überhaupt darüber nachdenken zu können.

In dem Zusammenhang verwenden wir in der Physik auch den Begriff "Singularität". Ein Zustand der weder physikalisch noch mathematisch Sinn ergibt, weil die Naturgesetze selbst ihre Bedeutung verlieren bzw. nicht existieren.

Hier noch ein interessantes Video zu dem Thema:

(bitte den religiösen Titel nicht beachten, es geht in dem Kontext nur um Physik)

https://www.youtube.com/watch?v=eQVm8RokoBA

Viele Grüße
ScienceBuster

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Absolut versus relativ.

Null und nichts soll mathematisch nicht identisch sein, vielleicht hilft die Vorstellung dass null definiert ist aber Nichts nicht.

Das ist in etwa so, als suchst Du das Resultat einer Mathematischen Operation, bei der durch Null geteilt wird. Jedes Ergebnis ist möglich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jahrzehnte langes Stammtisch-Praktikum unter Gutgelaunten.
Philipp3141 
Fragesteller
 30.07.2021, 19:49

Wenn die gesamte Existenz kein Gegenteil hat, dann ist es das einzige was kein Gegenteil hat. Somit muss es "Non-Dual" sein.

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Philipp3141 
Fragesteller
 30.07.2021, 19:59
@Willwissen100

Ich rede von der Gesamtheit der Existenz, als alle "Ist" und alle "Nicht-Ist" Anteile.

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Philipp3141 
Fragesteller
 30.07.2021, 20:18
@Willwissen100

Tatsächlich wurde Descartes Grundsatz schon zwei mal revidiert.

Als Menschen durch experimentation mit psychedelischen Substanzen und spirituellen Praktiken herausgefunden haben, auch ohne ihre Gedanken existieren zu können (Auflösung des Ich-Gefühls, bekannt als "Ich-Auflösung"), wurde es zu "Ich bin, also denke ich".

Das Sein kommt vor dem Denken. Du bist nicht diese Person im Kopf. Die Person ist eine Maske die dein Gehirn als Identität angenommen hat, welche auf einem komplexen Gedankenkonstrukt aufbaut.

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Die Zweite Revidierung wirst du mir nicht glauben, klingt viel zu absurd:

Weder ist es "Ich denke, also bin ich" noch ist es "Ich bin, also denke ich". Das Konzept von "Bewusstsein" als ein "Jemand" innerhalb von "Welt", ist tatsächlich genauso ein (wenn auch unglaublich faszinierendes) Konstrukt des menschlichen Gehirns.

Mithilfe von Sprache hat das menschliche System die Welt in seperate "Dinge" geteilt - die Welt "verdinglicht", tatsächlich existiert aber keins dieser Konzepte in der realen Welt. Auch abstrakte Konzepte wie "Elektrik", "Organik" und "Bewusstsein" existieren nicht real.

Durch unsere (unter anderem) "Verdinglichte" Weltwahrnehmung erschaffen wir eine imaginäre Polarisation der Welt. So erleben wir oben als gegensätzlich von unten, innen als gegensätzlich von außen, und auch "Ich als wahrnehmender" als gegensätzlich von "die wahrnehmbare Welt".

Die gesamte Existenz an sich ist aber "Non-Dual". Sie hat kein Gegenteil. Nichts im Universum ist in irgendeiner Form fassbar, begreifbar oder kategorisierbar, weil jeder Verständnisversuch wieder eine imaginäre Trennung und damit eine Polarisation entstehen lassen würde, zwischen "Alles innerhalb dieser Idee" und "Außerhalb dieser Idee". Die gesamte Existenz (und dazu gehört auch "Baum", "Mensch" und "Bewusstsein"), ist aber eine einzige undifferenzierte Energie, ein einziger Prozess, welcher kein reales Außen besitzt.

Somit ist jede Idee, jedes Konzept, jede Form von Verständnis rein fiktiv und imaginär. Weder gibt es "Leben", noch "Bewusstsein" oder einen "Wahrnehmenden" noch etwas "Wahrnehmbares". Alles ist weder "Etwas" noch "Nichts", daher absolut unbegreiflich.

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Willwissen100  30.07.2021, 20:26
@Philipp3141

Das geht so in die Richtung, dass wir alle auf einem Trip sind, ausser diejenigen, die gerade Shit rauchen. Die sind in der realen Welt.

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Philipp3141 
Fragesteller
 30.07.2021, 20:45
@Willwissen100

Noch vor 5 Monaten hätte ich mir nicht ansatzweise vorstellen können, so ein "shit" zu labern wie jetzt. niemand würde bezweifeln, dass er existiert und eine reale person mit realem bewusstsein in einer realen Welt ist. Doch das sind alles nur fiktionen.

Das geht so in die Richtung, dass wir alle auf einem Trip sind, ausser diejenigen, die gerade Shit rauchen. Die sind in der realen Welt.

Sozusagen ja. Tatsächlich! Vorallem: Du empfindest dich als getrennte Instanz, als individuelle Person mit komplett anderen Individuen, wo wir nach heutigem Wissenschaftlichen Stand von einem "unerklärlichen Emergenzphänomen" ausgehen, dass Materie ab einem bestimmten Punkt ein einzigartes und einmaliges Bewusstsein entstehen lässt, somit jedes "Ich" nur ein einziges mal in der Geschichte der Existenz existiert.

Tatsächlich ist es aber viel verrückter: Das Prinzip von Emergenz ist nur ein Platzhalter für ein Phänomen, dass wir uns mit unserer gegenwärtigen konzeptbasierten Erklärungsweise durch eine durch Sprache verzerrte Weltwahrnehmung nicht erklären können. Fast wie Gott am Ende einer Gleichung zu setzen nach dem Motto: "Joa, so passt dit. Macht sinn."

Das Problem dahinter ist, dass wir die Welt irgendwann in getrennte Dinge geteilt haben und jetzt irgendwie versuchen, diese Puzzlestücke zusammenzufügen alá "Wann wird Materie lebendig", "Wie entsteht Bewusstsein", "sind Viren tot oder lebend"?

Das Problem liegt darin, dass wir glauben dass es wirklich einen unterschied gibt zwischen "Leben", "leblos", "Organik", "Elektronik", etc.

Es ist ein einziger, untrennbarer Prozess mit fließenden Übergangen. Und weißt du was?

DU BIST DIESER PROZESS. Du kannst kein getrenntes Bewusstsein sein, weil diese Trennungen von Anfang an nur fiktiv waren.

Du bist die gesamte Existenz. Nur an diesem speziellen Ort den du "dein Gehirn" nennst, entstand in dir (als das Universum) ein weiteres Wahrnehmungszentrum, welches du im Laufe der Zeit als deine Identität "Willwissen100" angenommen hast.

Aber dieser Text hier den ich gerade schreibe, DEN SCHREIBST DU DIR GERADE SELBER! Du bist jedes Ich-Zentrum welches Existiert, und du spielst die Welt von innen, weil es nichts außerhalb von dir gibt, und vergisst für kurze Zeit, wer du bist!!

Das was du wirklich bist, ist unsterblich, weil es niemals geboren wurde. Das was stirbt, ist diese spezifische Form die du für ein paar Jahrzehnte annehmen wirst, aber das bist nicht du.

Und ja, genau. Hohe Dosen von Psychedelika können diese Illusion kurzzeitig außer Kraft setzen, und dich die Welt so wahrnehmen lassen, wie sie ist. Wenn man davon keine Ahnung hat, ist das der Punkt, an welchem man Verrückt wird und glaubt, Jesus oder Gott zu sein. (was beides zutrifft, aber diese Menschen beziehen das auf ihre Person im Kopf, was eine falsche Assoziation ist).

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Willwissen100  30.07.2021, 20:57
@Philipp3141
Das Problem liegt darin, dass wir glauben dass es wirklich einen unterschied gibt zwischen "Leben", "leblos", "Organik", "Elektronik", etc.

Ich warte schon lange darauf, dass einmal jemand feststellt, dass nicht nur Menschen und Tiere ein Bewusstsein haben. Erste Wissenschaftler meinen, dass Bäume bewusst kommunizieren. Ich denke aber, dass dieses Bewusstsein noch in ganz anderen Objekten vorhanden sein muss. Wo genau die Grenze zur toten Materie ist, ist schwierig abzuschätzen.

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Philipp3141 
Fragesteller
 30.07.2021, 21:08
@Willwissen100

Es existieren keine realen Grenzen. es sind rein fließende Übergänge.

Auch die Idee, dass es sowas wie "Objekte" gibt, ist rein fiktiv. Die echte Welt besteht nicht aus "Objekten". Objekte sind teil von nomenbasierter Sprache.

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Das Gegenteil des "Absoluten" ist nicht das "Relative", sondern das "nicht Absolute".