Was ist autistisches Verhalten?

5 Antworten

Es gibt kein bei allen Autisten gleiches Verhalten. Die Syndrom-Beschreibung wurde mittlerweile so "verwaschen und ausgehöhlt" (Metapher), dass viele verschiedene Menschentypen darunter fallen.

Sehr häufig sind allerdings:

  • Hochsensibilität. Sie gilt sogar als ursächlich für die meisten Symptome. Suchbegriff für weitere Recherchen ist "Intense World Theory". Unsere Sinne sind überdurchschnittlich empfindlich und stumpfen nicht alterskonform ab.
  • Reizfilterschwäche. Die vielen Sinneseindrücke werden unscharf getrennt, so dass sich z.B. ein Gespräch auf der Straße kaum vom Hintergrundrauschen unterscheiden lässt. Die Nicht-Autisten denken dann, wir würden ihnen nicht zuhören - dabei hören wir bloß viel zu viel.
  • Introversion. Wenn wir im Gesprächsthema nicht absolut firm sind, hören wir lieber zu, statt ständig selbst zu plappern. Die Gründe sind vielschichtig: Manchen Autisten fällt nichts Relevantes ein, andere können ihre bildlichen Gedanken nicht schnell genug für ein Echtzeit-Gespräch ausformulieren, wieder andere wurden zu oft "blöd angemacht" und trauen sich nicht mehr zu reden. Der Effekt kehrt sich jedoch um, wenn wir uns mit dem Gesprächsthema gut auskennen: Dann fachsimpeln wir wie der sprichwörtliche "Wasserfall". (Die Nicht-Autisten halten uns dann abwechselnd für geistlos und angeberisch...)
  • Tiefgründigkeit vs. Ignoranz: Wenn uns ein Thema interessiert, dann befassen wir uns in aller Tiefe damit und lernen möglichst alles darüber. Im Gegenzug ignorieren wir Dinge, die uns nicht interessieren. Zum Beispiel laufen viele Autisten in eher zweckmäßigen Klamotten herum, weil sie sich absolut Null für Mode interessieren. Gleichzeitig sind sie in der Freizeit extrem sozial engagiert, weil sie sich z.B. für Naturschutz, Flüchtlingshilfe, Tierschutz oder sowas interssieren und es dort so viiieeel zu helfen gibt, dass sie nie geistig abschalten können. In der Schule zeigt sich das Phänomen so, dass Autisten oft in manchen Fächern genial und in anderen miserabel sind.
  • Muster und Marotten. Weil die rasante Außenwelt für Hochsensible ziemlich anstrengend ist, suchen wir Struktur und Ruhe darin, dass wir bestimmte Dinge immer gleich tun. Mache Autisten haben minutengenaue Zeitpläne für den Alltag, andere sortieren ihre Sachen immer ordentlich und so weiter.
  • Flucht in den Verstand. Wenn wir die irrationalen sozialen Empfindlichkeiten unserer Mitmenschen nicht nachvollziehen können, versuchen wir meistens, die Leute mit dem Verstand zu begreifen. Die Nicht-Autisten nennen uns dann "gefühllos" - dabei sind wir mit dem Mitfühlen nur am Ende, weil wir dieselbe Situation völlig anders empfinden würden und daher nach alternativen Verständiswegen suchen.
  • Zweckmäßigkeit wichtiger als Anpassung. Wir unterwerfen uns nur dem Gruppenzwang an, wenn das auch einen Sinn hat. Dinge die einfach nur dumm sind, werden auch dann NICHT mitgemacht, wenn alle es machen. Absolut vernünftige Dinge tun wir auch dann, wenn sonst keiner sie macht. Darum werden wir oft zu Außenseitern. Aber da wir mit Menschen eh ständig in Konflikte geraten oder uns an ihren Gesprächen kaum aktiv beteiligen könnten, ist das halb so wild.
kiniro  05.05.2015, 23:33

Jetzt nimm zwei Autisten, die sich (in belebter Umgebung) unterhalten.

Da ist mindestens einer, der den anderen akustisch nicht versteht.

So ist das oft bei Tochter und mir.

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Das Verhalten ist auch bei Aspergern unterschiedlich. Wie bei NTs halt auch.

Schüchternheit (betrifft mich ebenfalls) zähle ich jetzt nicht zu den Merkmalen eines Aspies. Unsicherheiten in Bezug auf größere Menschenmengen - kommt mir ebenfalls bekannt vor.

Sich wie ein "Alien" vorkommen? Ja - so irgendwo mittendrin stehen und nicht wissen, wie es weitergeht.

Ich selbst wende zwar gerne Ironie an, habe aber auf der anderen Seite Schwierigkeiten selbige immer als solche zu erkennen.

Ich brauche eine direkte Ansprache. Also, wenn einer Hilfe benötigt, dann mir bitte direkt sagen "ich hätte gerne Hilfe bei XY"

Mimik deuten klappt manchmal und manchmal nicht.

Bei Gesprächen komme ich einerseits kurz angebunden (und schnodderig) rüber. Andererseits kann ich über - für mich interessante - Themen sehr ausführlich reden.

Mit Mathe habe ich nicht so viel am Hut. Dafür bin ich eher im sprachlichen Bereich zu Hause. Bekomme z.B. die Krise, wenn ich "seit ihr da?" oder "seid wann kennst du X?" oder schlimmere Rechtschreibfehler lese.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema

Hi, ich habe ebenfalls das Asperger Syndrom und habe mich darüber informiert. Zu den Merkmalen zählen : wenig bis gar keinen Augenkontakt, sogenannte Spezialinteresssn (bei mir ist es z.B Allgemeinbildung, Synthesizer und Musik), diese Interessen dominieren die Aspies. Sie können wahre Genies auf diesen Gebiet sein. (Also Vorteile) Aspies sind sehr schüchtern. Asperger Autisten brauchen Struktur und brauchen gereglete Tagesabläufe. Das sind allerdings nur einige Beispiele. 

Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte. 

Liebe Grüße Sarah

also mein freund ist autist. 

seine auffälligkeiten sind : zangsverhalten ( in der küche sowie im bad müssen alle gegenstände so stehen wie er sie hinstellt und das punkt genaos verschiebe oder stelle ich sie falsch hin richtet er sie sofort ) 

unfähigkeit der mimik und gestik ( ich kann an seiner mimik nicht ablesen ob er sauer, fröhlich ect ist, gestik ich kann nicht deuten was er mir gestiklich sagen will.)

emotionale binungen : er hat probleme bindungen einzugehen wenn er diese eingegangen ist ( beispiel meine rennmäuse) dann kommt er mit aprupten beendigungen dieser bindung nicht oder nur sehr schwer klar 

körperliche nähe suchen aber gleichzeitig menschen meiden : 

er sucht extrem die körperliche nähe meinerseits hat aber im gleichen zug eine abneigung gegen menschen 

LadyLaraC 
Fragesteller
 04.05.2015, 19:53

Kommt mir bekannt vor. Vor allem das letztere. Ich will auch körperliche Nähe zu einer gewissen Person haben, vermeide sie aber...

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Nabula  04.05.2015, 20:00
@LadyLaraC

ich gebe zu es ist nicht einfach mit einem autisten eine beziehung zu führen, das gleiche ist es aber auch mit einem borderliner mit einem bordi eine beziehung zu führen kann zur hölle werden

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halbsowichtig  05.05.2015, 09:41

Ob das echtes Zwangsverhalten im medizinischen Sinne ist, oder ob er einfach eine Insel von fester Struktur in der chaotischen Welt braucht, könnte nur ein Experte beurteilen. Bei Autisten ist beides ähnlich wahrscheinlich.

Das mit der Mimik ist ein klassisches Symptom. Andersrum dürfte es übrigens genauso sein: Deine Mimik ist für ihn kaum zu verstehen und ein direkter Blick auf die Augenpartie führt oft zu sofortiger Reizüberflutung.

Mit dem abrupten Ende einer Bindung, z.B. wenn das Haustier stirbt, kommen auch die wenigsten Nicht-Autisten klar. Man schaue sich hier die vielen verzweifelten Fragen von verlassenen Teenies und verwaisten Tierfreunden an ... ;-) Insofern würde ich das nicht als autistische Eigenschaft bezeichnen.

Dass man Bindungen schwer aufbaut, liegt eher an schlechten Erfahrungen, als am Autismus selbst. Wenn man eine ganze Kindheit lang ständig missverstanden und herumgeschubst wurde, wird man intuitiv extrem vorsichtig.

Dass wir Körperkontakt nur mit ganz besonderen Menschen mögen, liegt an der Hochsensibilität. Jede Berührung ist ein greller Schmerz, sogar Händeschütteln kann übel weh tun. Bei ganz besonderen Vertrauenspersonen relativiert sich das dann auf ein "normales" Niveau.

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Nabula  05.05.2015, 18:15
@halbsowichtig

Mit dem abrupten Ende einer Bindung, z.B. wenn das Haustier stirbt, kommen auch die wenigsten Nicht-Autisten klar. Man schaue sich hier die vielen verzweifelten Fragen von verlassenen Teenies und verwaisten Tierfreunden an ... ;-) Insofern würde ich das nicht als autistische Eigenschaft bezeichnen.

korrekt nur glaube ich ( ich habe es nicht weiter ausgeführt da es zu lang gedauert hätte) das die wenigsten nicht autisten bei einer apprupten beendigung die wohnung zertrümmern sich besaufen um die emotionen zu unterdrücken und komplett am rad drehen.

also so ist es zumindest bei meinem freund bei ihm wurde der austismus bereits im kindsalter festgestellt interessanterweise hat seine jüngere schwester ebenfalls autismus,

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halbsowichtig  08.05.2015, 15:42
@Nabula

das die wenigsten nicht autisten bei einer apprupten beendigung die wohnung zertrümmern sich besaufen

Das tun auch die allerwenigsten erwachsenen Autisten. Für mich klingt das mehr nach einer Impulskontrollstörung.

Aber bei minderbemittelten, nicht-autistischen Männern soll es vorkommen. Man nennt es dann "häusliche Gewalt" oder so ähnlich. ;-)

interessanterweise hat seine jüngere schwester ebenfalls autismus

Das war zu erwarten. Auch seine Eltern dürften leichte autistische Züge aufweisen, die sich bei den Kindern quasi zum vollen Syndrom summiert haben. Denn Autismus ist fast immer erblich.

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