was heißt dieser Satz? (sehr schwer zu verstehen) Expressionismus

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Der ganze Satz ist in seiner Aussage klar, denke ich: Er reiht Konzepte und Sachverhalte aneinander, die von Vertretern des Expressionismus abgelehnt werden. Im Einzelnen:

Bürgerlichkeit: Germeint ist nicht die Gesellschaftsschicht/-klasse, sondern ein Lebensstil, eine geordnete, vorhersehbare Lebensweise, die das Leben schematisch ausrichtet, auf ein bestimmtes Ordnungskonzept setzt und jede Abweichung davon ablehnt. Der Spießer ist das Symbol dieses Lebensstils schlechthin.

Positivismus: Bezeichnung für eine wissenschaftstheoretische Richtung, die jede Metaphysik ausschließt, aber auch jede erkenntnisleitende Theorie. Eigentlich verzichtet der Positivismus auf ein "Weltbild", sondern beschränkt sich auf eine instrumentelle Herangehensweise an Gegebenes ...

Philosophischer Materialismus: Vereinfacht: Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Die materiellen Gegebenheiten bestimmen die Möglichkeiten des Denkens und der Erkenntnis, auch die Willensbildung; bestimmte gesellschaftliche Formationen, technische Mittel und Lebensweisen bringen bestimmte Einstellungsmuster hervor. (Der praktische Materialismus ist das, was man im Alltag darunter versteht, wenn man jemanden einen Materialisten nennt: Jemand, für den nur Sachwerte zählen.)

Wirklichkeitsnachbildung im Naturalismus: Der Naturalismus als ästhetische Richtung zielte auf die Abbildung der tatsächlichen Realität anstelle einer beschönigten. Der Fokus wurde auf einfache Menschen und ihre typischen Leben, Arbeiter, soziale Probleme gelegt. Oft wird nur die Oberfläche gezeigt und die Sinnebene vermieden.

Impressionismus: Erklärt sich von selbst: Die subjektiven Eindrücke sind Gegenstand der Darstellung; Gegenbewegung zum Naturalismus.

Kapitalismus: Eine Gesellschaftsformation, die auf Privateigentum an Produktionsmitteln (alles, was der Produktion dient, Fabriken, Maschinen, Läden ... der Möglichkeit, Geld zu verdienen durch die Produktion von Waren; als Ware kann hier alles gelten, was käuflich erworben werden kann, in dem Sinne auch Dienstleistungen), Geldwirtschaft und der Möglichkeit der ungehinderten Akkumulation von Geld und Waren beruht. Der Austausch von Geld und Waren findet auf dem Markt statt. Die Preisbildung wird durch das Spiel von Angebot und Nachfrage bestimmt. Sowohl Anbieter als auch Nachfrager treten in Konkurrenz zueinander. Der Kapitalismus ist die Wirtschaftsform des "jeder gegen jeden", woraus sich vermutlich dir Ablehnung durch die Expressionisten begründet.

Industrielle Revolution: Wirtschaftliche und soziale Veränderungen in der Folge der technischen Entwicklungen im 18./beginnenden 19. Jahrhundert. Maschinelle Ausrichtung der Produktion, Aufbau von Fabriken, Ausweitung des Bergbaus (Begründung der Kohlegewinnung), Entstehung der Arbeiterschaft, sprunghaftes Anwachsen der Städte, Elektrizität und Kraftfahrzeuge. Der mechanische Rhythmus der Fabriken bestimmt den organischen der Menschen, deren Bedürfnisse den Anforderungen der industriellen Produktion unterworfen werden.

Der Expressionismus als Gegenbewegung zu den Negativbildern setzte auf das Pathos des sich selbst definierenden heroischen Menschen, der sich in großen Gesten und Gefühlswallungen gefällt. Viele Expressionisten begrüßten (anfangs) den Krieg, den sie als eine auch psychische Reinwaschung begriffen, bis sie feststellten, dass Krieg unter industriellen Bedingungen nur mehr ein Schlachthaus ist. Angesichts von massiver Artillerie und Giftgas hat sich jedes "Heldentum" erledigt - Überleben ist nur noch eine Frage des Glücks, gerade an der richtigen Stelle gewesen zu sein. Kampf und der Akt des Tötens ist nur noch ein Handgriff wie das Umschalten eines Hebels. Zum Expressionismus gibt es eine Reihe von Artikeln bei Wikipedia (gegliedert nach künstlerischen Bereichen), in denen das näher ausgeführt ist. ;-)