Was heißt denn vergeben?

9 Antworten

Vergeben heißt weder vergessen noch das Geschehene als gut zu betrachten.

Im Grunde schließt man mit dem Geschehenen nur ab, so daß ein normaler respektvoller Kontakt wieder möglich wird. Man wirft es dem Verursacher von persönlichem Leid einfach nicht mehr länger vor. Man reduziert die Person auch nicht mehr nur auf das Schlechte, was diese getan hat. Man neutralisiert sich emotional also.

Ob man regelmäßigen Kontakt zu der Person haben will ist jedoch wieder ein anderes Thema. Eine Pflicht zur Freundschaft gibt es nicht. Nur zu respektvollem Umgang miteinander, wenn man sich begegnet.

Vergebung schützt Dich vor Sünden, die Du begehen würdest, wenn Du Dich in Hass-und Rachegefühlen verlierst.

Sie dient also eher Dir als dem Vergebenen. ;)

Du wirst durch Deine Vergebung in der Lage sein, Feindesliebe überhaupt zu praktizieren. Weil Du demjenigen, der Dir weh getan hat, dann trotzdem helfen wirst, wenn es die Situation erfordert. Die meisten Menschen neigen ja dazu, jemandem, der ihnen mal irgendwann irgendwas angetan hat, sämtliche Güte zu verweigern. 

Wenn Gott das mit uns machen würde, wären wir echt am A... ;)

Vergebung ist eine wahrhaft göttliche Tugend. :)

warehouse14

Es gibt den Spruch "ich kann vergeben aber nicht vergessen". Heißt du musst nicht wieder mit ihm befreundet sein, aber evtl das du ihm nicht mit Hass und Missmut entgegen trittst, also wie einem normalen bekannten eben. Wenn es euer beider Wunsch ist wieder befreundet zu sein, dann ist das auch gut. Wenn nicht dann nicht.

Da habe ich einmal - in einer Antwort hier auf gutefrage.net, ich weiß aber nicht mehr genau, wo - eine Definition gelesen, die mir wirklich sehr gut gefallen hat:

"Vergeben bedeutet, den anderen so behandeln, wie wenn er das, was wir ihm vergeben, nie getan hätte."

Aus meiner Sicht stößt diese Definition nur da an Grenzen, wo wir aufgrund desjenigen Fehlverhaltens, das wir vergeben wollen oder bereits vergeben haben, berechtigterweise Angst vor der betreffenden Person haben, so dass wir es vernünftigerweise nicht mehr wagen können, ihr so gegenüberzutreten, als wenn die Sache niemals vorgefallen wäre. Abgesehen von diesem Ausnahmefall finde ich die oben zitierte Definition wirklich sehr hilfreich.

Davon, dass wir vergeben, profitieren wir selbst meist sogar noch mehr als die Person, der wir vergeben - es lohnt sich, das auszuprobieren!

Bei der Praxis des Vergebens spielt es auch eine Rolle, welche Religion man hat (weniger, welcher man rein äußerlich angehört, als welche man der inneren Überzeugung nach hat). Im Neuen Testament der Christen finden sich zum Beispiel sehr klare Hinweise zum Thema Vergebung.

Trotzdem muss man im konkreten Fall natürlich selbst abwägen, ob eine Freundschaft mit einem Menschen, der uns enttäuscht hat, nach dieser Enttäuschung noch bzw. wieder genauso möglich und wünschenswert sein kann wie vorher.

Alles Gute!

Nein. Wenn man jemanden vergibt heißt es nicht, das man auch wieder befreundet sein muss.

Hallo anitaadrijan,

wenn du vergibst, dann entlastetst du dich selbst auf jeden Fall psychisch. Du hast dann mit der Sache abgeschlossen, und vielleicht kannst du auch das Verhalten deines "Freundes" verstehen.

Aber du bist nicht Gott.

Du hast eine neue Situation, die dich zu nichts mehr verpflichtet. Das kann sein, dass du ein neues Verhältnis zu ihm aufbaust. Das kann auch sein, dass du den Kontakt mit ihm völlig abbrichst, weil kein Vertrauen mehr besteht oder/und die Liebe eben tot ist.

Du bist frei in der Entscheidung.