Was heißt das „wieso ist Zeit relativ“?

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genauso wie der weg von punkt A nach punkt B unterschiedlich lang sein kann, je nachdem welche route du nimmst, so kann auch der weg durch die raumzeit (=die zeit die für jemanden entlang dieser route vergeht) zwischen ereignis A und ereignis B unterschiedlich lang sein, je nachdem welche route durch die raumzeit man nimmt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Physiker (Teilchenphysik)

Das bedeutet, dass für jeden die Zeit anders vergeht. Beim einen schnell, beim anderen zieht die sich.

Da Zeit abhängig von Masse ist, ist die "Geschwindigkeit" in der sie verläuft abhängig von der Position an der "gemessen" wird. So altert der Kopf eines Menschen bspw. in einer Milliarde Jahren um sieben Sekunden schneller als seine Füße, weil diese sich näher am Erdboden befinden, wo eine geringfügig stärkere Schwerkraft wirkt.

woher das kommt: das folgt aus der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit.

Die sogenannte Lichtgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit, mit der Realität sich ausbreitet. Nichts was Ruhemasse (und damit kinetische Energie*) hat kann diese Geschwindigkeit erreichen, und nur weil Photonen keine Ruhemasse haben, haben sie diese Geschwindigkeit, daher der Name.

Der Name kommt auch daher, dass man früher glaubte, das Licht brauche ein Medium, in dem sich elektromagnetische Wellen ausbreiten (so wie Schallwellen in Luft), den sog. Äther. Die Frage, woran dieser Äther räumlich festgemacht sei, führte zum Michelson-Morley Experiment, bei dem eigentlich erwartet wurde, dass mit der Geschwindigkeit der Erde durch den Äther unterschiedliche Geschwindigkeiten des Lichts in unterschiedliche Richtungen gemessen würden. Überraschung: kein Unterschied, also kein Äther (es sei denn er würde zufällig ausgerechnet an der Erde festgemacht sein). Daraus geht nicht nur hervor, dass es keinen Äther gibt, sondern dass diese Geschwindigkeit eine in allen Inertialsystemen gleiche Naturkonstante und damit nicht überholbar ist, denn wenn man versucht den Strahl einer Taschenlampe mit dem Auto zu überholen, ist er relativ zum Auto genauso schnell wie relativ zur Taschenlampe.

Erst hier setzt die spezielle Relativitätstheorie an, die mit recht einfacher Mathematik (Lorentz-Transformationen) darlegt, was das für Auswirkungen auf Zeiten und Längen (und auch die kinetische Energie*) in bewegten Systemen hat.

*) Kinetische Energie enthält einen Term der Lorentz-Transformation wie Zeiten und Längen. Wenn man ein Fahrzeug in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, geht mit wachsender Geschwindigkeit ein immer größerer Anteil der zugeführten Energie in immer weniger Geschwindigkeitszuwachs und lässt für den äußeren Beobachter das Fahrzeug immer träger erscheinen - die Lichtgeschwindigkeit wird nie erreicht.

Weil die Zeit unterschiedlich schnell vergeht, je nachdem wie sich verschiedene Bezugssysteme relativ zueinander bewegen und je nach der an einem bestimmten Ort wirkenden Gravitation. Raum und Zeit verändern sich, weil die Lichtgeschwindigkeit (aus Weg durch Zeit) in jedem Bezugssystem absolut ist, d.h. mit rund 300'000 km/s immer gleich ist, es gibt keine "Differenzen" zu eigenen Geschwindigkeiten.

Die Zeit ist laut Einsteins Relativitätstheorie somit relativ, wenn sich z.B. ein Bezugssystem relativ zur Erde bewegt, verläuft dort von der Erde aus gesehen die Zeit langsamer. Der Begriff Gleichzeitigkeit verliert bei verschiedenen Bezugssystemen seine Bedeutung.

Ebenso dehnt sich die Zeit unter dem Einfluss der Gravitation (am Ereignishorizont eines Schwarzen Lochs steht sie von der Erde aus gesehen sogar still). Während die ins Schwarze Loch fallende Person ihren Zeitablauf "normal" empfindet, bleibt für den Beobachter auf der Erde die fallende Person am Ereignishorizont stehen. Es gibt keine Gleichzeitigkeit.

https://www.wissenschaft.de/allgemein/wenn-die-zeit-still-steht-2/#:~:text=Am%20Schwarzen%20Loch%20erstarrt%20der,da%C3%9F%20es%20Schwarze%20L%C3%B6cher%20gibt.

Woher ich das weiß:Recherche