Was hat unsere Tanne?
Hallo! Wir brauchen dringend Hilfe. Seit kurzem ist unsere Tanne unten und in Stammnähe braun geworden. Die Nadeln fallen dann einfach ab. Je weiter oben desto weniger schlimm ist es. Als Info: Wir haben letztes Jahr den Garten erneuert und eine Unkrautfolie (wasserdurchlässig) weitflächig unter der Tanne ausgelegt und viele Holzschnitzel darunter verteilt. Natürlich haben wir sofort gedacht, dass es daran liegen könnte und die Folie entfernt. Außerdem wässern wir die Tanne nun sehr viel. Evtl. Liegt es ja aber auch garnicht daran und es ist ein typisches Krankheitsbild einer anderen Ursache. Vllt helfen die Bilder. Der Stamm ist sehr fein und komplett mit Harz voll, als ob es aus vielen Stellen oder beinahe überall austreten würde.
3 Antworten
Hallo,
Bin mir nicht absolut sicher mit der Baumart, aber insbesondere die Rinde sieht mir gar nicht tannen-, aber sehr fichtenähnlich aus. Am ehesten scheint es mir eine Stechfichte, Picea pungens, zu sein.
Harzfluss ist bei Nadelbäumen eine Reaktion auf Rindenverletzungen, die der Baum damit zu verschließen versucht. Das können auch sehr kleine Verletzungen sein, wie sie Borkenkäfer beim Einbohren verursachen. Hier dient es auch dazu, die Käfer praktisch zu ertränken und den Angriff so abzuwehren. Dass der Harzfluss überall um den ganzen Stamm auftritt, wäre typisch für Borkenkäferbefall. Die Hauptschädlinge unserer einheimischen Fichte, die Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher, könnten durchaus auch mal zwischendurch eine aus Amerika stammende Stechfichte mitnehmen.
Die gute Nachricht: Solange der Baum noch frisches Harz produziert, kämpft und wehrt er sich noch! Aber dass er nun anfängt, Nadeln zu verlieren, ist ein schlechtes Zeichen. Wenn es Borkenkäfer sind, dann wirst du nun bei wärmeren Temperaturen braunes Bohrmehl am Stammfuß und au Rindenschuppen finden. Ein Waldbesitzer hat mal die griffige Formulierung gefunden "als ob jemand Kaffeepulver ausgeschüttet hätte!" Viel mehr als abwarten kannst du leider nicht tun, wenn es so ist, dann wird der Baum absterben, ein Gegenmittel gibt es nicht.
Danke für die Antwort.... dann bleibt mir wirklich nur warten?
Hallo Baummann403
Holzschnitzel haben ein sehr weites C/N Verhältnis (Kohlenstoff/Stickstoff- Verhältnis):
Zuerst müssen da Pilze die Vorarbeit leisten, um das zu zersetzen.
Dann kommen Bodenlebewesen und spezielle Bakterien.
Diese Bakterien benötigen für ihre Zersetzungsarbeit Stickstoff. Weil sie sich explosionartig vermehren, wird dem Boden plötzlich viel Stickstoff entzogen. Dieser Stickstoff fehlt dann der Pflanze, in dessen Wurzelbereich das holzige Material sich befindet.
Deswegen muß man, wenn man sehr kohlenstoffreiches Material wie Holzspäne, Stroh oder ganz arg: Sägemehl! ausbringt, zusätzlich als Ausgleich viel organischen Stickstoffdünger, wie zum Beispiel Hornspäne, diesem holzigen Material hinzufügen.
Ob das nun der Grund ist für die plötzliche Verbräunung , läßt sich mit absoluter Sicherheit nicht sagen.
Solche Krankheitsbilder sind oft das Ergebnis eines multifaktoriellen Geschehens.
Möglicherweise war der Baum schon vorbelastet.
Meine Überlegung bezieht sich ausschließlich auf den Text in deiner Fragestellung.
Der ein oder andere hat ja nun schon sehr entschlossen geantwortet, dass es sich um Borkenkäfer Befall handeln könnte. Sollte ich dennoch versuchen zu düngen?
Du hast durchaus recht und eigentlich habe ich mir das so ungefähr zunächst auch gedacht.
Deswegen habe ich die Holzschnitzel als Grund für die Verbräunung nicht absolut gemacht.
Es ging mir eher darum, allgemein darauf hinzuweisen, daß ein solch holziger "Dünger" mit Stickstoff angereichert werden muß.
Wenn ich mir das Bild betrachte, bilde ich mir ein, im Augenwinkel eher Holzflocken als Holzschnitzel zu sehen. Das ist sehr fein gehobeltes Holz und wird entsprechend wohl schneller zersetzt. Und es sind nicht geringe Mengen, die ich da sehe.
Es könnte auch Magnesiummangel eingetreten sein. Vieleicht nützt Bittersalz noch etwas. Viel zu verlieren hat der Baum wohlnicht mehr.
Borkenkäferbefall. Der läuft unter der Rinde. Kratzt mal was finde weg, dann sieht man sicherlich Laufspuren.
Ich kann leider keine gute Nachricht geben, die Tanne wird gefällt werden müssen über kurz oder lang.
Danke für deine Antwort. Das hört sich so an als wärst du dir da sehr sicher. Ich hoffe nicht, dass das der Fall ist. Kann ich denn nichts tun?
Wenn die Hackschnitzel erst letztes Jahr ausgebracht wurden, dann kann die Zersetzung eigentlich noch nicht so weit sein, dass bereits ein starker Stickstoffentzug stattgefunden hat. Außerdem:
Stickstoffmangel bei Nadelbäumen kenne ich eigentlich gar nicht, sie haben einen sehr geringen Stickstoffbedarf. Und wenn, dann sollten die Symptome sich doch eher in Form einer Chlorose, also Gelbfärbung der Nadeln und nicht in einem Absterben mit sofortiger Braunfärbung zeigen!
Und vermehren Harzproduktion kann eigentlich auch nicht von Stickstoffmangel kommen!