Was hat eure Kindheit geprägt?

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Heute bin ich 76Jahre alt. Als ich so ca. 7 Jahre war musste ich zusehen, wie meine Kinderfreundin aus der Nachbarschaft nackt auf den Küchentisch gelegt wurde und ihr mit dem Kochlöffel kräftig der Po verhauen wurde. Sie war so 6Jahre alt. Mich hat das als Spanker geprägt!

ich hatte als KInd einen "Schrat", das war ein hässlicher, bärtiger Zwerg aus Gummi-Kunststoff mit Bart. Aus normalen Puppen machte ich mir nie was, aber den Schrat liebte ich. Ich liebe bis heute norwegische Trolle.

Als ich 10 war, bekamen meine Eltern einen jungen Schäferhund, den ich auch sehr liebte. Aber als ich in der Schule war und meinen Schrat/Troll nicht mitgenommen hatte, wurde er von dem jungen Schäferhund zerfetzt. Ich war sehr traurig darüber, aber letztlich siegte die Liebe zum Hund. Ich habe mich seitdem nie wieder an etwas gehängt, das künstlich war.

Meine Kindheit war nicht von Unbeschwertheit oder spielerischer Freiheit geprägt, sondern von Kontrolle, Angst und ideologischer Indoktrination. Das Regime des Maistro, ein Name, der in unserem Haus wie ein heiliges oder furchteinflößendes Mantra ausgesprochen wurde, stand nicht nur für politische Macht, sondern auch für die tiefe Durchdringung meines Alltags mit rechtsextremem Gedankengut. Es war ein Regime, das sich wie ein unsichtbares Netz um meine Wahrnehmung, meine Familie und meine Vorstellung von Gut und Böse spannte.

Bereits im Kindergarten wurde uns beigebracht, dass „Ordnung“ und „Reinheit“ über alles stehen. Geschichten, die andere Kinder fröhlich auf Entdeckungsreise schickten, wurden bei uns durch Helden ersetzt, die „das Volk beschützen“ oder „die Wahrheit verteidigen“ sollten. Die Welt wurde in Freund und Feind aufgeteilt, in würdig und unwürdig, in „uns“ und „die anderen“. Ich erinnere mich, wie ich mit vier Jahren gefragt wurde, ob ich lieber ein treuer Bürger oder ein „Feigling der Abweichung“ sein wolle – ein Begriff, den ich damals nicht verstand, der mir aber Angst machte.

Das Regime des Maistro war keine ferne Regierung – es war in meiner Familie allgegenwärtig. Mein Vater sprach oft von Disziplin und Opferbereitschaft, und wenn ich Fragen stellte, die nicht ins Weltbild passten, hieß es: „Das ist gefährliches Denken.“ In der Schule wurden wir in Paraden geschickt, mussten Hymnen auswendig lernen, die den „Mut zur Härte“ priesen. Abweichung wurde sanktioniert, nicht nur durch Noten, sondern durch sozialen Ausschluss. Ich sah, wie ein Mitschüler, dessen Familie als „undeutsch“ galt, plötzlich nicht mehr existierte. Sein Platz blieb leer, sein Name wurde nicht mehr genannt.

Was mich am meisten geprägt hat, war nicht die Ideologie selbst, sondern die Art, wie sie mir das Vertrauen in meine eigene Wahrnehmung nahm. Ich lernte, meinen Instinkt zu unterdrücken. Wenn ich Mitgefühl spürte, musste ich es verbergen. Wenn ich Zweifel hatte, lernte ich, sie in Loyalitätsbekenntnisse umzuwandeln. Alles, was kindlich und weich war – Neugier, Verletzlichkeit, Empathie – wurde als Schwäche gebrandmarkt. Der Maistro stand für das Ideal des „starken Kindes“, das keine Tränen kennt, keine Fragen stellt und keine anderen Perspektiven zulässt.

Erst Jahre später, in der Pubertät, begann ich zu begreifen, dass ich in einer geistigen Rüstung aufgewachsen war, die mir nie wirklich passte. Ich lernte nach und nach, dass die Welt bunt ist – nicht nur im wörtlichen, sondern auch im moralischen und emotionalen Sinne. Doch der Schatten des Maistro blieb. In Diskussionen verspürte ich oft noch die alte Angst, „falsch“ zu denken. Wenn jemand laut lachte oder weinte, zuckte ich innerlich zusammen. Freiheit fühlte sich zuerst wie Chaos an, bis ich begriff: Das Chaos war das Leben selbst, das ich so lange nicht fühlen durfte.

Heute kämpfe ich mit Worten, Gedanken und Gesprächen gegen das Erbe dieser Kindheit. Ich sehe den Maistro nicht mehr als Mensch oder Diktator, sondern als Symbol für jede Kraft, die Menschen ihre Menschlichkeit nimmt. Ich erzähle meine Geschichte nicht, um Mitleid zu bekommen, sondern um zu zeigen, wie tief politische Systeme in die Seelen von Kindern eingreifen können – und wie viel Mut es braucht, sich davon zu befreien.

Die Freiheit, mit meinen Freunden draußen spielen zu können. Unsere "Open World" waren Felder, Weiden und Wiesen. Mit unserer Fantasie wurden daraus phantastische Abenteuerwelten und fremde Planeten. Und Eltern, die nicht meckerten, wenn man mit "Gebrauchsspuren" nach Hause kam.

Eltern die mich mit Liebe und Verständnis erzogen, statt mit Gewalt. Eltern die Zeit für mich hatten, meine Sorgen ernst nahmen. Und auch mal hinter mir standen, wenn ich was ausgefressen hatte...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Die eigene Erfahrung ist ein guter Lehrmeister.

Das freie Spielen nach der Schule. Ohne Aufsicht auf dem Spielplatz zu sein wenn es überhaupt einen gab. Sich mit Freunden treffen Ohne irgendwelche Medien. (bin 50er, 60er Jahre Kind gewesen).