Was hat es mit den Apokryphen auf sich ?
Hallo
Ich habe nun die letzten Seiten der Bibel gelesen und frage mich was es mit den apokryphen auf sich hat .
Meines Wissens sind es Erzählungen mit der die Kirche sich nicht identifizieren
Warum werden diese in der Bibel erwähnt?
10 Antworten
Es gibt AT-Apokryphen wie die Makabäer, Judith, Tobit, Jesus Sirach, Weisheit...
Diese sind von der katholische Kirche und/oder orthodoxe Kirche in der Bibel aufgenommen aber nicht in den Bibel der Evangelikalen.
Dafür werden die NT-Apokryphen wie das Thomas-Evangelium, Petrus Apokalipse des Petrus umd des Jakobus, Evangelium der Maria Magdalena und des Judas.
Diese werden nicht in der Bibel integriert, weil sie viele Inhalte mit der restliche Bibeltexte nicht überstimmen und aus gnostische und sonstige Strömungen entstanden sind.
Der Wahrheitsgehalt wird geringer eingeschätzt als die anderen Teile der Bibel.
Die Apokryphen werden in manchen Übersetzungen aufgeführt, aber längst nicht in allen. Zur Bibel selbst gehören sie nicht.
Sie sind Schriften von jüdischen Autoren, die zwischen dem AT (400 v. Chr. abgeschlossen) und dem NT geschrieben wurden. Sie wurden von den Juden stehts respektiert, aber nie als göttlich inspiriert anerkannt.
Es gibt klare Kriterien für ein göttlich inspiriertes Buch:
- Das prophetische Kriterium bzw. der apostolische Charakter eines Buches.
- Das Kriterium der Autorität Gottes in dem Buch.
1. Wenn der Schreiber (wenn bekannt) ein anerkannter Mann Gottes (also den Heiligen Geist hatte) war, konnte man sich sicher sein, dass seine Worte vom Heiligen Geist inspiriert/eingegeben waren. (z.B Prophet, Apostel oder von Gott berufener König, wie David)
2. Bei manchen Büchern war nicht klar von wem sie geschrieben waren, bzw die Berufung durch Gott nicht eindeutig erkennbar. Da wurde darauf geachtet welche Rolle Gott in dem Buch hat. Jedes Buch in der Bibel redet in autoritärem Ton und direkt im Namen Gottes; oft sogar mit einem ausdrücklichen „So spricht der Herr“, oder „Das Wort des Herrn erging an mich“. Immer ist Gott/Gottes Handeln im Mittelpunkt. Es gibt in der Bibel nur 2 Ausnahmen und auch die zeigen bei genauerem Hinsehen Gottes Wirken und Planen.
Die Apokryphen entsprechen nicht diesen Kriterien und waren deshalb in der Frühkirche auch nie allgemein anerkannt. Jesus Sirach macht z.B. bereits zu Anfang deutlich, dass dieses Buch ohne göttlichen Auftrag geschrieben wurde, dass es auf dem Wort Gottes basiert (und nicht selber solches ist) und es räumt sogar die Möglichkeit von Fehlern ein.
Auch 2.Makkabäer macht deutlich, dass es nur um eine geschichtliche Darstellung geht (2.Makk. 2) und 1.Makk. 9,27 sagt explizit, dass die Zeit der Propheten vorbei ist, Es selber erfüllt also nicht das prophetische Kriterium.
Darüber hinaus widersprechen die Apokryphen immer wieder der Bibel. Ausführlicher zu dem Thema hier.
Hier auch ein sehr gutes Video dazu: https://youtu.be/eXwCnJyhKeg
Warum werden diese in der Bibel erwähnt?
In der katholischen Übersetzung sind einige Apokryphen enthalten, weil diese Kirche sie zum Wort Gottes zählt. - Auch wenn sie es ganz eindeutig nicht sind. In der Luther-Übersetzung von 2017 z.B. sind sie, weil Luther sie für "nützlich" hielt, wenn auch nicht gleichwertig zur Bibel.
Lg
Die apokryphen sind in der Katholischen Bibel noch vorhanden soweit ich weiß. Dazu gehören:
Tobit
Judit
Weisheit Salomos
Jesus Sirach
Baruch
1 und 2. Makkabäer
Zusätze zu Ester und Daniel
Die evangelische Kirche hat sie nicht, aber es lohnt sich diese auch mal durchzulesen. Auch wenn ich nicht katholisch bin finde ich, das sie nicht weggelassen werden sollten, weil sie doch wichtige Aussagen enthalten, oder interessante.
Aber das muss jeder selber wissen.
Ich habe nun die letzten Seiten der Bibel gelesen und frage mich was es mit den apokryphen auf sich hat .
Dazu muss man die Geschichte der Entstehung der Bibel kennen.
Zur Zeit des Frühchristentums waren sehr viele Texte in verschiedenen Varianten und Sprachen einzeln im Umlauf. Wie aus diesen Texten dann letztlich die Bibel entstand, lässt sich auch heute noch sehr gut nachvollziehen, da die entsprechenden Briefe und Texte hierzu immer noch in der Bibliothek des Vatikans vorliegen und öffentlich einsehbar sind.
Schon im 2. Jahrhundert äußersten sich erste katholische Kirchenlehrer dazu, welche dieser Schriften kanonisiert, also für gültig erklärt werden sollten und welche nicht. Gleichzeitig wurden diese Texte auch redaktionell überarbeitet, indem einige Textpassagen entfernt, einige hinzugefügt und andere umgeschrieben wurden.
Beim Konzil zu Nicäa 325 wurde dann erstmals intensiv diskutiert, eine allgemein verbindliche Bibel aus den vorhandenen Texten zusammenzustellen. Dabei wurde für das AT praktisch der vorhandene hebräische Tanach komplett übernommen und lediglich neu sortiert.
Bei den Schriften, die zum neuen Testament zusammengestellt werden sollten, gab es unter den Bischöfen allerdings heftige Diskussionen. Letztlich setzten sich aber die Katholiken aus Rom durch, da sie mit Kaiser Konstantin im Rücken, einem berüchtigten Mörder, die größte Macht hatten. Konnten sich die Bischöfe überhaupt nicht einigen, sprach Konstantin auch schon mal ein Machtwort betreffs Glaubensinhalte und aufzunehmender Bücher. Am Ende gelangten so nur die Schriften ins NT, die der damals schon weit entwickelten katholischen Dogmatik entsprachen. Die Schriften, die nicht zur katholischen Dogmatik passten (z.B. das Thomasevangelium), wurden verdammt und systematisch vernichtet. Viele dieser Schriften sind daher auch nur dem Namen nach bekannt, da sie in Schriften der Kirchenlehrer als abzulehnend erwähnt werden. Einige der abgelehnten und vernichteten Schriften haben aber doch überlebt, z.B. in Nag Hammadi oder Qumran. Die Anhänger der abgelehnten Schriften, die nicht der katholischen Dogmatik entsprachen, wurden systematisch verfolgt, unterdrückt und notfalls auch ermordet.
Endgültig beschlossen wurde die Zusammenstellung der Bibel dann von den katholischen Bischöfen auf dem Konzil zu Karthago im Jahre 397. Diese Zusammenstellung ist noch heute die Grundlage der katholischen Bibel, die in ihrer lateinischen Übersetzung Vulgata genannt wird. Auf diesem Konzil wurde auch beschlossen, dass genau diese Texte als "göttlich" anzusehen seien und alle nicht aufgenommenen Texte nicht göttlichen Ursprungs seien, weshalb sie auch in Zukunft niemals in einer Bibel auftauchen dürfen und ab da als Apokryphen bezeichnet wurden.
Diese Zusammenstellung der griechischen Texte wurde dann vom katholischen Kirchenlehrer Hyronimus anfangs des 5. Jahrhunderts ins Lateinische übersetzt und diese lateinische Übersetzung ergab dann die erste Bibel, die sogenannte Vulgata, die bis zu Luther alleine verbindlich für alle römisch-katholischen Christen war.