Was haltet ihr von der Bergpredigt?

8 Antworten

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Etwas in die Jahre gekommen, aber trotzdem auch noch modern.

Fabian229  28.04.2022, 22:10

„In die Jahre gekommen“ gibt es bei Gott bzw. Im Christentum nicht Jesaja 40, 6-8

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Nils1523  28.04.2022, 22:16
@Fabian229

Was war nochmal mit der Aktion mit den Erstgeborenen Ägyptens?

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Ein Text mit starken, tröstenden, ermutigenden und tragenden Worten.

Gleichzeitig aber auch mit Mahnungen, wie Jesus möchte, dass sich seine Anhänger damals und heute im Alltag verhalten sollen.

Am Schluss auch recht krass, mit der Anspruch der gelebten Feindesliebe. Und doch eben mit einem hohen Wahrheitsgehalt. Wie ich selber erfahren konnte.

Die Bergpredigt hat auch Menschen wie den Hindu Mahatma Gandhi dazu bewegt, zu einem gewaltfreien Kampf aufzurufen und tatsächlich zu gewinnen.

Gerade die Bergpredigt wird gerne von Christen als eine ethische Richtlinie herangezogen. Hierbei werden aber sowohl die theologisch-eschatologischen Voraussetzungen derselben als auch die Adressaten dieser Rede ignoriert.

Zum einen war der historische Jesus Apokalyptiker. Wie auch sein Lehrer Johannes der Täufer, lebte er in der nachweislich falschen Vorstellung, dass das Endgericht unmittelbar bevorstehe.

Seine "Ethik" muss daher als eine sehr zweifelhaft und eingeengt angesehen werden, welche nur für die noch verbleibenden Wochen und Monate Geltung hat. Nur so ist bspw. auch seine "Feindesliebe" erklärbar. Diese "Ethik" ist – von seinen Voraussetzungen ausgehend – logisch und nachvollziehbar, für das 21. Jahrhundert aber völlig unbrauchbar und schlicht und einfach gefährlich.

Wer bei einem Apokalyptiker eine Antwort z. B. auf die Sterbehilfe sucht, ist an der falschen Adresse gelandet, beziehungsweise ist das ebenso sinnvoll, wie einen Vegetarier um Tipps für die Zubereitung von Schweinsbraten zu konsultieren.

Zum anderen richtete sich Jesus mit seiner Lehre nur an "reinrassige" Juden. Sogar das Mischvolk der Samariter wird von der Missionierung ausgeschlossen. Das Schicksal der "Heiden" (Nicht- beziehungsweise Halbjuden) ist Jesus offensichtlich völlig gleichgültig.

Wenn es nach ihm ginge, dürfte die Welt in ihrer heutigen Form gar nicht mehr bestehen. Weder vom zeitlichen Horizont noch von seinem Menschenbild her kann Jesus von Nazareth als ethische Richtschnur dienen.

Wer diesen Mann als Nichtjude im 21. Jahrhundert als Richtschnur benutzt (und Nicht-Juden sind nun mal die absolute Mehrzahl auf Erden), kann also nur in die Irre gehen.

Wie weit kann es mit der Moral von Menschen her sein, die nur deshalb nichts Böses tun, weil sie Fracksausen vor einem imaginären strafenden Übervater haben, der sie dabei erwischen könnte? Und der erst selbstherrlich festgelegt hat, was "böse" und was "gut" sein soll?

Und die nicht deshalb nichts Böses tun, weil sie es einfach für falsch halten, Böses zu tun?

Ich nicht-an-einzigen-Gott-glaubender Mensch kann unbelastet raus in die Welt und so viele Menschen misshandeln und ermorden wie ich will!

Und genau das tu' ich auch. Ich misshandle und ermorde täglich so viele Menschen wie ich will:

nämlich keinen einzigen!

Gefällt mir sehr gut!

Wichtig ist aber, sie im richtigen Kontext auszulegen. Ein Beispiel dafür:

Jesus lehrt in der Bergpredigt, die andere Backe hinzuhalten. Das was bedeutet das genau? Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.

Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.

Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.

Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.

In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt

An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.

Das BESTE, was je ein Mensch gesagt hat. Mit wenigen Worten viel erklärt. - Das Gegenteil von diversen Politikern, die viel reden aber nichts sagen!

Termobar  29.04.2022, 07:30

Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Mt5:30

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