Was genau geschah in Tschernobyl?

6 Antworten

Soweit ich mich erinnern kann (ist schon etwas länger her wo ich eine Doku geguckt hatte), wollten diese Proben, was ist wenn Stromausfall ist und dabei ist etwas schiefgelaufen im Atomkraftwerke und dann.... Peng.
Ich glaube die Bevölkerung wusste anfangs davon auch nichts und es wurde vertuscht...

Kurz und knapp zusammengefasst sollte an dem betreffenden Reaktorblock eine längst überfällige Sicherheitsüberprüfung in einem Worst-Case Notlauf durchgeführt werden.

Durch seine technischen Eigenheiten in der Konstruktion und menschlichem Versagen in der Zustellung der Steuerstäbe begann der Reaktor aber bereits vor dem Start des Tests instabil zu arbeiten wegen interner Bildung von XENON-Gas in Teilen des Reaktors. Dadurch fiel die Leitung zunächst übermäßig stark ab; weit unter die geforderten 700 MW Erzeugung zum Testbeginn.

Durch die Entfernung zu vieler Steuerstäbe auf einmal versuchte man den Reaktor dann von etwa 30 MW auf 700 MW Leistung hoch zu pushen, was aber nicht so recht gelang. Von dem XENON im Reaktor wussten die Reaktorfahrer nichts, aber dieses Gas hemmt die Elektronenweiterleitung.

Als der Testlauf dann dennoch eingeleitet wurde, begann die Reaktorleistung wegen damit gleichzeitig stark fallendem Wasserstand plötzlich übermäßig stark anzusteigen bis weit über die max. zulässige Reaktorauslegung von 1000 MW hinaus.

Als man dann panisch alle Steuerstäbe zurück in den Reaktor zurück fuhr, kam es durch die Graphitspitzen der Steuerstäbe binnen weniger Sekunden zu einem noch massiverem Leistungsanstieg mit noch mehr Hitze, noch mehr Gasbildung und Wasserverlust ... was letztlich zu einer Kernschmelze und einer Überdruckbedingten Explosion der Brennkammer führte.

Das ganze ist heutztage als "Positiver Void-Effekt" bekannt.

Normalerweise wird die Energiefreisetzung der Kernspaltung von aussen geregelt. Versagt die Regelung, findet eine unkontrollierte Kernspaltung mit entsprechender Energiefreisetzung statt. Wie bei einer Atombombe. Die Staerke der Reaktion wird dabei nur noch durch die Masse des vorhandenen reaktionsfaehigen Materials begrenzt. Die Schmelze waere in Tschernobyl beinahe bis zum Grundwasser durchgedrungen, was verheerendere Folgen gehabt haette.

In der Nacht des 26. April 1986

Die Ursachen der Detonation waren menschliche Fehleinschätzung, Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften und bauliche Mängel. Ein Testlauf, der die Notstromversorgung und sichere Abschaltung des Reaktors prüfen sollte, misslang. In der Folge kam es zu einer Kernschmelze und der Explosion des Reaktors.


Waldi2007  23.05.2024, 10:44

Korrekt! Zudem wurde dieser Super-GAU auch (zu) lange behördenseitig verharmlost oder gar vertuscht, so daß die Bewohner vom Prypjat unnötig lange der radioaktiven Strahlung ausgesetzt waren.

Es sollen ja heute noch Menschen an den Folgen sterben.

2

Von sowjetischer Seite erstmal nicht viel. Um den Vorfall zu verheimlichen gab es in Tschernobil kein Sirenengeheul, keine offizielle Warnungen, Schulkinder gingen auch in dem Radioaktiven Fallout weiterhin zur Schule, denn sie wussten nichts. Im Westen erfuhr man von der Katastrophe auch erst durch die erhöhten radioaktive Stoffe in der Luft, die man täglich als Routineuntersuchung vornahm.