was genau fühlt sich bei Transgender falsch an?

4 Antworten

Was mich da interessiert ist, dass ich als Mann mein geschlecht so garnicht spüre. also wenn ich rein vom Körpergefühl ausgehe. natürlich fehlt mir die Erfahrung weil ich mich so wohl fühle und nichts ändern möchte.

vorab: feel u. so ging es mir jahrelang auch, warum ich transgender noch weniger verstanden habe als eh schon. dann hab ich mich damit beschäftig und mir ist aufgefallen dass ich mich einfah noch nie als weiblich identifiziert habe. das nur so als genereller input dass auch das in betracht gezogen kann, ging / geht einigen so die "ihr geschlecht nicht spüren". denn anscheinend gibt es leute die das tun, egal ob cis oder nicht.

Was ich bisher verstanden habe ist dass sich Körperteil einem selbst nicht zugehörig fühlen bzw sich falsch anfühlen im Sinne von man erwartet etwas gan anderes wenn man dahinschaut - eine flache Brust statt Körbchengröße C beispielsweise.

Woher ich das weiß:Hobby – interessiert an: Shibari / Bondage / Kink

man muss zwischem dem biologischen geschlecht und der geschlechterrolle unterscheiden. wie du biologisch geboren bist, kannst du dir nicht aussuchen.

das ändern zu wollen ist für mich keine gute option. ich denke alles das, was der mensch meint, an der natur ändern zu müssen, hat unsere welt in den jetzigen zustand gebracht, das macht es wahrscheinlich nicht besser. ich wäre eher froh, wenn nicht noch mehr änderungsmöglichkeiten erfunden würden.

was man sich aber sehr wohl aussuchen kann, ist die geschlechterrolle, die man meint, spielen zu müssen. die ganzen psychischen und gefühlt auch körperlichen probleme (die selbst, wenn sie "eingebildet" wären, nicht minder schlimm wären) kommen wahrscheinlich daher, dass man sich mit der rolle nicht abfinden kann, die einem als mann oder frau als norm auferlegt wird.

vergleichsweise harmlos ist, wenn einem mädchen verboten wird, mit einem konstruktionsbaukasten zu spielen, weil das "ihre entwicklung als frau behindert" (war so noch in den 60er jahren bei einer freundin, die übrigens jetzt als professorin baukonstruktion an der universität lehrt). sowas ist ärgerlich, lässt sich aber , wie man sieht, einfach überwinden. ein verdienst auch der frauenbewegung, die in dieser hinsicht sehr viel positive arbeit geleistet hat.

deutlich schlimmer ist, wenn die sexualität mit dazu kommt, über die sich das "mann sein" und das "frau sein" natürlich noch mehr manifestiert. nimmt man aber mal an, dass in der heutigen zeit sex eines mannes mit einem mann (oder frau mit frau) nicht mehr unbedingt gleich als homosexuell, sondern auch nur als experiment gesehen wird, das sexualität auch unabhängig von der fortpflanzung eine gewisse kultur ausgebildet hat, könnte die lösung des problems eigentlich auch darin liegen, dass man einfach mehr toleranz übt, wenn es um verhaltensweisen und partnerschaften geht.

vereinfacht gesagt, könnte jeder anziehen was er möchte, sich weiblich oder männlich geben, ohne dafür schräg angesehen zu werden, und sich seinen sexualpartner nach seiner eigenen präferenz aussuchen und nicht nach einer gesellschaftlichen norm, wäre die frage, welches geschlecht man hat, gar nicht mehr wichtig.

daher halte ich auch das pressen in schubladen ("wieviele geschlechter soll es jetzt geben, die alle eine eigene toilette benötigen...?") für falsch. würde man diese willkürlichen grenzen, die individuell so verschieden sind wie man sich nur vorstellen kann, einfach mal weglassen und jedem erlauben so zu sein wie er möchte - gäbe es das problem wahrscheinlich nicht mehr.

ob man sich nicht in seinem körper wohlfühlt, ist ein ganz anderes problem, was mit dem geschlecht herzlich wenig zu tun hat. es gibt genug frauen, die sich nicht in ihrem körper wohlfühlen, was an der erziehung und an einem modediktat liegt (in dem die mangelerscheinung als ideal verkauft wird), und ich kenne männer denen es ebenso geht.

das selbstbewusstsein hängt natürlich am guten aussehen, an der körperlichen wirkung, die man hat. es ist aber auch erlernbar. und die wichtigste lektion ist eigentlich immer, dass man selbst, als individuum, dass es nur einmal auf der welt gibt, wichtig und gut genug sein kann, für jeden anderen menschen, der einen akzeptiert. an dieser akzeptanz muss man arbeiten, denn jegliche operative änderungen können an der nur wenig ändern.

Hey,

Ich versuche einfach Mal, zu beschreiben, wie es mir geht, vielleicht hilft dir das. Kurzer disclaimer: das sind meine Erfahrungen, das, was ich schreibe, gilt nicht für jede trans* Person. Ich habe kein Problem mit meinem Körper. Ich finde ihn eigentlich sogar ganz hübsch. Es passt nur nicht zu dem Bild, das ich von mir habe. Es gibt Teile von meinem Körper, bei denen ich das starke Gefühl habe, die müssten anders sein. So, als wäre ich irgenwann Mal "richtig" gewesen und dann kam der Azubi und hat nochmal an mir rumgebastelt. Das ist bei mir die körperliche Geschichte. Ich wundere mich bei speziellen teilen meines Körpers jeden Morgen, dass sie da sind, weil sie da nicht hingehören. Dann gibt's noch die soziale Geschichte: ich kann die cis-Person spielen, aber das ist nur eine Rolle. Die Anreden sind falsch. Die Pronomen sind falsch. Das Geschlecht, das auf meinem Ausweis steht, ist falsch. Ich sehe mich anders als der Rest der Welt. Ich schaue in den Spiegel und frage mich, wer da zurück schaut. Ich sehe mich auf Fotos und denke "das bin nicht ich". Bei mir kommt dazu, dass ich agender bin, das bedeutet, ich habe keine Geschlechtsidentität. Geschlecht ist einfach Keller Kategorie, die auf mich anwendbar ist.

Um deine Frage nochmal kurz und knapp zu beantworten: Der Rest der Welt sieht sich anders als du dich siehst. Dein Körper passt nicht zu der Art, wie du dich siehst.

Nayes2020 
Fragesteller
 18.02.2021, 10:55

Danke für das teilen deiner Erfahrungen

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Man kann sich einfach mit seinem Körper nicht identifizieren bzw. fühlt sich sozusagen Gefangen in seinem eigenen Körper.

Ist halt bei jedem Unterschiedlich