Was bewirkt ein Internat?

6 Antworten

Was ein Internat bewirkt? Kontakt mit anderen Menschen und auch Lebenserfahrung. Was es konkret für den Menschen bewirkt hängt sehr stark von der Art des Internates, den Mitschülern und Betreuern ab. Ein Kumpel von mir war in einem Internat eines Mathe-Spezialgymnasiums, aber hat dort persönlich wenig mitgenommen.

Ich war Quereinsteiger (Klasse 11-13) an einem evanglischem gemischten Internat, hatte vorher sehr wenig soziale Kontakte und bin introvertiert. Das Internat hat mich persönlich sehr viel weiter gebracht. Wir hatten kaum Regeln, außer ein paar Leitlinien, die auf "vernünftig sein" hinausliefen. Die Lehrer waren gleichzeitig Betreuer und haben uns sehr menschlich wahrgenommen - also schlecht oder unmotiviert in einem Fach zu sein hatte meiner subjektiven Erfahrung nach keine Auswirkungen auf den sonstigen Umgang.

Man lernt seine Mitschüler intensiver kennen und merkt, dass eigentlich jeder so seine Macken hat. Außerdem kann man ein Stück selbstständiger werden - z.B. Wäsche selbst vor Ort waschen oder mal Abends kochen... (bei uns gab es am Wochenende z.B. kein Abendessen). Bei mir hat sich das Verhältnis zu den Eltern gebessert. Die haben ja nicht mehr in die alltäglichen Dinge reingeredet - was als Jugendlicher/junger Erwachsener nerven kann. Und alle paar Wochen für ein Wochenende war es trotzdem schön, mit ihnen Zeit zu verbringen.

Ich war selbst auf einem Internat.

Mir persönlich hat es gut gefallen eher selten zuhause zu sein. Ich habe einige Leute kennengelernt, die am Anfang ziemliches Heimweh hatten, dass hat sich aber in aller Regel innerhalb von 1-2 Wochen gelegt. Ich kenne tatsächlich nur zwei Fälle in denen Schüler die Schule tatsächlich schon nach sehr kurzer Zeit wieder verlassen haben.

Mich persönlich haben die vielen Regeln nicht gestört, ich kann mir aber gut vorstellen, dass es vielen da anders geht.

Der durchgetaktete Tagesablauf hat mir definitiv gut getan und meine Produktivität gesteigert.

Zu meiner Erfahrung muss man aber auch sagen, dass ich ein Einzelzimmer hatte, was bei der Mehrheit der Internate nicht möglich ist. Ob mich ein Zimmergenosse sehr gestört hätte, kann ich daher nicht wirklich sagen.

Alles in allem hat mich die Trennung von meinen Eltern definitiv selbständiger gemacht.

War im Internat

Zuerst hatte ich Schwierigkeiten mich einzuleben, weil ich von den anderen in meiner Stufe recht isoliert war. Wir hatten 2 Internats Gebäude. Die in meiner Stufe waren im Haus 2 und ich alleine in Haus 1. Ich hatte nämlich in meiner Akte einen Vermerk das ich ein Einzelzimmer bekommen sollte. Das war halt nur so möglich. Den habe ich aber dann entfernen lassen. Außerdem wusste ich gar nicht das ich diesen Vermerk hatte bis ich nachfragte, warum ich im anderen Haus sei.

Danach ging es Berg auf. Ich kam gut mit den anderen klar und die Regeln waren auch nicht besonders schwer einzuhalten. Unser Internat war bedacht auf Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Deshalb hatten wir auch keine strengen Bettgehzeiten, sondern Zeiten in dem jeder auf sein Zimmer sein musste. Was wir dann machen war uns überlassen.

Mich hat das ganze in mein Selbstbewusstsein, Selbstständigkeit und Sozialkompetenz gestärkt. Gleich danach bin ich in meine eigene Wohnung gezogen.

Der Nachteil war mehr als ertragbar. 1 Mitbewohner war immer inklusive. Die Mensa war in ein extra Gebäude und das Wlan war manchmal mehr als dürftig. Die Zeit nach Silvester solltest du dir Ohrstöpsel einpacken. In meinen Internat wurden noch den halben Januar Böller aus dem Fenster geworfen oder vor dem Internat gezündet. Außerdem durfte man nicht mehr als 20€ Bargeld in der Tasche haben. Das war eine inoffizielle Regel, weil manche in andere Internatszimmer eingebrochen sind und das Geld geklaut haben.

Ich war im Internat. Sehr lange her. Das war im Kloster. Nur Mädchen.

Ich würde es nicht wieder wollen.

Aber das wird heutzutage und anderswo viel besser sein.

Der einzige Vorteil: meine besten 5 Freundinnen habe ich dort kennengelernt.

Wir wissen alles übereinander und können über alles reden; wir sind ja aufgewachsen wie Geschwister.

Im Internat bist du halt losgelöst von deinen Eltern zum Großteil. Ist für die meisten Schüler cool, aber gibt auch einige denen das nicht so gefällt. Ist so der größte Unterschied zur Schule, ob dir das gefällt musst du entscheiden.