Was bedeutet Gottesgnadentum?

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Wie die anderen hier schon richtig gesagt haben, tat der König nicht so als ob er von Gott eingesetzt wurde, nach Meinung der Zeitgenossen wurde der König von Gott eingesetzt. Bezeichnenderweise fand die Königswahl im Deutschland des Früh- und Hochmittelalters immer möglichst an Pfingsten statt (Der Tag als der Heilige Geist auf die Apostel niederkam). Der Vorstellung nach, hat nach dem Tod des vorherigen Herrschers Gott bereits einen neuen gewählt. Die wählenden Fürsten mussten dann nur noch herausfinden wen Gott erwählt hat. Deshalb an Pfingsten, damit der Heilige Geist auch auf die Fürsten niedergeht und diese beseelt. Die Wahl Ergebnisse betrugen dann auch meist immer 100% weil sich die unterlegenen Wähler meist vor Ende der Wahl dann zurückzogen.

Wenn der König dann gewählt, gesalbt und gekröhnt ist, dann rechtfertigt das Gottesgnadentum nicht zu willkürlichem Verhalten. Wenn der König von Gottes Gnaden ist muss er das auch immer beweisen, indem er sich wie ein Christ verhält. Bis zum sogenannten Investiturstreit wurde der König in einer Zwischenstellung zwischen Laie und Geistlichen gesehen. Er hatte damit auch Befugnisse die Geistliche haben. Damit war er auch verantwortlich für das Seelenheil seiner Untertanen. Der König musste also dafür sorgen, dass alle Menschen, die ihm untertan sind ein Gottgefälliges und Christliches Leben führen. König/Kaiser Heinrich III. war ein Kaiser, der ganz und ganz von der Idee des Gottesgnadentums beseelt, war. Deshalb hat er jedes Jahr öffentlich seinen Feinden verziehen. Allerdings war er auch Jähzornig und hat kein Widerwort geduldet, was die Fürsten, die den König eigendlich beraten sollen, ziemlich auf die Palme gebracht hat.

Dass die Ordnung von Gott stammt steht im Übrigen im Römerbrief von Paulus (13, 1-7):

1 Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt.1 2 Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen. 3 Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, sodass du ihre Anerkennung findest. 4 Sie steht im Dienst Gottes und verlangt, dass du das Gute tust. Wenn du aber Böses tust, fürchte dich! Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert. Sie steht im Dienst Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der Böses tut. 5 Deshalb ist es notwendig, Gehorsam zu leisten, nicht allein aus Furcht vor der Strafe, sondern vor allem um des Gewissens willen. 6 Das ist auch der Grund, weshalb ihr Steuern zahlt; denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben. 7 Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid, sei es Steuer oder Zoll, sei es Furcht oder Ehre.

Im übrigen sieh lies dir mal den Artikel "Gottesgnadentum" bei Wikipedia durch: http://de.wikipedia.org/wiki/Gottesgnadentum

Moin,

das ist so nicht richtig. Unsere heutige Vorstellung ist vielleicht, dass sich da jemand als Auserwählter Gottes auf den Thron gesetzt hat und dem dummen Volk vorspielte, Gott persönlich habe ihn eingesetzt.

Das System des Gottesgnadentums war damals ein Grundpfeiler der Weltanschauung. Es hatte oft auch ein ganz "praktisches" Verfahren, es bedeutete nämlich die Salbung des Herrschers, also die Legitimation durch die römisch-katholische Kirche.

Dieselbe Kirche gibt es heute noch, und auch heute hat sie nach eigenen Doktrinen ein Oberhaupt mit "Unfehlbarkeitsanspruch", das Christis Stellvertreter auf Erden verkörpert. Da wirkt das ganze Gottesgnadentum auf einmal nicht mehr so idiotisch - auch heute glauben diesen Grundsätzen noch Millionen, auch wenn die Errichtung eines Königreichs auf dieser Basis heute wohl nicht mehr praktikabel ist.

mfg Nauticus

derdorfbengel  21.08.2013, 22:22

Ich würde mal in den Raum stellen: auch die protestantischen Herrscher wurden durch ihre Kirche entsprechend legitimiert...

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Nauticus  22.08.2013, 14:34
@derdorfbengel

Das sollte jetzt eigentlich nicht als Religionskritik gemeint sein, ich bin jetzt auch nicht ganz glücklich über die Formulierung. Aber gerade bei der römisch-katholischen Kirche sieht man heute noch, wie ein Glaube Weltanschauung und Struktur beeinflussen kann; die Trennung von Kirche und Staat wie wir sie als normal sehen, fand in den meisten Staaten ja erst ab Anfang des 20. Jahrhunderts statt.

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Wenn er nur so tut, ist er schnell durchschaut. Er muss sich auch so fühlen, dass Gott ihn gesandt hat.