Was bedeutet eigentlich Moderner Satanismus?

4 Antworten

Für gewöhnlich ist ein heutiger Satanist ein Atheist, er glaubt nicht an Götter. Und Satan ist nur ein Symbol, keine Person.

Und diese hier, The Satanic Temple, glauben auch nicht an übernatürliche Sachen:

No, nor do we believe in the existence of Satan or the supernatural. The Satanic Temple believes that religion can, and should, be divorced from superstition. As such, we do not promote a belief in a personal Satan.
...
Our beliefs must be malleable to the best current scientific understandings of the material world — never the reverse.

https://thesatanictemple.com/pages/faq


Rotfuchs716  26.03.2023, 20:47

warum soll der Satanist zugleich Atheist sein wenn man davon ausgeht, dass der Atheist weder an den Teufel noch an Gott glaubt?

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Mayahuel  26.03.2023, 20:49
@Rotfuchs716
warum soll der Satanist zugleich Atheist sein

weil es auch theistische Satanisten gibt. Die glauben aber nicht an Gott/Satan aus der Bibel. Das sind also keine Teufelsanbeter, aber Theisten.

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Von Experte MagisterSamael bestätigt

Der moderne Satanismus ist atheistisch. Sprich, hier geht allein um die Philosophie. Satan, Gott und andere christliche oder traditionell satanische Dinge werden hier nur als Symbol verwendet.

Im modernen Satanismus gibt es zwei (mir bekannte) größere Organisationen: die Curch of Satan (CoS), welche auf der satanischen Bibel von LaVey beruht. Und der satanische Tempel (TST -> The Satanic Temple), welcher keine Schrift, sondern lediglich 7 Grundsätze und etwas Literatur als Grundlage hat.

Fangen wir mal mit der Philosophie der Church of Satan an. Diese wurde in den 60er Jahren von Anton Szandor LaVey gegründet, als dieser auch die satanische Bibel verfasste. Darin beschrieb er ganz gut die Philosophie des Satanismus‘ und legte so den Grundsatz für die CoS.

Die Ideologie des Satanismus ist sehr Human. Der Mensch wird als das angesehen, was er ist. Mit all seinen Bedürfnissen, Gefühlen und Instinkten. Dies ist ein klarer Kontrast zur christl. Kirche, die Bedürfnisse und Gefühle wie Hass, Neid, Lust oder Völlerei verschmäht und als „(Tod)sünden“ ansieht. Dabei sind diese nur menschlich und nicht kontrollierbar. Der Satanist dagegen akzeptiert das und verschmäht es nicht. Und das kann nicht selten sogar zum positiven führen. Außerdem hat man seine Gefühle besser unter Kontrolle, wenn man sie akzeptiert, als wenn man auf Teufel komm raus versucht, sie zu vermeiden. Denn irgendwann werden sie ausbrechen. Der Mensch ist eben nur ein Tier. Und das wird im Satanismus erkannt und anerkannt.

Neben den Werten des Humanismus steht auch die Stärke und Rebellion im Rampenlicht. Satan hat sich in der Bibel gegen Gott aufgelehnt, obwohl er unterlegen ist. Er hatte die Stärke dazu. Er hat erkannt, was für ein Tyrann Gott ist und versucht, etwas dagegen zu unternehmen.

Satan ist darum das Symbol für die Rebellion gegen die Tyrannei und Stärke.

Stärke ist auch ein wichtiger Punkt in der satanischen Bibel. Nur die Harten kommen in den Garten.

(Und mit Stärke ist nicht nur Muskelkraft gemeint, sondern auch emotionale Stäke. Also nicht diejenigen, die einen auf Hart machen, denn solche sind in Wahrheit schwach. Es geht um wahre Stärke. Wer Stark ist, braucht damit nicht anzugeben)

(Und mit schwäche sind solche gemeint, die andere ausnutzen (müssen); also psychische Vampire.)

Das bringt mich auch zu einem der wichtigsten Punkte der Philosophie der CoS: Die Selbstverehrung. Satanisten sehen den Menschen und vor allem sich selbst als ‚göttlich‘ an. In erster Linie soll man auf sein eigenes Wohl achten und sich selbst verehren. Der wichtigste Feiertag der CoS ist auch der eigene Geburtstag. Vor allem die Selbstverwirklichung ist wichtig. Darum nimmt der Satanismus (jedenfalls die CoS) keine politische Position ein oder hat bestimmte Musik (jede Musik kann satanisch sein). Denn es geht um das Individuum. Die Ansichten und der Geschmack von einem selbst ist am wichtigsten. Man soll das beste selbst werden und seine Persönlichkeit und Kreativität frei entfalten. Das ist wohl einer der wichtigsten Punkte des Satanismus'.

Das bedeutet nicht zwingend, dass man ein A-loch sein darf; Leuten einfach so Leid zufügen ist verboten (es sei denn, diese Person hat einem zuerst Leid zugefügt)! Das bedeutet nur, dass man primär auf sich selbst achten soll.

Wie soeben angedeutet ist Rache nach der CoS erlaubt und sogar befürwortet. Jemand, der einem Leid zufügt, dem darf man auch Leid zufügen. Gerechtigkeit ist ein hohes Gebot im Satanismus und da es ja keinen Gott gibt, der diese bringen kann bzw. sie gar nicht bringen würde, muss man das eben selbst in die Hand nehmen.

Es ist ok und sogar richtig, seine Feinde zu hassen, anstatt seine Liebe an sie zu verschwenden. Wenn man versucht, die zu lieben, die man eigentlich hasst, verlernt man, wirklich zu lieben.

Liebe und Hilfe ist denjenigen entgegen zu bringen, die sie verdienen. Man sollte sie nicht an Undankbare oder Leute, die einen nur ausnutzen, verschwenden.

Und das bringt mich zum letzten und sehr wichtigen Punkt: die Kritik an der christl. Kirche.

Wie ich schon erwähnt habe, ist die satanische Ideologie meistens das Gegenteil der christlichen. Und damit geht auch eine sehr berechtigte Kritik an der christl. Kirche einher. So wird die christl. Ideologie kritisiert, sowie die Vorstellungen aus der Bibel.

Ich habe hier schon geschrieben, dass Gott ein Tyrann ist und Satan als Symbol für gute Werte steht. Und die Quelle dafür ist nichts Geringeres als die Bibel. Wenn man sich mal ausschaut, was Gott und was Satan in der Bibel so taten und sagten, fällt auf, dass Gott eigentlich ziemlich böse ist und Satan gegen dieses Böse nur Rebelliert hat.

Ein großer Gegensatz ist auch die Beziehung zu Wissen und Glauben. Wo das Christentum den blinden Glauben propagiert und jegliche Form von Zweifel ablehnt, wird im Satanismus Wissen gewertet. Dinge zu hinterfragen und die wissenschaftliche Methode sind wichtig um nicht blind an Lügen zu glauben, sondern um der Wahrheit näher zu kommen und sich weiter zu entwickeln.

Falls du mehr und detaillierter über den Satanismus erfahren willst, kann ich dir empfehlen, hier mal vorbei zu Schauen [https://www.churchofsatan.com], oder die satanische Bibel von Anton S. LaVey zu Lesen.

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Der TST, eine Organisation, die 2013 in den USA gegründet wurde, unterscheidet sich da nur in einigen Dingen, ist aber auch in vielen Dingen gleich; schließlich ist es die gleiche Religion: der Satanismus.

Der humanistische Gedanke, dass der Mensch frei ist und sich nicht an religiöse Regeln halten muss, um nicht zu „sündigen“ bleibt gleich.

Auch das Symbol Satan als Rebell bleibt gleich und hat eine tragende Rolle in der Philosophie des satanischen Tempels. (Dieser Punkt steht beim TST im Vordergrund)

Wie auch bei der CoS steht das Christentum im Fokus, da dieser (gerade in der USA) dominiert und einige unterdrückt.

Einige Dinge sind aber auch anders:

Das Streben nach Stärke wird vom TST nicht gelehrt.

Auch der Gedanke, dass man zuerst auf sich selbst Acht geben sollte, ist in der Philosophie des TST nicht so stark vertreten. Man sollte zwar schon auf sich selbst achten, allerdings ist das nicht das höchste Gebot.

Wo Rache bei der CoS ein wichtiger Punkt ist, lehrt der TST, dass man allem und Jedem mit Empathie gegenübertreten soll.

Im Gegensatz zur CoS ist der TST eine aktive Organisation, welche sich vor allem in den USA engagiert.

Wenn du mehr über den TST wissen willst, kannst du dich auch auf ihrer Website weiter mit dieser Organisation befassen: https://thesatanictemple.com


derhase1312 
Fragesteller
 24.07.2021, 16:57

An sich finde ich den Satanismus ganz interessant aber sowas wie Rituale oder Magie ekelt mich sehr an und finde ich Scheisse. Wäre der Satanismus ohne Magie und diesen Ritualen wäre ich vielleicht interessiert

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Startill  24.07.2021, 17:56
@derhase1312

Ist er doch aber.

Kein Satanist glaubt wirklich an Magie. Die Rituale sind viel mehr Psychodrama, die einem helfen, mit seinen Gefühlen (Mitleid bzw Selbstmitleid, Wut/Hass oder Lust) umzugehen.

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MagisterSamael  24.07.2021, 20:28
@derhase1312

Das Psychodrama ist unter anderem eine Behandlungsmethode in der Psychotherapie, kann aber auch zur Selbstreflektion genutzt werden.

Ziel des Psychodramas ist es unterbewusste Gefühle freizusetzen, sich von diesen zu lösen oder aber sie zu verstärken um daraus Kraft zu gewinnen.

Dir dürfte schonmal zu Ohren gekommen sein, dass eine Hypnose ebenfalls Energien freisetzen kann, zu die ein normaler Mensch nicht möglich wäre.

Gleiches geschieht beim Psychodrama, nur eben dass man das Unterbewusstsein ins Bewusstsein übergleiten lässt.

Alles in unseren Ritualen geschieht auf Rationaler und Wissenschaftlicher Ebene.

Dass Psychodrama tatsächlich funktioniert ist grundlegend bewiesen - man verzeih mir wenn ich die Quelle gerade nach langem Suchen nicht wieder finde.

Den Rest hat Startill schon völlig perfekt und ausführlich beschrieben :)

Anbei @Startill: https://www.churchofsatan.com/free-satanic-bible-is-unsatanic/?fbclid=IwAR3_qbzB_f9mLx-9rnp2D2f4RYHOyx23YYC1bKLboNY-9Qxc3BqHDRJMYyA

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Startill  24.07.2021, 23:28
@MagisterSamael

Ups, das wusste ich nicht.

Habe die auch nur von nem Typen und mir dabei deshalb auch nichs böses gedacht...
Aber ich kann die gerne entfernen.

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Ich kann dir die Frage nicht im Detail beantworten, aber die Figur Satan hat in den letzten paar Jahrhunderten immer wieder einen Wandel durchgemacht. Interessanterweise ist die Figur deutlich jünger, als die meisten meinen. Moderner Satanismus beschreibt im Grund nur die aktuellste Form der Verehrung oder Lehre der Figur Satan. Und selbst da wirst du unterschiedlichste Einschläge feststellen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das zu tun was man will ohne sich von Religion ausbremsen zu lassen