Warum wurde der 17.Juni in der BRD als Feiertag(Tag der deutschen Einheit) betitelt wenn es doch?

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Es gab keine Einheit ("Einigkeit" ist was anderes), aber es sollte EInheit geben. Beide deutschen Staaten hielten an dem Ziel des einen deutschen Staates fest (es meinte nur jeder, dass dieser Staat nach SEINEM System organisiert sein soll).

Der Aufstand vom 17. Juni 1953 wurde dann im Westen als Aufstand gegen die sowjetische Besatzung der DDR angesehen und eigentlich unterstellt, dass sie damit die Auflösung der DDR und den Anschluss an den Weststaat erreichen wollten.

Das war m.E. weitgehend Propaganda oder Wunschdenken. Aber in der Politik ist es eben üblicherweise so, dass die Menschen in den Vorgängen das sehen, was sie sehen WOLLEN.

In der Realität hatte die DDR und ihre kommunistische Verfassung in den Anfangsjahren einen ziemlichen Rückhat in ihrer Bevölkerung. Das war so, auch wenn das heute in den offiziellen Darstellungen anders dargestellt wird und die Menschen, die die letzten Jahrzehnte der DDR kannten, auch anderes berichten.

Der Grund dafür ist recht einfach: sehr viele Deutsche hatten 1945 und danach fürimmer genug von H.i.t.l.e.r und Krieg. Es war aber unübersehbar, dass die BRD zu weiten Teilen von ehemaligen Nazis und recht fragwürdigen Leuten bzw. Mitläufern geführt wurde.

Die Führung der DDR dagegen bestand nur aus Politikern, die die Nazi-Zeit in KZ oder auf der Flucht gesehen hatten. Man konnte sicher sein, dass sie mit Rückkehr zu braunem Gedankengut nichts am Hut hatten.

In den späteren Jahren war das natürlich kein Argument mehr. Als schon alle Nazis in Altenheimen sassen und man sah, das auch Westddeutschland keine Rückkehr ins Dritte Reich plante, war "Antifaschismus" keine Ausrede mehr und die DDR-Bevölkerung wurde unzufriedener.

Die Arbeiter waren mehr über ganz praktische Dinge als die fehlende Einheit wütend, nämlich dass sie bei gleicher Bezahlung mehr arbeiten sollten. Ein ziemlich gewöhnlicher Streik also.

Nur hätte man daraus keinen Staatsfeiertag machen können. Es war also der richtige Anlass oder Vorwand für ein Symbol, das sowieso schon lange gesucht wurde.

fernandoHuart  04.10.2017, 01:42

Dies kann man ruhig streichen:

"Die Führung der DDR dagegen bestand nur aus Politikern, die die
Nazi-Zeit in KZ oder auf der Flucht gesehen hatten. Man konnte sicher
sein, dass sie mit Rückkehr zu braunem Gedankengut nichts am Hut hatten."

Es gab in die Führungsriegen der DDR und ins besondere ihre Polizei- und Spitzelapparat genau soviel Nasen wie im Westen.

"Fachkräfte" waren genauso gebraucht.

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Die Frage ist gut! Vor allem müssten doch jetzt alle ehemaligen Bürger der gebrauchten Bundesländer sauer sein, dass sie einen Feiertag, der nie ihr Feiertag war, weggefallen ist!

Abigail17  17.06.2012, 17:03

Zu meiner Schulzeit (1977-1988) war dieser Tag in der alten BRD (West) ein gesetzlicher Feiertag, auch ein nationale Gedenktag in BRD und DDR wegen dem bekannten dortigen Bürgerprotesten, aber es war "nie ein Tag der deutschen Einheit", der wurde erstmals am 3.Okt 1990 gefeiert. So viel ich mich erinnern kann, war der 17.6. damals nicht nur Schulfrei auch die Geschäfte waren damals geschlossen. Da kann ich mich genau noch erinnern. mfg Abigail

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Mooooses  04.05.2015, 19:12
@Abigail17

Es war der Tag der deutschen Einheit! Ein Gedenktag, dass Deutschland geteilt war und der Wunsch bestand, es wieder zu vereinigen. Der Wunsch wurde erst viel später verwirklicht.

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Weil der Aufstand (der als Widerstand gegen die Arbeitsbedingungen begann) - sich veränderte, aus den Parolen wurden Einigungsforderungen.

Zu Ehren der Arbeiter der DDR (um deren Bemühungen zur Einheit zu würdigen - die fragwürdig sind), hat man diesen Tag gewählt und gefeiert - auch um der DDR-Führung eins auszuwischen ;-)

Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 wurde in der Bundesrepublik Deutschland per Gesetz vom 04. August 1953 zum "nationalen Gedenktag" und zum "Tag der deutschen Einheit" erhoben, weil die DDR-Bevölkerung durch ihre Forderung nach freien Wahlen mit dem Ziel der Wiedervereinigung ihren Freiheitswillen nachhaltig präsentierte!

Beim Aufstand ging es den protestierenden Volksmassen gegen die vom SED-Generalsekretär W. Ulbricht forcierte Sowjetisierung mit einer darauf folgenden schweren Ernährungskrise- und gegen die Erhöhung der staatlich verordneten Produktionsnormen. Bald schon wurden die Forderungen auf die o. g. Wiedervereinigung erweitert, siehe auch nachstehender Film-Link!

http://www.youtube.com/watch?v=IMLXKIh7XqA

Also warum? Weil die BRD sich in ihrer Arroganz als Staat aller Deutschen sieht/sah. Man den "armen" Brüdern und Schwestern zeigen wollte, dass man sie nicht vergessen hat. Grundsätzlich hatte der Tag nur eine Alibifunktion. Nur mal so ein paar Gedankenanstriche: Welcher Staat lässt sich durch Unruhen und Randale erpressen (auch wenn diese ggf. aus sicht des Volkes berechtigt sind?) Siehe BRD den 1968ern oder brand aktuell Stuttgard21. Wer hat in den 50ern die Deutsche Einheit verhindert, weil er an einem NATOBÜNDNIS festgehalten hat? Adenauer ... Also für alle DDR Bürger war dieser Feiertag ein Hohn, egal aus welchem Grund. Die Altbundis wussten ja zum Schluß gar nicht mal mehr warum sie diesen Tag feiern. Mein TIPP wie immer: Immer beide Seiten der Medaille betrachten, dann den Kern irgendwo in der Mitte suchen!