Warum wurde Caligula als verrückter Herrscher bezeichnet?

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Vieles von dem, was er tat, wurde nicht in den richtigen Kontext gestellt. Ein Beispiel: Er wird unter anderem als irre dargestellt, weil er seine Legionen an der gallischen Kanalküste Muscheln habe sammeln lassen. Nun wissen wir aber, dass unter seinem Vorgänger ein paar Jahre vorher eine Invasion nach England scheiterte, weil die Soldaten zu abergläubisch waren. Die Wahrscheinlichkeit, dass er selbiges versuchte und mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte, ist recht groß, zumal es sich größtenteils um genau dieselben Soldaten gehandelt haben muss. Dass er sein fehlgeschlagenes Vorhaben nicht an die große Glocke hing, ist auch nicht abwegig. Die Muschel stand damals auch als Begriff für ein bestimmtes, weibliches Körperteil und wurde von Soldaten als Beleidigung verstanden. Und er befahl an der Kanalküste seinen Soldaten, nachdem diese sich vermutlich wieder weigerten, über den Kanal zu setzen, Muscheln zu sammeln... - gar nicht mehr so irre, oder?

Ja-ja, das Stiefelchen und sein Pferdewahn, war schon irre, wenn es stimmt, was Senatoren bzw. deren Fürsprecher so mitteilten.

Weil er sich nach seiner Ermordung nicht mehr dagegen wehren konnte. Jeder der die Nachfolge eines Herrschers durch Mord erringt läßt kein gutes Haar an seinem ermordeten Vorgänger, wohl auch um den Mord an ihm rückwirkend zu rechtfertigen. Caligula war nicht besser oder schlechter als andere römische Kaiser.

Caligula war nicht der absolute Schurke, wie ihn die Nachwelt gesehen hat. Dennoch gehört er nicht zu den "guten" Kaisern wie Augustus, Vespasian, Titus, Trajan, Antoninus Pius und Mark Aurel, die das Gesamtwohl des Staates im Auge hatten, auf einen Konsens mit wichtigen Gruppen wie dem Senat setzten, im Allgemeinen rechtsstaatlich regierten und die Staatsfinanzen nicht plünderten.

Caligula ließ in großer Zahl Hochverratsprozesse gegen Senatoren führen, die mit der Hinrichtung endeten. Sein Gesamtplan war, den Senat zu entmachten und Rom immer mehr in eine orientalische Despotie zu verwandeln. Bestätigt sind seine zahlreichen Demütigungen des Senats, wozu auch das nicht bestätigte Wort gehören könnte, dass es in seiner Macht liege, selbst sein Pferd zum Konsul zu machen, wenn er dies wolle. Caligula zeigte demonstrativ einen "unrömischen", extravaganten Lebensstil wie hellenistische Kleidung nach Despotenart, enge Beziehung zu den Schwestern (Vorbild Ägypten) oder erzwungene Heirat mit einer Frau am selben Tag, an dem sie einen anderen Mann heiraten wollte.

Die nichtadligen Bürger verärgerte er durch Steuererhöhungen, mit denen er seine hohen Ausgaben (u. a. Bauten) finanzierte. Bei den Griechen war er verhasst, weil er zahlreiche griechische Kunstwerke nach Rom verschleppen ließ.

Beliebt war er bei einem großen Teil des Stadtpöbels, der die unter Caligula immer extremer werden Circusspiele und Gladiatorenkämpfe liebte.

Thomas105  11.12.2020, 08:39

Hat er nicht sogar das Coloseum bauen lassen?

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delphiniumKF7  11.12.2020, 09:20
@Thomas105

Nein, das Kolosseum (Amphitheatrum Flavium) ließen erst Vespasian und sein Sohn Titus ab 72 n. Chr. errichten, also gut 30 Jahre nach Caligulas Tod.

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Kometenstaub  11.12.2020, 10:28

Kein absoluter Schurke also.......... interessante These

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Naja, wer sein Pferd zum Senator macht, kann ja nicht ganz sauber ticken....

Pantauals  11.12.2020, 09:07

Mal darüber nachgedacht, was er damit aussagen wollte?

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