Warum wird es mittlerweile immer schwieriger literarische Qualität zu erkennen?
5 Antworten
Weil heute JEDER publizieren kann. Egal, wie schlecht und untalentiert er ist.
Weil Qualität heute kein Garant für Erfolg mehr ist. (Beispiele sind für mich die 50 Schatten des Grauens und Feuchtgebiete z.B.)
Weil inzwischen selbst von renommierten Verlagen und selbst von sogenannten "Philosophen" einfach ganz viel Mist veröffentlicht wird und wirklich fundierte sowie objektive Kritiker, wie z.B. Marcel Reich-Ranicki und Hellmuth Karasek im "Literarischen Quartett" oder von mir aus Elke Heidenreich, nicht mehr unter uns weilen oder sich aus Altersgründen usw. aus der Öffentlichkeit stark zurückgezogen haben.
Was überregionale, große Tageszeitungen im Feuilleton an Kritiken veröffentlichen, geht oft ziemlich überein mit der jeweiligen politischen Ausrichtung des Blatts und ist daher völlig subjektiv. Das "Literarische Quartett" und "Reich-Ranicki Solo" sowie "Lesen!" mit Elke Heidenreich waren objektiver und daher als Peilhilfe brauchbarer.
Er konnte sehr emotional sein, hätte manches anders formulieren können (menschlich war mir der versöhnliche Karasek lieber) und an die Debatte mit Sigrid Löffler (Juni 2000?) erinnere ich mich auch noch. Das war ja dann eigentlich auch der Anfang vom Ende der Sendung. Aber man konnte sich meist auf sein Urteil verlassen und er war glaubwürdig. Wenn er ein Buch als positiv bewertete, dann versprühte es in der Regel auch gute Qualität und war so gesehen lesenswert, wenngleich nicht jedermanns Geschmack.
Nur ein Beispiel wäre Siegfried Lenz' 2008 erschienene Novelle "Schweigeminute". Dieses zarte und doch bittersüße Werk hat Reich-Ranicki als Lenz' vielleicht bestes Buch bezeichnet - und das sehe ich ähnlich, wobei ich auch die masurischen Geschichten ("So zärtlich war Suleyken") sehr mag. Nur die "Deutschstunde" war mir thematisch zu weit weg.
Reich-Ranickis Kritiken musste ich immer zugute halten, dass sie unpolitisch waren und keine Glaubensrichtung vorgepredigt haben. Ich weiß auch nicht, ob er Mitglied einer Partei oder als parteinah bekannt gewesen wäre.
Sigrid Löffler hatte u.a. Günter Grass' Spätwerk "Grimms Wörter" gelobt. Hier muss ich sagen: Das Buch hat mich nicht gefesselt, aber es war gut und sicher ist es hochwertige Literatur.
Wird es das?
Oder ist es nicht vielmehr so, dass es schwieriger wird, auf literarische Qualität zu treffen, weil mittlerweile Hinz und Kunz veröffentlichen können? Oder weil die Welt immer schriftlicher wird und Texte die Welt fluten?
Oder ist es so, dass der ein oder andere literarische Qualität nicht erkennen kann, weil einfach die Kompetenzen dazu fehlen?
Oder ist es so, dass sich die Vorstellung von literarischer Qualität verschiebt oder dass sich literarische Trends verschieben?
Welche Kriterien erfüllt denn ein Text mit literarischer Qualität? Und woran machst du deine Beobachtung fest?
Ich versteh die Frage nicht. Woran machst du diese Annahme überhaupt fest? Gibt doch sicher immer noch Leute, die Literatur sinnvoll kritisieren. Und ich werde, durch Übung, immer besser darin zu sehen ob ein Buch gewisse Qualitäten hat, oder nicht. Gibt sicher noch genug, die das können, wüsste nicht wieso ich annehmen sollte dass das weniger werden.
Wir haben die Aufgabenstellung so bekommen, ich habe es mir nicht selber rausgesucht.
Das kann ich, was mich betrifft, so nicht bestätigen.
Deine Suggestivfrage geht daher - aus meiner Sicht - von einer falschen Voraussetzung aus.
Aber wenn du "finden" gesagt hättest...
Gruß, earnest
Wir haben die Aufgabe bekommen darüber etwas zu schreiben, ich selber habe meine eigene persönliche Meinung dazu.
Nun, bei aller Wertschätzung für MRR: Aber objektiv fand ich seine Einschätzungen eher nicht.