Warum war die Wachtturm-Gesellschaft (Zeugen Jehovas) von 1992 bis 2001 als NGO bei der UNO registriert?
Hallo,
ich bin bei meinen Recherchen über die Geschichte der Zeugen Jehovas auf etwas gestoßen, das mich verwundert:
Laut öffentlich zugänglichen Informationen war die Wachtturm-Gesellschaft von 1992 bis 2001 als Nichtregierungsorganisation (NGO) bei den Vereinten Nationen (UNO) registriert – also bei einer Organisation, die in ihren Publikationen oft als Teil von „Babylon der Großen“ oder als „politische Macht Satans“ beschrieben wird.
Als diese Tatsache 2001 öffentlich bekannt wurde, trat die Organisation offenbar umgehend aus und erklärte, man habe nur Zugang zur UN-Bibliothek gewollt.
Meine Fragen:
- Warum ist politische Neutralität für die Mitglieder Pflicht, aber die Organisation selbst war offiziell bei der UNO registriert?
- Wieso wurde das den Mitgliedern nicht offen kommuniziert?
- Und ist der Zugang zu einer Bibliothek wirklich ein ausreichender Grund für eine offizielle Registrierung bei einer Organisation, die man gleichzeitig als gottlos bezeichnet?
Ich bin kein Gegner der Zeugen Jehovas, aber ich versuche, Dinge ehrlich zu hinterfragen und würde mich über sachliche Erklärungen oder Einsichten sehr freuen – vielleicht auch von aktiven oder ehemaligen Mitgliedern.
3 Antworten
Zeugen Jehovas lehren seit Jahrzehnten, dass die Vereinten Nationen in der prophetischen Offenbarung der Bibel das „scharlachrote wilde Tier“ darstellen, das unter dem Einfluss Satans gegen Gottes Volk handelt. Hier einige Zitate aus offiziellen Publikationen:
„Die UNO ist in Wirklichkeit „die sichtbare politische, kommerzielle Organisation des ‚Gottes dieses Systems der Dinge‘, Satan, der Teufel.“ (Wachtturm, 15.09.1984, S. 15)
„Ein weltliches Bündnis gegen Jehova Gott.“ (Wachtturm, 01.09.1987, S. 20)
„Jehovas Zeugen weisen unerschrocken das dämonische Kennzeichen des wilden Tieres zurück.“ (Wachtturm, 01.05.1991, S. 22)
Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass die Watchtower Bible and Tract Society of New York im Jahr 1991 einen Antrag stellte, um NGO-Partner (Nichtregierungsorganisation) des Department of Public Information (DPI) der Vereinten Nationen zu werden – ein Status, der im Jahr 1992 gewährt und erst 2001 beendet wurde.
Die offizielle Erklärung der UNO vom Oktober 2001 bestätigt:
„Durch die Annahme der Verbindung mit DPI erklärte sich die Organisation bereit, die Grundsätze der Charta der Vereinten Nationen zu unterstützen und zu respektieren.“ (Quelle: un.org/en/civil-society/watchtowerletter)
2. Austritt nicht freiwillig, sondern durch öffentlichen Druck?
Die Wachtturm-Gesellschaft beendete die Verbindung zur UNO am 9. Oktober 2001, wenige Tage nachdem der britische Guardian in einem Artikel vom 8. Oktober 2001 über diese Verbindung berichtet hatte. Die zeitliche Nähe legt nahe, dass nicht eine plötzliche „theologische Klarheit“, sondern öffentlicher Druck zum Austritt führte.
https://www.theguardian.com/uk/2001/oct/08/religion.world
Die offizielle Begründung der Organisation lautete, man habe Zugang zu Bibliotheken gewollt. Doch dieser Zugang war auch ohne NGO-Status möglich. Die Erklärung wurde in einem internen Brief an Älteste verbreitet, der jedoch mehr Fragen aufwirft als klärt.
Meine begründete Vermutung: Die Mitgliedschaft bei der UNO verschafften der Wachtturm-Gesellschaft Zugang zu diplomatischen Kanälen und internationalen Entscheidungsstrukturen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme in die UNO im Jahr 1992 waren Jehovas Zeugen in vielen Staaten – darunter auch Deutschland – noch nicht als Religionsgemeinschaft oder Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt. Die NGO-Mitgliedschaft konnte das öffentliche Bild verbessern und politischen Druck aufbauen, um solche Anerkennungen zu beschleunigen. Dies wiederum brachte der Organisation handfeste Vorteile: steuerliche Privilegien, staatliche Subventionen, rechtliche Sonderrechte. Was also für einzelne Gläubige als „Verunreinigung durch die Welt“ geächtet wird, scheint auf institutioneller Ebene gezielt instrumentalisiert worden zu sein.
Die Zeugen Jehovas waren echt bei der UNO registriert, angeblich nur für den Zugang zur Bibliothek. Das wurde aber nie offen gesagt, was viele verwundert hat. Weil die UNO in ihren Schriften eigentlich als "böse" gilt, passt das halt gar nicht. Als es rauskam, sind sie sofort wieder raus. Für viele wirkt das alles einfach nicht ehrlich.
Du irrst. Denn das war schon immer eine Falschinfo. Viele Lügner haben diese Falschdarstellung und Lüge eben leider glaubwürdig gemacht.
Wieso wurde das den Mitgliedern nicht offen kommuniziert?
Weil sie etwas machen, was sie ihren Mitgliedern verbieten.
Wasser predigen, Wein saufen.
Zugang zu einer Bibliothek wirklich ein ausreichender Grund
Nein.
Den Zugang kann man auch getrennt beantragen. Und was die dort lesen wollten, haben sie nicht verraten.
Ihre eigenen Schäfchen dürfen nicht Mitglied einer Partei werden, um die Bibliothek der Partei zu verwenden.