Warum verstehe ich die derzeitige Panik vieler Afghanen nicht?


23.08.2021, 20:22

Ich bedanke mich für jede mehr oder weniger hilfreiche Antwort auf meine Frage. Besonders gefreut hat mich, dass ich nicht zu Unrecht ins rechte Lager gestellt wurde und dass aus diesem Lager wenig Unterstützung kam.

9 Antworten

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Deshalb darf ein größerer Teil der Bevölkerung nicht einfach berechtigt sein, das Land zu verlassen und zu emigrieren.

Wenn Leute gezielt verfolgt und getötet werden, weil sie der "vorherigen Macht" (ISAF) geholfen haben, berechtigt das mMn schon eine Flucht.

Die Menschen tragen doch kein Schild, auf dem steht: "Ich habe aktiv gegen die Taliban gekämpft und werde es weiterhin tun."

In unserer heutigen Welt ist das schon so. Zumindest digital. Die Taliban sind auch nicht dumm. Sie sehen: "Person A ist auf Facebook/Instagram, etc mit Person B befreundet, also muss Person B auch talibanfeindlich sein, wenn es Person A ja ist".

Es müsste doch Normalität sein, in einem islamistisch geprägten Land sich mehr oder weniger mit der Scharia zu arrangieren

Es gibt verschiedene Auslegungen der Scharia. In vielen gemäßigten muslimischen Ländern wird die Scharia für das Zivilrecht benutzt. Die Taliban wollen allerdings die "hardcore" Auslegung. Heißt: Diebe bekommen die Hände abgehackt. Ehebrecherinnen werden gesteinigt.

Aber nur bei gegen ihn persönlich gerichteten Verstößen gegen die Menschenrechte sollte er berechtigt sein, in ein anderes Land zu emigrieren.

Sobald es zu diesen Verstößen kommt, ist es schon viel zu spät und die entsprechende Person entweder traumatisiert oder tot.

In nicht nach unserem demokratischen System regierten Ländern kommt es öfter zu Machtwechseln aufgrund von Kriegen, Putschen oder Ähnlichem. Deshalb darf ein größerer Teil der Bevölkerung nicht einfach berechtigt sein, das Land zu verlassen und zu emigrieren.

Das ist n ziemlich bescheidenes argument. 1. Problem hier ist die zeit in der soetwas passiert. GErade die Jüngeren generationen die in den 20 Jahren besatz aufgewachsen sind und jetzt vieleicht sagen wir 25 dem dreh rum sind. Haben z.b. keine wirklichen machtwechsel erlebt.

Nach der logik hätte z.b. auch niemand aus D vor oder im 2 WK flüchten dürfen.

Die Menschen tragen doch kein Schild, auf dem steht: "Ich habe aktiv gegen die Taliban gekämpft und werde es weiterhin tun." Demnach kann eine Verfolgung durch die Taliban nicht so viele Menschen betreffen, wie zurzeit das Land verlassen wollen.

Hier nimmst du an die Taliban wären eine Fraktion die Strukturiert nach festen Regeln vorgeht. Es ist eher anzunehmen das die Jeden abknallen der ihnen nicht passt. Foltern und vergewaltigungen etc. mit eingeschlossen.

Es müsste doch Normalität sein, in einem islamistisch geprägten Land sich mehr oder weniger mit der Scharia zu arrangieren, wenn ein Großteil der Bevölkerung für die Scharia ist.

Wie jemand anderes schon gesagt hat kommt es hier auf die auslegung an. Sharia muss nicht gleich sharia sein. Die Auslegung der Taliban könnte entsprechend extremer sein.

Kein Mensch kann etwas dafür, in welches System und Land er hineingeboren ist. Aber nur bei gegen ihn persönlich gerichteten Verstößen gegen die Menschenrechte sollte er berechtigt sein, in ein anderes Land zu emigrieren.

Ne enrstzunehmende gefahr für leib und leben ausgehen von nem haufen irrer halte ich für durchaus sehr persönlich.

In nicht nach unserem demokratischen System regierten Ländern kommt es öfter zu Machtwechseln aufgrund von Kriegen, Putschen oder Ähnlichem. Deshalb darf ein größerer Teil der Bevölkerung nicht einfach berechtigt sein, das Land zu verlassen und zu emigrieren.

Also hat jeder der nicht in einer Demokratie geboren wurde. Pech gehabt?

Die Menschen tragen doch kein Schild, auf dem steht: "Ich habe aktiv gegen die Taliban gekämpft und werde es weiterhin tun." Demnach kann eine Verfolgung durch die Taliban nicht so viele Menschen betreffen, wie zurzeit das Land verlassen wollen.

Erstens: Soziale Medien!

Zweitens: Tausende aus Gefängnissen befreite Taliban, die die Leute wieder erkennen

Drittens: Taliban brauchen keinen wirklichen Grund, Gewalt anzuwenden. Mache nicht zu 100% was sie wollen, und mindestens Gewalt ist dir sicher

Es müsste doch Normalität sein, in einem islamistisch geprägten Land sich mehr oder weniger mit der Scharia zu arrangieren, wenn ein Großteil der Bevölkerung für die Scharia ist.

Es gibt 2 Formen der Scharia, vor den Taliban liefen die Frauen in Afghanistan z.B. schick, modisch und ohne Zwänge gekleidet rum. Wenn die Taliban wieder fest im Sattel sitzen, werden Frauen das Haus nicht ohne männliche Begleitung verlassen dürfen.

Kein Mensch kann etwas dafür, in welches System und Land er hineingeboren ist. Aber nur bei gegen ihn persönlich gerichteten Verstößen gegen die Menschenrechte sollte er berechtigt sein, in ein anderes Land zu emigrieren.

Wie begründest du dein "Aber", ohne die Menschenrechte zu verletzen?

Nach zugegeben einfachen, auf Logik basierenden Denkansätzen muss es erlaubt sein, die derzeitige Panik zu hinterfragen.

Du darfst durchaus hinterfragen und dabei "laut" denken. Die Behauptung, dass Dein Hinterfragen auf auf Logik basierenden Denkansätzen fußt, hinterfrage allerdings ich.

  • In nicht nach unserem demokratischen System regierten Ländern kommt es öfter zu Machtwechseln aufgrund von Kriegen, Putschen oder Ähnlichem. Deshalb darf ein größerer Teil der Bevölkerung nicht einfach berechtigt sein, das Land zu verlassen und zu emigrieren.

Damit behauptest Du einfach mal so, dass die Berliner Mauer und die Grenzen, die rund um die DDR gezogen wurden und zum großen Teil vermint waren, legitim waren.

  • Die Menschen tragen doch kein Schild, auf dem steht: "Ich habe aktiv gegen die Taliban gekämpft und werde es weiterhin tun." Demnach kann eine Verfolgung durch die Taliban nicht so viele Menschen betreffen, wie zurzeit das Land verlassen wollen.

Schon heute ist in den von den Taliban besetzten Gebieten zu sehen, wie die Taliban vorgehen. Sie nutzen Todeslisten und Denunziantentum.

"… und werde es weiterhin tun" interessiert niemanden – egal, ob das stimmt oder nicht.

  • Es müsste doch Normalität sein, in einem islamistisch geprägten Land sich mehr oder weniger mit der Scharia zu arrangieren, wenn ein Großteil der Bevölkerung für die Scharia ist.

Ist das so? Woher beziehst Du Deine Weisheit? Haben Muslime ein eigenes Persönlichkeitsmerkmal, mit dem sie immun gegen Steinzeit-Islamismus sind? Würde es Dir gefallen, Deine Wohnung nur als Lutschbonbon verkleidet verlassen zu dürfen und selbst das nur zu dürfen, wenn Dich jemand begleitet, der den Machthabern genehm ist?

  • Kein Mensch kann etwas dafür, in welches System und Land er hineingeboren ist. Aber nur bei gegen ihn persönlich gerichteten Verstößen gegen die Menschenrechte sollte er berechtigt sein, in ein anderes Land zu emigrieren.

Was soll ich dazu sagen? Genau, so ist es! Mich beschleicht das Gefühl, dass wir nicht das Gleiche meinen.

Panik lässt sich nie logisch erklären.

Die Menschen in Afghanistan haben große Angst vor einem Terrorregime durch die Taliban. Wer den Besatzungmächten geholfen hat, fürchtet um sein Leben.

Aber nur bei gegen ihn persönlich gerichteten Verstößen gegen die Menschenrechte sollte er berechtigt sein, in ein anderes Land zu emigrieren.

Nein, das ist durchaus nicht so. Wenn ich in der Schweiz einen gut bezahlten Job angeboten bekomme, migriere ich dort hin. Dazu braucht es keine Verstöße gegen die Menschenrechte.

Es müsste doch Normalität sein, in einem islamistisch geprägten Land sich mehr oder weniger mit der Scharia zu arrangieren, wenn ein Großteil der Bevölkerung für die Scharia ist.

Wieso sollte das Normalität sein? Minderheiten müssen die Mehrheitsmeinung durchaus nicht lebenswert finden.