Warum sind Horrorgeschichten nichts für Kinder?

4 Antworten

Horrorgeschichten enthalten eben genau diese Anteile an für unbedarfte Kinderpsychen "schrecklichen" Ereignissen. Es kann zu Ängsten, Schlafstörungen und sonstigen unguten Einflüssen kommen.

Es ist nicht so, dass Märchen als Film genauso radikal und offen Grausamkeiten und Erschreckendes zeigen. Märchenfilme sind genau darauf abgestimmt, dass nicht zu plakativ Horror gezeigt wird. Und in MÄRCHENERZÄHLUNGEN stellt sich das Kind eben solche Szenen mit den für ihn schon bekannten Ausmaßen vor. Es kann nur auf Facetten seiner Vorstellungskraft zurückgreifen, die eben noch nicht mit skrupellosen DARSTELLUNGEN erfüllt sind. Es stellt sich sie also mit den Facetten vor, das es schon als Erfahrung hat. Es hat gesehen, wie Holz verbrennt, aber nicht, wie die Hexe langsam durch Hitze verstümmelt wird. Ergo ist für das Kind der Absatz, dass Hänsel (oder Gretel, weiß nicht mehr genau) die Hexe in den Ofen schiebt nur mit der Vorstellung Feuer und brennt verbunden. Max und Moritz in den Zeichnungen von Busch werden ebenfalls nur als Brösel dargestellt, nicht als Matsch aus Blut und Gedärmen usw.

Ich persönlich hatte als 7 Jähriger Dornröschen voin Walt Disney gesehen (Zeichentrickfilm). Das Erschreckendste war die Hexe, die Dornröschen perfide und heimtückisch den Apfel gab. Ich war über so viel Bosheit entsetzt, ich kannte das weder von Spielkameraden, Eltern oder Lehrern. Mich schockte quasi die Erkenntnis, dass jemand sooo böse sein kann.

Es gibt ja die Diskussion, ob man Kindern nicht doch wesentlich mehr zutrauen kann, was ihre Psyche verkraftbar verarbeiten kann. Wer jedoch die traumatisierten Kinder mit Kriegs- Missbrauchs- oder Erdbebenerfahrungen nicht von der Hand weist, kommt ins Nachdenken. Einerseits ja, die Welt ist teils monströs-schrecklich, warum sollten Kindern diese Tatsachen vorenthalten werden. Andererseits ist sie ja nicht nur physisch eine Gefahr, sondern eben auch psychisch. Und so wie Kinder physisch verletzlicher sind als Erwachsenen, sind sie es wohl auch psychisch!

Ein anderer philosophischer Nebengedanke: Wenn man aus Eindrücken lernt (egal ob gute oder schlechte, beide sind Erfahrungen) dann ist es doch kontraproduktiv, die Kinder und auch Erwachsene davor zu bewahren. Hier beginnt die Grauzone von Verwöhnung, Verhätschelung, Bevormundung, Verweichlichung usw. Ich denke, die Welt in ihrem ganzen auch erschreckenden Tatsachen kennen zu lernen sollte Schritt für Schritt geschehen. Ist ein Schritt der Erfahrungsadaption zu groß, ergibt sich eher ein Trauma, als eine nützliche integrierte Erfahrung.

PS. Märchen sind eigentlich ursprünglich eher für Erwachsene auch mit metaphorischen Ansprüchen konzipiert. So ist z.B. Dornröschen durch Bösartigkeit von einem glücklichen Leben abgeschieden, aber Liebe erweckt sie wieder, löst das Böse als Trauma in ihr auf. Auch das können Kinder bis zu einem gewissen Grad in Märchen schon herauslesen. Offensichtlich enthalten Märchen wohl auch viele Allegorien, Gleichnisse, die auch in anderen Kulturen auffallen, ähnliche Aussagen haben. Quasi eine universelle Psychologie, eine Lebensweisheit.

Die Hexe versucht Hänsel und Gretel zu töten um sie zu essen.

Und in einer Horrorgeschichte würde sie es tun, wobei dies in Vorbereitung und Durchführung sehr detailreich in allen grausamen Einzelheiten unter Beschreibung der Ängste und Leiden von Hänsel minutiös geschildert würde, und der ganze Schrecken und das Entsetzen und die Ängste von Gretel, die zum Zusehen gezwungen wird, ebenfalls.

Ich finde, das ist schon ein kleiner Unterschied für die Psyche eines Kindes, welches sich nur angedeutete Grausamkeiten noch nicht vorstellen kann (das können dann erst Erwachsene).

Littlesunny007 
Fragesteller
 12.03.2023, 21:01

Max und moritz wurden zu Futter verarbeitet

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Man ist inzwischen auch von Märchen und den "alten" Kinderliedern wie "Fuchs du hast die Gans gestohlen" etc. abgekommen, da nicht unbedingt kinderfreundlich.

Die Brüder Grimm sammelten Volkssagen, Legenden und Märchen, viele Geschichten haben sie offensichtlich von dem französischen Geschichtenschreiber Charles Perrault übernommen. Diese Erzählungen waren fürs Volk bestimmt und nicht für Kinder. Das waren zum großen Teil Gruselgeschichten, die die Grimms von der Mär zum Märchen umschrieben, zu Moralgeschichten, um Kindern gewisse Verhaltensweisen näher zu bringen, wie Anstand, Rücksichtnahme, Enthaltsamkeit, Häuslichkeit, Fleiß usw. und sie auf diese Weise auf das Erwachsensein vorzubereiten.

Viele Märchen sind inzwischen verwässert, weichgespült, geplüscht, in sprachliche Watte gepackt und werden trotzdem von gewissen übergriffigen und übervorsichtigen und moralisch überkandidelten Personen als kindsgefährdent eingestuft. Diese Personen haben keine Hemmungen Kinder in ihrer sexuellen Identität zu verunsichern und auch in anderer Weise derart zu destabilisieren, dass Kinder mental schutzlos dastehen, dass sie völlig überfordert sind, wenn sie sich zu Jugendlichen und weiter zu Erwachsenen entwickeln. Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen und Depressionen sind vorprogrammiert.