Warum kann HCl nicht auch als Base reagieren?

3 Antworten

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Moin,

kann es doch...

Saure und basische Eigenschaften hängen von verschiedenen Aspekten ab. Um eine Säure sein zu können, muss ein Teilchen in der Lage sein, Protonen abzugeben, also ein Protonendonator zu sein (Brönsted-Lowry-Definition) bzw. Elektronenpaare bei sich behalten zu wollen, also ein Elektronenpaarakzeptor zu sein (Lewis-Sichtweise).
Um als Base fungieren zu können, muss ein Teilchen dementsprechend bereit sein, Protonen aufzunehmen, also ein Protonenakzeptor zu sein (Brönsted-Lowry-Definition) bzw. Elektronenpaare zur Verfügung zu stellen, ein Elektronenpaardonator zu sein (Lewis-Definition).
Die Fähigkeit, Protonen abzuspalten und damit als Säure im Brönsted-Lowry-Konzept reagieren zu können, setzt also voraus, dass ein Teilchen abspaltbare Protonen besitzt.
Die Fähigkeit, Protonen aufzunehmen und somit im Brönsted-Lowry-Konzept als Base fungieren zu können, setzt voraus, dass ein Teilchen ein Elektronenpaar besitzt, das es dafür zur Verfügung stellen kann.

Aber das ist nur ein Aspekt. Ein anderer ist die Frage, wie sehr Teilchen bereit sind, Protonen abzuspalten oder aufzunehmen bzw. wie gut sie darin sind, Elektronenpaare für sich behalten zu wollen oder für Bindungen zur Verfügung zu stellen. Es geht also konkret auch um Säure- und Basestärken.

Und nun ist das Chloratom aus deinem Beispiel ein Teilchen, das sehr gerne Elektronenpaare um sich hat und diese überhaupt nicht gerne für die Ausbildung von Bindungen zur Verfügung stellt. Das bedeutet, dass die Säurestärke von HCl sowohl nach dem Verständnis von Brönsted-Lowry als auch nach der Sichtweise von Lewis sehr groß ist, weshalb Hydrogenchlorid im Normalfall als Säure reagiert.

Da das Chloratom im HCl-Molekül aber auch über freie (Valenz-)Elektronenpaare verfügt, mit deren Hilfe (zumindest) ein weiteres Proton aufgenommen werden könnte, ist es theoretisch in der Lage, auch als Base zu reagieren. Du musst halt nur ein anderes Molekül finden, das noch viel stärker als das HCl-Molekül daran interessiert ist, ein Proton abzuspalten und auf einen beliebigen Bindungspartner zu übertragen. Solche Substanzen gibt es; man nennt sie Supersäuren. Aber es gibt eben nicht allzu viele solcher Substanzen, deren Säurestärke noch größer ist als die von HCl.

So kommt es, dass HCl fast immer als Säure reagiert und nur in sehr, sehr wenigen Ausnahmefällen als Base. Aber möglich ist das schon...

Nur der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass bei derartigen Überlegungen noch weitere Aspekte eine Rolle spielen, zum Beispiel das Vorhandensein von Ladungen oder die Mesomerie. Aber das steht auf einem anderen Blatt...

LG von der Waterkant.

MayuMori  17.12.2023, 23:13

Wow wollte die Frage gerade Stellen,Super erklärt, vielen vielen Dank!

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Eine Säure ist nach der Definition ein Protonendoantor also Protonenspender.

Eine Base ist ein Protonenakzeptor, also Protonenaufnehmer wie ZB OH-, Protons welcome sozusagen.

HCl kann  theoretisch als Base  betrachtet werden, wenn sich Protonen an die freien Elektronenpaare anlagern. Nur ist mir ist eine solche Struktur nicht bekannt, also H2Cl+

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – gelernter Diplom Chemiker
theMilani 
Fragesteller
 23.10.2017, 15:49

Das würde also heissen das es in der Theorie möglich ist?

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Zwergbiber50  23.10.2017, 15:58

Könnte vielleicht mit den Supersäuren möglich sein. Im System SbF5 / HF gibt es H2F^+.

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Weil es kein Proton mehr aufnehmen kann. Hat ja schon Eins und mehr geht nicht. ;-) 

theMilani 
Fragesteller
 23.10.2017, 15:32

Und warum geht das nicht?

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