Warum ist reiten ein Frauensport?
Klar gutverdienende auch Männer die Reiten und Frauen die Fußball spielen. Aber beides ist eher nicht weit verbreitet und gerade im Reiten ist die Mänerquote nochmal deutlich geringer als die Fußball spielen. Warum ? Haben Männer vielleicht Angst als komisch abgestempelt zu weden ?
9 Antworten
Im Profibereich gibt es tatsächlich etliche Männer beim Reitsport. Ein möglicher Grund kann aber auch einfach biologischer Natur sein: Viele Jungs und Männer sind einfach zu schwer für einen Pferderücken; die meisten wiegen 80+ kg und das ist für Pferderücken zumindest nicht mehr ganz optimal.
Hinzu kommt vielleicht auch, dass der Wettkampf-Gedanke zumindest beim Hobby-Reiten nicht so die oberste Priorität hat. Da geht es nicht darum, wer gegen wen gewinnt, sondern eben nur um den Spaß an der Sache und ums Pferd. Eventuell ist das vielen Teenie-Jungs zu langweilig.
Ich befürchte, dass alles, was eher mädchentypisch ist immer noch abgewertet wird, und Jungs sich lieber nicht mit Pferden abgeben, um unter ihresgleichen nicht als "Mädchen" dazustehen.
Später haben sie dann den Anschluss verpasst, und Schiss vor Pferden. Das können sie natürlich auch nicht zugeben, und dann wird die Reiterei eben auch wieder als blöd abgetan.
Das ist relativ einfach zu erklären ... kleine Mädchen stehen auf streicheln, kuscheln & kämmen ... um's mal salopp auszudrücken.
Daraus wird dann später bis ins Teenie-Alter die Leidenschaft für's Pferd, aber halt eher auf der reinen Hobbyebene.
Die meisten steigen dann aber wieder aus, wenn Jungs interessanter werden.
Bei den Jungs ist von vornherein der Wettkampfgedanke da und wenig Interesse am Drumherum, was aber nötig ist.
Von daher sieht man eben mehr Hobby-Reiterinnen als -Reiter und daneben im Profisport mehr Männer, die inzwischen den nötigen Background haben, um sich die "niederen Dienste" von Personal erledigen zu lassen.
Hey,
ich kann sogar eine Antwort aus männlicher Sicht geben. Noch dazu habe ich im Teenageralter angefangen und habe auch heute keine nennenswerten Turnierambitionen (und vermutlich auch nicht das Talent/Geld dazu).
Ehrlich gesagt habe ich mir die Frage auch schon häufiger gestellt. Klar kann man in den Profibereich schauen, aber auch wenn es stimmen mag, dass dort mehr (oder in einigen Sparten sogar überwiegend) Männer aktiv sind, sollte man das doch getrennt betrachten. Mir war es zumindest bisher immer ziemlich egal, wie viele Männer in Klassen reiten, die ich eh nicht erreichen werde. Viel wichtiger und vermutlich schon ausreichend wäre es, wenn in den normalen Reitschulen/kleineren Ställen wenigstens ein paar mehr männliche Reiter unterwegs wären.
Zurück zur Frage: Ich glaube auch, dass es größtenteils ein Kulturding ist. Klar kann ich verstehen, dass das "ums-Pferd-kümmern" Mädchen vlt. eher liegt als Jungen, aber das wird nicht der einzige Grund sein: Zum einen ist es in anderen Kulturen anders und zum anderen scheint es mir, als wäre das etwas pferdespezifisches: Würde ein Junge sagen, dass er einen Hund hat, um den er sich kümmert, würde er dafür wohl kaum einen Spruch abbekommen, sagt er aber, er kümmert sich um ein Pferd, kann er sich vermutlich so einige Kommentare anhören.
Mal angenommen, ein Junge hat aus irgendeinem Grund Interesse am Reitsport (sei es, weil er irgendwo mal auf ein Pferd gesetzt wurde und Spaß an der Sache hatte), dann muss er (bewusst oder unbewusst) und oder seine Eltern abwägen. Der Spaß/Interesse steht dann gegenüber:
- Doofe Kommentare, da er ja von der Norm abweicht
- Mitunter sehr viel Geld, dass investiert werden muss für ein Hobby.
- Reiten erfordert sehr viel Koordination. Die zu erlernen dauert länger und man sieht langsamer Fortschritte als in anderen Sportarten. Das kann demotivieren sein.
- Gerade in der Stadt sind Reitställe rar. D.h. mitunter ist oftmals noch ein gewisser Fahrtweg mit einzuplanen. Außerdem bildet das eigentliche Reiten nur einen Teil des Aufenthalts im Stall. Das Pferd zu holen, putzen, satteln etc. braucht auch noch ordentlich Zeit. Darauf hat nicht jeder Lust.
- Auch wenn keine blöden Kommentare kommen (oder man drüber steht), kann ich es trotzdem verstehen, dass ein Junge seine Freizeit (bzw. einen größeren Teil davon) nicht nur unter Mädchen verbringen möchte. Vom reiten abgesehen, gehen die Interessen nicht selten doch recht weit auseinander, behaupte ich mal.
- Die Suche nach einem passenden Stall ist unter Umständen umständlich. Ich zum Beispiel wohne in einem Ort mit so einigen Ställen, aber eine gute Reitschule (mit freien Plätzen und geeigneten Schulpferden) hier zu finden, ist nicht einfach.
Das sind jetzt die Punkte, die ich bedenken würde, wenn ich (oder ein hypothetischer Sohn) reiten wollen würde. Sind das Ausschlusskriterien, wenn man es wirklich möchte? Nein ganz gewiss nicht. Aber es sind valide Punkte und ich denke, dass diese den ein oder anderen daran hindern werden, in den Reitsport einzusteigen.
Für (erwachsenen) Männer sieht übrigens es ein bisschen anders aus: Währen man dank evtl. eigenem Auto etwas mobiler ist und auch finanziell besser aufgestellt bzw. zumindest unabhängiger ist, kommen die meisten wohl nicht auf die Idee mit einem Hobby wie Reiten anzufangen. Spätestens wenn die eigene Familienplanung ein Ding wird, ist Zeit ein knappes Gut.
Am Ende würde ich sagen, ist es zum größten Teil eine Art sich selbsterfüllende Prophezeiung: Es würden gewiss mehr Jungen (und daher später auch Männer) reiten, wenn mehr Jungen reiten würden. Aber während die "logistischen" Hürden wie Geld/Zeit/Aufwand schon hoch sind, sorgen vor allem die zusätzlichen gesellschaftlichen Hürden dafür, dass wenige Jungen von alleine in den Reitsport finden. Ich fürchte sogar, dass viele das mittlerweile nicht mal als mögliche Option ansehen.
Haben Männer vielleicht Angst als komisch abgestempelt zu weden ?
Männer nicht, aber Jüngelchen schon. Die sind halt unsagbar spießig. Nur nicht aus der Reihe tanzen, immer schön mit dem Strom schwimmen, das ist deren Credo.