Warum hatten die Römer Angst vor den Germanen?

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Von Experte Neugier4711 bestätigt
Warum hatten die Römer Angst vor den Germanen?

Hatten sie Angst? Nicht wirklich. Aber es gab traumatische Erfahrungen in der langen Geschichte der Römer, die zumindest Einfluss auf die römisch-griechische Literatur genommen haben.

  • Das waren zuerst die Gallier, die im 4. Jahrhundert v. Chr. Rom eroberten und in Schutt und Asche legten.
  • Dann kamen im 2. Jahrhundert v. Chr. die Kimbern und Teutonen dazu, die den Römern heftige militärische Niederlagen beibrachten, bevor sie vom mehrfachen Konsul Marius vernichtend geschlagen werden konnten.
  • Der nächste Schlag für das römische Selbstbewusstsein war 9 n. Chr. die Varusniederlage, die aber keine wirkliche Bedrohung für das römische Reich darstellte.
  • 378 n. Chr. erlitt der Kaiser des Oströmischen Reiches, Valens, gegen Goten, die um Aufnahme ins Reich baten, wegen verfehlter Politik und schlechter militärischer Strategie eine vernichtende Niederlage, die aber rasch ausgeglichen werden konnte.
  • Die nächste Schlappe für das römische Reich war die Eroberung Roms 410 n. Chr. durch die Goten, die unterschiedliche Wirkung entfaltete: Betroffenheit bei den heidnischen Römern und Zeichen der Vernachlässigung bzw. Abwendung von der traditionellen Götterverehrung, Akzeptanz bei den christlichen Römern als Bestrafung Gottes für die Sünden der Menschen.

Nach der Vernichtung der Kimbern und Teutonen rückten die Germanen erst wieder unter Caesar ins Bewusstsein der Römer. Die Expansion des Reiches unter Kaiser Augustus war erfolgreich, unterwarf viele germanische Völkerschaften und führte das Römische Reich bis zur Elbe. Die Römer planten und bauten die ersten größeren Siedlungen, Städte, Köln war als Provinzhauptstadt ausersehen. Nach der Varusschlacht und den wenig erfolgreichen Feldzügen des Germanicus gaben die Römer die Provinzbildung bis zur Elbe auf bzw. reduzierten ihre direkten Herrschaftsgebiete im germanischen Raum am Rhein entlang und auf Südwestdeutschland. Freilich übten sie auch in den kommenden Jahrhunderten erheblichen Einfluss im ganzen sog. freien Germanien aus, schlossen Bündnisse, unternahmen auch (meist erfolgreiche) Militäraktionen.

Und waren die Germanen wirklich so unbesiegbar, wie es die Varusschlacht vermuten ließ?

Nein. Die römischen Militäraktionen bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. waren durchaus erfolgreich. Viele germanische Stämme wurden zu römischen Bundesgenossen bzw. dienten den politischen Zielsetzungen der Römer im freien Germanien. Viele Germanen wurden Soldaten in römischen Diensten, gingen nach ihrer Dienstzeit in ihre Heimat zurück oder blieben und siedelten sich als römische Bürger im Reich an. In der Spätantike wurden ganze germanischen Völkerschaften in römische Dienste genommen und insbesondere zum Schutz der Reichsgrenzen eingesetzt. Noch Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. kämpften nicht nur römische, sondern sogar hauptsächlich germanische Truppen gegen die Hunnen Attilas. Die Germanen in römischen Diensten fühlten sich als Reichsangehörige, ihre Anführer erhielten römische Amtstitel bzw. militärische Ränge und wurden so weitgehend integriert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.

Auf strenge Schlachtordnungen auf offenem Feld ausgerichtete Heerführer fürchteten schon immer asymmetrisch geführte Kriege und scheinbar chaotische Schlachtordnung. Römer waren zumeist dann erfolgreich, wenn sie große offene Felder vor sich hatten. Dichte Wälder waren ihnen nicht geheuer. Daher wurde auch der Limes gebaut, der im Grunde sie abschotten sollte vor den „Barbaren“. Germanien wurde daher auch nie wirklich erobert, nur Randgebiete. Ähnliche Probleme hatten sie auch mit anderen Völkern, etwa mit den Dakern auf dem Balkan.

Die Römer hatten Angst vor den Germanen aus verschiedenen Gründen. Einer der Hauptgründe war das die Germanen als kriegerische Stämme galten, die oft unvorhersehbar und schwer zu kontrollieren waren. Die Römer sahen sie als eine Bedrohung für ihre Reichsgrenzen und ihre Kontrolle über die Provinzen. Außerdem waren die Germanen oft in der Lage, sich zu vereinen und starke Allianzen zu bilden, was die römischen Eroberungspläne gefährdete.

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