Warum hatte sich bei den Protestanten trotz der Rechtfertigungstheorie eine strengere Sittenlehre entwickelt als bei den Katholiken?

5 Antworten

Du meinst wahrscheinlich solche Zeiten wie z.B. den Pietismus.

Nun, Evangelische oder Protestanten würden auch "Wüstgläubige" genannt, weil sie die Rechtfertigung durch Glauben auf "Freibrief" für ein Leben in Sünde sahen. Dadurch wurden sie oft unglaubwürdig. Dann gab es noch die Täufer, wo zwar das gleiche gelehrt haben, aber ein Vorbild im Leben wahren.

Dieses führte zu Bewegungen wie z.B. den Pietismus. Wie echt ihr Glaube war, muss einmal Jesus beurteilen.

Das größte Problem der Reformation war, sie versuchte einen Kompromiss zwischen Bibel und Tradition zu machen. Das hat bis heute nicht richtig funktioniert. Heute versucht sie das gleiche mit dem Sogenannten Zeitgeist.

Woher ich das weiß:Hobby
Firmian  26.04.2022, 15:20

Naja, ob die Täufer in Münster so die Vorbildfunktion hatten, könnte man diskutieren. Polygamie eingeführt für die Führungskräfte.....

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Jehukal  26.04.2022, 18:15
@Firmian

Wie sagt man so schön: "Es gibt immer schwarze Schafe in der Herde."

Was damals in Münster geschah, wird zwar den Täufern zugeschrieben, ist aber weder mit der Bibel, noch mit den Grundsätzen der Täufer vereinbar.

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Das ändert sich bei denen immer mal.

Es gibt nicht DIE Protestanten oder DIE Katholiken. Ich kenne einige Gemeinden sowie Pfarrer / Priester.

Die Protestanten sind einfach lockerer wegen der Hierarchie. Sie haben keine Papst und keine Kardinäle in Rom, welche ihnen den Weg vorgeben.

Bis vor 40 Jahren war das Verhalten der protestantischen Kirchen in erster Linie auf das ausgerichtet, was in der Bibel steht. Nicht auf irgendwelchen Traditionen.

Erst in jüngerer Zeit haben einzelne protestantische Pfarrer - die theologische Ausbildung lässt grüssen - und Gemeindeleitungen den Blick auf die Bibel mehr und mehr verloren. Unter vier Augen sind katholische Gläubige und Mitarbeitende manchmal nicht weit von diesen Positionen entfernt. Manchmal gehen sie sogar darüber hinaus.

Die evangelischen Gemeinden, die ich gut kenne, dich haben sich nicht gross verändert. Der Zeitgeist hat dort keine Spuren hinterlassen. Im Gegenteil.

Der Puritanismus entstand aus calvinistischem Einfluss, wo die Rechtfertigungslehre aufgrund der Lehre der doppelten Prädestination eine andere Konsequenz nach sich zog. Da wurde Sittenhaftigkeit zwar nicht als heilsnotwendig betrachtet, aber als Ausdruck für die Erwählung Gottes ("Weil Gott mich erwählt und dafür vorherbestimmt hat, bin ich so superfromm"). Was eine andere, neue Art von Gesetzlichkeit zur Folge hatte, im Grunde eine durch die Hintertür.

Diese reformatorische Variante war dann auch ein entscheidender Einfluss für den dann in unseren Breiten entstehenden Pietismus, der das nicht dann auf die Erwählung, sondern auf die Heiligung durch den Heiligen Geist bezog, in seiner Konsequenz aber die gleichen Folgen hatte.

Das einzig zutreffende Pauschalurteil ist: Pauschalurteile taugen nichts zur Beschreibung der Realität.
Das ist bei Protestanten (Evangelikale) nicht anders als bei Katholiken (Piusbrüder).

Es gibt extrem strenge Gruppierungen auf beiden Seiten, "Taliban", die extrem sittenstreng sind und liberalere Strömungen - oder ganz linke, die mehr an Marx glauben als an Jahwe Shebaoth.
Man muß sehr fein differenzieren, wie bei allen Gruppen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Also, ich kann bei den Protestanten keine strengen Sittenregeln feststellen. Dass die strengen Suttenregeln in der katholischen Kirche extrem gelockert sind, liegt am der Apostasie, die wir seit dem Ende des letzten Konzils erleben.

wolfruprecht  26.04.2022, 17:02
....liegt am der Apostasie, die wir seit dem Ende des letzten Konzils erleben.

Das begann schon lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, es war nur nicht so offensichtlich und lange Zeit konnte man sich die Situation schön reden. Diese Entwicklung ist schon mindestens 100 Jahre zu beobachten, genauso wie die Entwicklung zur kirchlich-religiösen Erneuerung. Die Anfänge lagen in dn 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in der "Liturgischen Bewegung". LG

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