Warum hassen linke Populismus so sehr?

8 Antworten

Mich verwirrt die Frage. Populismus ist ja kein Vorrecht des politisch rechten Spektrums. Linke können das genauso gut und nutzen es auch.

Mit Populismus versucht man komplexe Vorgänge und Probleme auf einfache Erklärungen und Antworten herunterzubrechen. In einer komplexen Welt, mit komplexen Herausforderungen, in einem demokratischen, politischen System, dass auch eher komplex ist, ist Populismus keine Hilfe für die Gesellschaft. Damit richtet man eher Schaden an.

Der Populist steht auf der sinkenden Titanic, prangert lautstark den Kapitän an und erzählt dir, wenn jeder seinen Zahnputzbecher holt und Wasser schöpft, wird nichts schlimmes passieren. Das hilft dort aber niemandem und keiner wird deswegen gerettet. Der Populist stellt sich nur selbst dar und agiert vollkommen an der Komplexität der Situation vorbei. Man kann froh sein, wenn er den Leuten die die Rettungsboote klar machen wollen, nicht noch im Weg steht

Populisten hauen Parolen raus ohne zu lügen. Sie lassen einfach wichtige Zusammenhänge weg. Wer die Fakten nicht kennt, der merkt das garnicht. Am Ende sind alle zufrieden, einer Meinung und der Populist hat sich öffentlich selbst gelobt und gestreichelt. Das Söderlein ist Meister darin, Merz wird gerade noch von diversen Mentaltrainern bei der Abgewöhnung geholfen, schließlich will er kanzlern und die schöne Sahra kann das auch perfekt. Nix links oder rechts.

Glaube in der Bevölkerung ist Populismus auch weit verbreitet. Man hält sich an die Überschriften und ist an Details nicht interessiert. Oder versteht sie nicht.

Populismus existiert unabhängig von politischen Richtungen. Auch in der linken Politik existiert Populismus.

Was ist problematisch am Populismus?

Populismus vereinfacht politische Prozesse und Brennpunkte. Politik ist wahnsinnig komplex und teilweise kaum einfach zu gestalten. Populisten blenden aus, dass sich Probleme nur schwer lösen lassen und vereinfachen das Problem lieber, in dem sie sagen „Das ist das Problem und die da sind Schuld“. Ein Populist differenziert nicht. Er stellt Behauptungen und Unterstellungen in den Raum, drückt sich unmissverständlich und eindeutig aus und zeigt mit dem Finger auf die vermeintlich Verantwortlichen. Ohne dabei zu zeigen, dass es in der Wirklichkeit gar nicht so einfach ist. Man kann sich als Retter hinstellen und den Leuten verkaufen, dass man den ultimativen Plan hätte um die Welt zu verbessern.

Das ist dahingehend gefährlich, dass man so auch Lügen zu Wahrheiten erklären und Menschen manipulieren kann. Populismus kann unter Umständen den Diskurs kaputt machen und dafür sorgen, dass die Gesellschaft gespalten wird. Personen wie Adolf Hitler haben sich Populismus so sehr zu eigen gemacht und ihn politisch instrumentalisiert, dass die Gesellschaft am Ende tatsächlich von der Weltmacht Deutschland und der Rassenlehre überzeugt war.

Und in der DDR war es der Kontrollstaat und die vermeintlich sozialistische Doktrin. Die Gesellschaft war teilweise ernsthaft davon überzeugt, dass die USA das absolute Übel sei und dass es notwendig sei, die Gesellschaft zu überwachen um den Staat zu erhalten.

Ich habe ganz und gar nicht den Eindruck, dass Populismus von Linken abgelehnt wird, sonden eher, dass dieser sowohl von Linken als auch Rechten häufig verwendet und in der politischen Mitte noch am ehesten gezielt gemieden wird, da es dort am wenigsten Politiker gibt, die es sich zum Ziel gesetzt haben, zu polarisieren.

Ich habe grundsätzlich nichts gegen Populismus. Etwas Polemik gehört seit jeher zum öffentlich-politischen Diskurs dazu und muss definitiv zulässig sein. Es darf nicht jede Aussage dem zeitgeistlichen Formalismus eines politisch-medialen Eablishments unterworfen sein, jede Wertung moralisiert werden und kontroverse Ansichten direkt gecancelt werden. So findet kein konstruktiver Meinungsaustausch statt und die Polarisierung des Volkes wird nur noch weiter vorangetrieben.

Problematisch wird Populismus allerdings dann, wenn dieser zum reinen Selbstzweck wird, er also nicht mehr ein Mittel darstellt, um eine Meinung zu vermitteln und auf Missstände aufmerksam zu machen, sondern er selbst zum Ziel des Wahlkampfes wird.

Populismus betreiben auch genug Linke, daher frage ich mich wie diese ihn so hassen sollen.

Vieleicht weil die ihn nur bei rechts verorten und bei sich gern bewusst oder unbewusst ignorieren?!