Warum haben manche Osteuropäer für die Nazis gearbeitet?

5 Antworten

Irgendwie mussten die Leute ja durchkommen und ihre Familien ernähren. Wenn die eine Perspektive in den Nazis sahen, dann geht man eben diesen Weg.

Wahrscheinlich um sich selbst eventuell retten zu können.

Jedenfalls bin ich froh, dass ich erst nach dem WK2 geboren wurde. Wenn überhaupt, hätte ich nur einen geschönten Ariernachweis gehabt.

zetra  24.02.2024, 16:47

Sie machten einfach mit. Der Prozess gegen Demjanjuk, oder die 2 Millionen Ausländer, welche freiwillig in der WM und SS kämpften.

Was ist aus John Demjanjuk geworden?

John Demjanjuk, ehemaliger KZ-Wächter und verurteilter NS-Kriegsverbrecher, ist tot. Er starb im Alter von 91 Jahren in einem oberbayerischen Pflegeheim. Demjanjuk war 2011 wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 28.060 Juden zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.17.03.2012

1

Die Antwort darauf ist sehr komplex und ich versuche die Frage so knapp wie möglich zu beantworten.

Zunächst musst du dir darüber klar werden, dass man keine sichere Bewertung über die Beweggründe von Menschen vergangener Epoche oder Zeitgeschichte machen kann. Letztlich bleibt auch ein Mensch der Antike, des Mittelalters und eben der 30er und 40er Jahre immer ein Individuum mit ganz eigenen charakterlichen Eigenschaften und Erfahrungen, Prägungen, Auffassungen und Notwendigkeiten. Sofern diese Person sich nicht erklärt hat, kann man nur spekulieren, und selbst wenn er das tat, sich nie sicher sein.

Zunächst gilt gerade für die Ukrainer, dass die Menschen in den Jahren zuvor eine unfassbare Unterdrückung durch Sovjetrussland erfahren haben, eine ganz eigene Art des Völkermordes durch Hunger: den Holodamor. Sie bejubelten aus ihrer Sicht nachvollziehbar die deutsche Wehrmacht, weil sie im Feind ihres Feindes einen Freund sahen. Dass der Wehrmacht die SS Nachfolger und die systematische Verfolgung von Juden begann, konnten sie anfänglich kaum ahnen. Russland war für sie der Feind, so traten viele von ihnen militärischen Verbänden innerhalb der Wehrmacht bei.

Außerdem gab es auch unter den Völkern im Osten tatsächlich einen etablierten, massiven Judenhass, der noch 30 Jahre zuvor in Progromen eskalierte.

Gründe allgemein kurz zusammengefasst:

  • Hass auf die Russen
  • Hass auf Juden
  • Kollaboration
  • Chance unter den neuen Machthabern aufzusteigen
  • Alternativlosigkeit und Angst vor Verfolgung durch die Nazis
  • Überlebenswillen. Einige kamen direkt aus den Gefangenenlagern, in denen üble Zustände herrschten.
Und beim Film "Flucht aus Sobibor sind die Wachtsoldaten ukrainisch.

siehe hier

SS-Ausbildungs- und Arbeitslager Trawniki – Wikipedia

Für das Reichsgebiet wurden die KZ-Wachmannschaften in den SS-Übungslagern DachauBuchenwaldSachsenhausen oder in Ravensbrück[4] bzw. den angeschlossenen Lagern durch SS-Totenkopfverbände ausgebildet.
In den besetzten Gebieten wurde für nicht-deutsches bzw. „volksdeutsches“ Personal das SS-Ausbildungslager Trawniki eingerichtet.
Die ersten Rekruten waren „Volksdeutsche“, die als sowjetische Soldaten der Roten Armee in Kriegsgefangenschaft gelangt waren[1][5], sie erreichten das Lager im frühen September 1941.[3] Obwohl sie von den deutschen Bewachern und den (jüdischen) Opfern häufig als Ukrainer bezeichnet[6] und auch vorwiegend unter Ukrainern rekrutiert wurden, bestanden die Ausbildungseinheiten auch aus LettenEstenLitauern und Polen, die vor allem aus den Stammlagern im Distrikt Lublin stammten.[7][8] Zumindest ab November 1941 wurden Angehörige dieser Nationalitäten nicht mehr aus der deutschen Kriegsgefangenschaft entlassen und auch nicht nach den Regeln des Kriegsvölkerrechts und der Genfer Konventionen behandelt.[9] Die Sterblichkeitsrate in den Lagern stieg enorm. Es ist daher umstritten, wieweit man bei der Kollaboration noch eine echte „Freiwilligkeit“ bei der Anwerbung und im Dienst unterstellen kann, weil diese Personen dem Tod durch die furchtbaren Zustände in den Kriegsgefangenenlagern mit den zu erwartenden Vergünstigungen entgehen wollten.[5][10][11]
Ab Herbst 1942, als sich das deutsche Militär auf dem Rückzug befand und geeignete sowjetische Kriegsgefangene nicht mehr verfügbar waren, verpflichtete Streibel auch Zivilisten zum Dienst. Diese Zivilisten waren vorwiegend junge Ukrainer, die aus GalizienWolhynienPodolien und aus dem Distrikt Lublin stammten.[3]
Insgesamt wird die Zahl der Ausgebildeten auf 4.000 bis 5.000 geschätzt.[5] Globocnik berichtete nach seiner Ablösung und seinem Weggang aus Lublin im September 1943, dass 3.700 Wachmänner im System der Trawnikis dienten. Tatsächlich waren zu diesem Zeitpunkt mehr als 4.750 Mitgliedsnummern vergeben worden. Zwischen 1941 und 1944 wurden etwa 5.082 Rekruten ausgebildet.[3]

Also zum einen kann es aus persönlichen Gründen sein. Nach dem Prinzip wenn ich denen nützlich bin bin ich nicht selbst im Zug. Zum anderen besonders in der Anfangszeit als Deutschland die Sowjetischen Gebiete erobert hat wurden sie als befreier von den Sowjets gefeiert bis man irgendwann merkte dass sie noch schlimmer sind.