Warum bin ich eigentlich zu nichts gut genug?
Hallo liebe Community,
schon in der Grundschule war ich zu nichts gut genug. Ich habe immer länger als andere gebraucht und konnte (oder eher durfte) nie etwas zu Ende machen. Vorallem für meine damalige Klassenlehrerin war ich immer ein hoffnungsloser Fall, zu langsam für die Grundschule, die die nie was fertig brachte, ein Fall für die Förderschule und ein Kind aus dem niemals etwas werden konnte. Das hat sie mir gegenüber auch gezeigt. Ich hab mich lange Zeit vollkommen nutzlos gefühlt, als könne ich gar nichts.
Trotz des Drucks von der Lehrerin hat sich mein Vater dazu entschieden mich auf eine Realschule zu schicken. Auch da war ich erstmal "die, die nichts konnte". Mein Vater aber stand zu der Zeit immer hinter mir.
Als ich 12 geworden bin verstarb mein Vater plötzlich und ich musste zu meiner Mutter ziehen. Auch für sie war ich zu nichts gut genug... alles was ich gemacht habe war und ist noch immer falsch.
Erst in der 7 Klasse als ich in den Technikkurs kam hab ich was gefunden was ich gut konnte. Obwohl ich bis zur zehnten Klasse das einzige Mädchen im ganzen TK Kurs war, war ich zwar nie die schnellste von allen aber immer die beste. Ich habe in 3 Jahren im TK Kurs nur Einser geschrieben. Durch mein etwas stärkeres Selbstbewusstsein (und durch einen kompletten Lehrerwechsel) wurden meine anderen Fächer viel besser und ich stand in fast allen Fächern 2 oder besser. Ich habe mich die letzten Jahre angestrengt wie blöd um Klassenbeste zu werden da auf unserem Abschluss auch unsere Grundschulklassenleherin anwesend war und ich beweisen wollte, dass ich eben nicht so hoffnungslos war.
Ich hätte nur eine bessere Note gebraucht. Ich war gut (wortwörtlich)... aber wie immer eben nicht gut genug. Mein Schnitt war um 0,02 schlechter.
Auch jetzt durfte ich das wieder bitter erleben. Ich mache zurzeit mein Fachabitur Holztechnik und stehe in fast allen Fächern 2 obwohl ich eigentlich immer einser schreibe und mich mündlich viel beteilige. Aber trotzdem bin ich nicht gut genug für eine 1. Wie eigentlich immer.
Aber auch Zuhause ist es nicht viel anders. Ich habe vor ein paar Monaten bei uns Zuhause Laminat verlegt. Ich hab alles gegeben und versucht so gut zu legen weite ich konnte (was bei Laminat für 3€ den m2 nicht einfach war) und trotzdem war es meiner Mutter nicht gut genug.
Egal was ich mache... nichts reicht. Alles was ich höre ist, dass es gut genug ist. Dabei bin ich selbst eine schrecklich kleinliche Perfektionistin. Es tut mir schon so weh, dass es eben nicht perfekt ist und trotzdem bekomm ich überall vorgehalten, dass das was ich mache eben nicht gut genug ist.
Ich bin mittlerweile 17 und seit dem Tod meines Vaters gab es nicht eine einzige Person die mich unterstützt hat und so langsam kann ich einfach nicht mehr... ich hab das Gefühl meine Kraft ist verbraucht. Gleichzeitig bin ich auch gegenüber anderen Menschen extrem misstrauisch geworden.
7 Antworten
Hallo 99NekoChan,
bedenke bitte, das niemand auf der Welt wirklich perfekt ist! Wenn Du Dich runtermachst, schadest Du Dir nur selber. Besser wäre es, Du würdest Dein Selbstvertrauen stärken. Aber wie?
Willst Du Deine Selbstachtung aufbauen, dann lerne es, gut zu Dir selbst zu sein und zeige Verständnis für Deine Fehler und Schwächen. Versuche Dich selbst immer so zu behandeln, wie Du einen Dir sympathischen Menschen behandeln würdest: Liebevoll, geduldig und verständnisvoll. Wenn Du Dir jedoch immer wieder Selbstvorwürfe machst und Selbstkritik übst, streust Du in gewisser Weise Salz in Deine Wunden. Sei Dir darüber im Klaren, dass Du Dich und Dein Leben nicht verbesserst, wenn Du Sich selbst ablehnst oder Dein eigenes Ich hasst. Halte Deinen inneren Kritiker möglichst klein, in dem Du Dich nicht immer wieder von Deiner unerbittlichen Selbstkritik herunterziehen lässt.
Was einer gesunden Selbstachtung entgegen läuft, ist, wenn Du Dich immer wieder mit anderen vergleichst, oder an dem Idealbild misst, das Du von Dir selbst hast. Dieses Idealbild stammt meistens nicht von einem selbst, sondern von Menschen, die einen im Laufe des Lebens geformt haben: Z. B. die Eltern, Lehrer oder Gleichaltrige. Somit stammt das Idealbild, dem Du möglicherweise hinterher läufst, nicht von Dir selbst, sondern andere haben es für Dich ausgedacht. Wäre es nicht viel besser, zu dem zu werden, der Du sein möchtest?
Manchmal sind es auch recht kleine und einfache Dinge, die Dir zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen können. Du kannst z. B. mit einem Lächeln innerhalb kürzester Zeit Deine Gefühle positiv beeinflussen. Das funktioniert selbst dann, wenn Dir nach Lachen gar nicht zumute ist. Das kommt daher, weil unser Geist mit unserem Körper verbunden ist. Auch die Körperhaltung ist mitbestimmend dafür, ob Du Dich klein und mickrig oder gar selbstbewusst fühlst. Eine aufrechte, gerade Haltung vermittelt ein anders Gefühl, als wenn Du mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern umher läufst. Ein weiterer Tipp ist die richtige Atemtechnik. Sobald Du hektisch und aufgeregt bist, wird Deine Atmung automatisch flach. Wenn Du ganz bewusst darauf achtest, immer dann, wenn Du erregt bist, langsam tief ein und auszuatmen, wirst Du sehen, dass Du ruhiger wirst.
Falls Du mal wieder in einem seelischen Tief steckst, kann körperliche Bewegung wahre Wunder wirken. Fahre Fahrrad, gehe joggen oder mache einfach nur einen Spaziergang. Ganz bestimmt wirst Du Dich hinterher besser und ausgeglichener fühlen. Und zum Schluss noch ein letzter Tipp: Für andere da zu sein und sich selbstlos für jemanden einzusetzen, macht ein gutes Gefühl! Das Bewusstsein, etwas Sinnvolles geleistet zu haben, hebt letztendlich auch Dein Selbstbewusstsein.
Auch diie Bibel verhilft zu einem ausgeglichenen Selbstbild, wenn sie sagt:" Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Wie dieser Text zeigt, brauchen wir ein gewisses Maß an Eigenliebe, um psychisch gesund und stabil sein. Das soll allerdings nicht bedeuten, dass es nicht mehr nötig wäre, sich zu verändern oder zu verbessern.
Es ist auch ein schöner Gedanke, dass Gott Dich persönlich für wichtig hält. Ein Bibelschreiber, der berühmte König David von Israel, brachte das einmal wie folgt zum Ausdruck:" Du selbst hast mein Sitzen und mein Aufstehen erkannt. Du hast meine Gedanken von fern bemerkt. Mein Wandern und mein Liegen hast du ermessen, Und du bist ja mit all meinen Wegen vertraut geworden." (Psalm Kapitel 139:2,3). Gott hatte sich also mit den Einzelheiten im Leben Davids befasst. Sein Interesse ging sogar so weit, dass er sich mit den innersten Gedanken Davids beschäftigte. Ein solches persönliches Interesse hat Gott auch heute an jedem einzelnen von uns. Wie bei David, so blickt er auch auf Dein Leben und hat persönliches Interesse an Dir.
Ich hoffe, Du fühlst Dich mit all diesen Ratschlägen nicht überfordert. Du kannst sicher nicht von Heute auf Morgen gleich alles eins zu eins umsetzen. Doch je mehr Du an Dir arbeitest, umso mehr wirst Du Dich verändern und ausgeglichener über Dich selbst denken. Viel Kraft und Erfolg dabei!
LG Philipp
Ich war lange Jahre an Fachhochschulen tätig und ich hätte mich gefreut, wenn meine Studierenden so gut hätten formulieren können wie Du. Auch verdient dein erschwerter Bildungsweg hohe Anerkennung. Du hast schon viel geschafft in deinem Leben, warum wertest Du dich so ab? Die Bewertungsmaßstäbe für ein Leben bestehen nicht aus einem Notenschema. Vielleicht könnte es sinnvoll sein, das Problem deines geringen Selbstwertgefühls mal therapeutisch im Rahmen einer Gesprächspsychotherapie aufzuarbeiten.
Fang an, Dir selbst etwas zuzutrauen! Eine Eins oder eine Zwei, ist das nicht egal, wenn Du etwas gut fertig bringst. Was heute noch nicht gut ist, wie evtl. das Verlegen des Laminates, ist das nächste Mal sicher schon viel besser. Dann wird auch Deine Mutter erkennen, daß Du fähig bist, etwas Gutes zu leisten. Du schaffst es, alles Gute!
Das unerreichbare Ziel steckst du dir selbst und setzt dich dadurch selbst unter Druck. Eine Note 2 ist eine hervorragende Note, mit der man im Leben und im Beruf lässig weiter kommt.
Du musst keine Einser-Schülerin sein - wer erlegt dir das auf? Du selbst.
Chill mal die Base. Stärke deine Stärken, worin du gut bist, und baue die aus und konzentriere dich nicht auf die Schwächen.
Kein Mensch ist perfekt. Du bist passend, genau so, wie du bist. Du bist du. Es gibt keinen anderen Menschen wie dich. Du bist einzigartig. Nimm dich selbst an!
Und mache dich nicht von der Meinung anderer Menschen abhängig. Gerade Mütter produzieren Teufelskreise, Spiralen in den Abgrund, weil sie das Versagen/Scheitern ihrer eigenen Generation, das sie in der ein oder anderen Weise erlebt haben, auf ihre Töchter projizieren.
Mach da einfach nicht mit! Versuche, dich selbst und deine Leistung wertzuschätzen. Es ist GENAU richtig, wie DU es machst.
Gerade die kleinen Unzulänglichkeiten machen einen Menschen interessant und liebenswert. Niemand möchte einen perfekt zu 100% funktionierenden Roboter um sich haben.
Denk mal drüber nach...
Also du kannst sehr viel. Du hast eine gute Schulausbildung gemacht. Du kannst sogar selber einen Laminatboden verlegen (billiger Laminatboden verlegen ist wesentlich schwieriger, als teureren! Aber niemand kann das auf das erste mal richtig gut. Auch Handwerker müssen das jahrelang machen, bevor sie es gut können.)
Ich denke das Problem liegt darin:
Dabei bin ich selbst eine schrecklich kleinliche Perfektionistin.
Vielleicht solltest du mit dir selber nicht so streng sein. Vielleicht bist du selber deine strengste Kritikerin. Man sollte von sich selber auch nicht mehr verlangen, als von einem lieben Mitmenschen. Und man sollte mit sich selber freundlich und respektvoll umgehen.
Denke an deinen Vater: Er hat an dich geglaubt und er wusste, dass du deine Aufgaben gut machst. Ihm brauchtest du auch nicht zu beweisen, dass du kein "hoffnungsloser Fall" bist. Er wusste, dass du ein lieber und wertvoller Mensch bist, ihm musstest du nichts beweisen. Vielleicht solltest du selber dich auch so annehmen und dir verzeihen, wenn mal was nicht so gut läuft. Und ich denke, dein Vater hat dich lieb gehabt, egal ob du langsam oder schnell, erfolgreich oder weniger erfolgreich gewesen wärst. Er hat dich lieb gehabt, weil du seine Tochter bist.