Warum behaupten manche Neonazis Jesus wäre ein Arier und kein Jude?
Ich habe in letzter Zeit mit Schrecken gelesen, dass manche Menschen – vor allem in rechtsextremen Kreisen – behaupten, Jesus sei kein Jude, sondern ein sogenannter "Arier" gewesen. Diese Aussage hat mich tief getroffen. Als evangelische Christin, die sich mit der Bibel, der Geschichte Jesu und dem jüdischen Hintergrund unseres Glaubens auseinandersetzt, kann ich das nicht unkommentiert stehen lassen. Denn hier geht es nicht nur um ein Missverständnis, sondern um bewusste Geschichtsverzerrung und geistlichen Missbrauch.
Jesus von Nazareth war ein Jude durch und durch. Er wurde als Jude geboren, im Tempel dargestellt (Lk 2,22–24), am achten Tag beschnitten (Lk 2,21), lebte nach der Tora, sprach vermutlich Aramäisch, las aus den hebräischen Schriften vor und feierte die jüdischen Feste – darunter das Pessach, das mit dem letzten Abendmahl und seinem Leiden untrennbar verbunden ist.
Warum also diese Behauptungen?
Schon im Nationalsozialismus versuchte man, den christlichen Glauben zu „entjuden“, weil der Antisemitismus mit der jüdischen Herkunft Jesu unvereinbar war. Bewegungen wie die „Deutschen Christen“ wollten die Wurzel Jesu abschneiden, um Platz für eine arische Ideologie zu schaffen. Dabei wurde Jesus uminterpretiert – nicht mehr als Messias Israels, sondern als Kämpfer gegen „das Judentum“. Das ist nicht nur theologisch absurd, sondern auch zutiefst verletzend gegenüber dem Volk, in das Gott selbst Mensch wurde.
Die Bibel sagt klar:
„Das Heil kommt von den Juden“ (Johannes 4,22)
Und Paulus betont in Römer 9,4–5:
„Sie sind Israeliten, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und die Gesetzgebung und der Gottesdienst und die Verheißungen; ihnen gehören die Väter, und aus ihnen stammt dem Fleisch nach der Christus, der da ist Gott über alles, hochgelobt in Ewigkeit. Amen.“
Als Christin kann ich nicht schweigen, wenn versucht wird, unseren Herrn und Erlöser für Hasspropaganda zu instrumentalisieren. Jesus ist nicht der Christus der Arier. Er ist der Messias Israels, der für Juden und Heiden, für alle Menschen, gestorben und auferstanden ist. Und wenn wir das Kreuz annehmen, dann erkennen wir auch seine Menschwerdung – ganz konkret im jüdischen Volk.
In Galater 3,28 lesen wir:
„Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Wer Jesus liebt, kann keinen Hass gegen Juden oder irgendein Volk im Herzen tragen.
Meine Frage deshalb:
Warum versuchen Menschen – trotz aller historischen, biblischen und theologischen Belege – die jüdische Herkunft Jesu zu leugnen?
Und wie kann es sein, dass so viele schweigen, wenn der Name Jesu für ideologische Lügen missbraucht wird?
Der/die ein oder andere war vielleicht schon besorgt 🙀 aber keine Sorge:
Symbolbild religiös 🐑 🐴 💆♀️ 👰♀️ 🌈 🕊️ 🇮🇱 ☧👭😹
8 Antworten
Als evangelische Christin
Guggst du:
Im Jahr 1939 gründeten elf evangelische Landeskirchen im thüringischen Eisenach das "Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben".
https://www.evangelisch.de/inhalte/155052/12-02-2019/die-entjudete-bibel-ein-dunkles-kapitel
Galilea wurde zu einer Ursprungsregion der arischen Rasse erklärt. Und Juden gäbe es dort erst seit 150 v. Chr. und hätten die Bevölkerung zwangsjudaisiert.
Dass Jesus' Eltern Juden waren, sei daher nur einem Konfessionswechsel geschuldet. Aus rassischer Perspektive betrachtet seien sie Arier gewesen und damit auch Jesus.
Vielleicht ist das interessant:
Ja, die waren schon sehr kreativ 😅 Der Versuch ist halt relativ lächerlich drastisch gedrückt und natürlich auch traurig.
Also in christlichen Kreisen wurden die Juden oft als Christusmörder diffamiert.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gottesmord#
"Der Ausdruck Gottesmord (altgriechisch θεοκτονία theoktonía, lateinisch deicīdium) entstand im Jahr 160 aus der Aussage des Bischofs Melito von Sardes: „Gott ist ermordet worden“. Er behauptet eine angebliche Kollektivschuld der Juden an der Kreuzigung des Jesus von Nazaret und identifiziert diesen Sohn Gottes dabei mit Gott selbst als dem Schöpfer der Welt. Er schreibt dem Judentum also das größte denkbare, universale und unaufhebbare Verbrechen zu."
Dieser Schuldvorwurf ist ein zentrales Stereotyp des christlichen Antijudaismus. Damit begründeten christliche Theologen ab dem 2. Jahrhundert die angebliche „Verwerfung“, „Enterbung“ und Ersetzung des Judentums durch die Alte Kirche (Substitutionstheologie).
Die Nationalsozialisten hatten für den Juden Jesus nichts übrig, der lehrte man soll seine Feinde lieben und die andere Wange hinhalten.
Man hat sich zwar mit der Kirche (noch) arrangiert, aber schon geschaut, wie man den christlichen Glauben langsam los wird. Interessant sind dazu die Weihnachtsbräuche im Nationalsozialismus und wie man versucht hat, das christliche da loszuwerden: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistischer_Weihnachtskult#:~:text=Der%20Versand%20von%20Feldpostp%C3%A4ckchen%2C%20die,festen%20Bestandteil%20in%20jenen%20Jahren.
"Der nationalsozialistische Weihnachtskult zielte darauf, die NS-Ideologie auf deutsche Weihnachtsbräuche zu übertragen. Die nationalsozialistische Propaganda sollte den Einfluss des christlichen Glaubens auf die Volksgemeinschaft zurückdrängen.[1] Nach Ansicht des Psychologen Wilfried Daim sollte anstelle Jesu Christi Adolf Hitler die Rolle des Messias und Welterlösers einnehmen.[2] Der nationalsozialistische Weihnachtskult verband patriotische, „jugendbewegte“ und völkische Weihnachtsmystik,[3] vermeintlich aus der germanischen Mythologie entliehene Symbolik[3][4] sowie übersteigerte Mütter-[5] und Heldenglorifizierung.[6]"
Dass Jesus zu einem Arier gemacht werden sollte oder soll habe ich noch nicht gehört, weil die Apostel bleiben dann ja noch immer Juden.
Dabei ist noch der Esoteriker Himmler zu beachten. Der wollte einen neuheidnischen Glauben etablieren. Jul-Leuchter und Polygamie für SS-Männer sind diesbezüglich starke Indizien.
Der Nationalsozialismus selbst war eine Pseudoreligion und konnte langfristig natürlich keine Religion neben sich dulden. Die evangelische Kirche Deutschlands war schnell auf Linie - es gibt Talare evangelischer Pastoren aus der Zeit mit aufgesticktem Reichsadler mit Hakenkreuz im Eichenlsub in den Krallen. Die katholische Weltkirche war widerborstiger und zu mächtig um sie direkt offen zu bekämpfen - das war für die Zukunft (zu der es nie kam) aber durchaus geplant.
Evangelische Dissidenten wie Bonhoeffer konnte man im KZ ermorden. Mit Bischof (später Kardinal) von Galen (Münster - Gegner der Euthanasie Behinderter) hat man sich das nicht getraut. Der war zu mächtig. Seine Ermordung hätte die Münsteraner gegen das Nazi-Regime aufgebraucht, aber am liebsten hätten die Nazis auch ihn umgebracht. Es war Kalkül es nicht zu tun, aber für später bereits geplant.
der lehrte man soll seine Feinde liebe
Auch bei Jesus gibt es einen Vernichtungsbefehl:
27 Doch diese meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrsche, bringt her und macht sie vor mir nieder.
https://www.bibleserver.com/LUT/Lukas19%2C27
Wer sich nicht Jesus/JWHH unterwirft, wird gefoltert:
5 Und ihnen wurde Macht gegeben, nicht dass sie sie töteten, sondern dass die Menschen Qualen leiden sollten fünf Monate lang; und ihre Qual war wie eine Qual von einem Skorpion, wenn er einen Menschen sticht.
https://www.bibleserver.com/LUT/Offenbarung9%2C5
JHWH hat Genozide selber durchgeführt und auch seinen Gotteskriegern befohlen.
Andreas Michel, katholischer Professor für Biblische Theologie an der Universität Köln:
Auch wenn man weiter liest, wird nicht zur Mäßigung aufgerufen. Es bleibt bei dem Vernichtungsbefehl.
Michel weist darauf hin, dass das nicht die einzige Stelle ist, an der Gott diese Art von Krieg befiehlt.
Er stellt richtig fest: „Völkerrechtlich gesehen steht in Deuteronomium 7 eine Aufforderung zum mehrfachen Genozid mit göttlicher Autorität.“
https://www.fr.de/kultur/literatur/goettlich-autorisierter-genozid-11647514.html
Wer an die Trinität glaubt: Jesus und JHWH sind das gleiche Wesen.
Das ist in der Tat ein Übel.
Zudem ist "Arier" eines der schlimmsten Beispiele für Sprachverzerrung, das Wort wurde von den Nazis als Synonym für deutsches Herrenmenschentum mißbraucht, kommt aber eigentlich von dem altindischen/altiranische "Arya/Airya" was eine Bezeichnung ist für einen "edlen, ehrenhaften, rechtschaffenen, moralisch tadellosen Menschen, der edles Verhalten (z. B. Mitleid, Wahrhaftigkeit, Selbstdisziplin), an den Tag legt" oder generell für "edel, nobel".
Beispiel Buddhismus:
„Cattāri aryasaccāni“ –
„Die vier edlen Wahrheiten“
→ wörtlich: „Die vier ārya-Wahrheiten“
In dem Sinne war Jesus tatsächlich ein "Arya", natürlich nicht im Sinne der Nazis.
LG
Muslime glauben sogar Jesus sähe aus wie ein Mann der frisch aus dem Dampfbad käme. Mit rötlicher Haut und Haaren die nass wirken obwohl sie trocken sind. (Benutzt der etwa Wet-Gel?)
Klingt satirisch, ist aber tatsächlich ernst gemeint. Diese Beschreibung habe ich hier bereits von mehreren Muslimen gelesen.
Diesbezüglich kannst Du ja gerne mal recherchieren.
Ich finde dieser kleine Einwurf ist interessant und keinesfalls "abseits des Themas", obwohl er nicht zu hundert Prozent auf Deine Frage eingeht.
Dazu soviel: Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum Einen historisch und politisch, zum anderen hat Jesus eventuell versucht das Judentum zu reformieren und ist damit krachend gescheitert. Ähnlich wie die Reformbewegung in der DDR, die nur einen besseren Sozialismus wollte, diesen dabei aber komplett zerstört hat.
Selbst im Islam ist Jesus besser angesehen als im Judentum. Man kann definitiv nicht sagen, dass Juden Jesus respektieren.
Es ist also nicht so einseitig.
Die Behauptung ist schon uralt. Bereits im Mittelalter hat man diese Grenze gezogen, damit die Juden ausgegrenzt werden können.
Es gibt auch bis heute tatsächlich noch die Gleichsetzung Judas=Jude als Christusmörder, weil sich die Namen ähnlich sind. 🙄
Es gibt eine gute Doku zum Antisemitismus von Arte, hier der erste Teil:
Die Pharisäer trifft natürlich eine Schuld, aber das kann man natürlich nicht "den Juden" anlasten. Petrus, Thomas, Paulus... die alle waren ja Juden. 🙂👍🏻
Ich danke Jesus Christus für sein Opfer. 🙌🏻🧐
PS: falscher Smiley, es sollte der hier sein: 😊 ✌🏻
Die Auslieferung, die wollten ihn ja auch gerne steinigen. Da war ich etwas ungenau. Ich hatte für einen Moment nur diese Pauschalverurteilung im Sinne 😅. Dieses Opfer ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, frei von schuld mit dem Leben bezahlen, sein Opfer ermöglicht die ausso mit dem Vater. Amen ✌️ 🕊️
Mehr als einmal, aber seine Zeit war noch nicht gekommen. 😉
Die Pharisäer kann man sich vielleicht als Kollaborateure vorstellen - so ähnlich wie das Vichy-Regime im von den Nazis besetzten Frankreich. Eine Art Marionettenregierung von Roms Gnaden um das Volk im antiken Israel ruhig zu halten und zu disziplinieren durch die religiöse Autorität.
Rom war religiös ja nicht kolonialistisch, wie die christlichen Herrscher des europäischen Mittelalters. Rom war religiös weicher und multikultureller - wenn auch nur oberflächlich. Den Völkern die zum römischen Reich gehörten wurde Religion und kulturelle Identität gelassen. Da wurde keine Irminsuhl gefällt wie bei Karl dem Großen und es gab keine Zwangskonvertierungen.
Inwieweit die Kreuzigung Jesu auf das Konto der Römer oder der Pharisäer geht bleibt im Dunkeln. Ich fand die diesbezügliche Frage eines Priesters beim Abendessen im Kloster als gefährliche Fangfrage.
Den religiösen Kontext lasse ich hier erstmal komplett weg - also den Determinismus dass sich Jesus für unsere Sünden opfern musste.
Mein Kommentar bezieht sich einzig auf den Revolutionär Jesus und ob nun die Pharisäer oder die Römer die Hauptschuld an Jesu Hinrichtung tragen und wer die Christusmörder sind.
Aber die heutigen Entwicklungen zeigen Juden nicht gerade als gerecht und vergebend.
Meine Sympathie hält sich definitiv in Grenzen.
Mit Antisemitismus habe ich mich tiefgreifend beschäftigt,
Vielleicht ist dir das noch unbekannt:
Das 4. Laterankonzil von 1215 ordnete eine diskriminierende Kleiderordnung für Juden und ihren Ausschluss aus weltlichen Ämtern an. Das markierte sie als Ungläubige und leitete ihre spätere europaweite Ghettoisierung ein.
Das jüdische Ghetto in Rom wurde aufgrund der päpstliche Bulle Cum nimis absurdum von Papst Paul IV. am 14. Juli 1555 errichtet.
Es verpflichtete die Juden Roms, in diesem Ghetto zu leben. Das Ghetto war ein ummauertes Viertel, dessen Tore nachts verschlossen waren:
The Roman Ghetto was established as a result of papal bull Cum nimis absurdum, promulgated by Pope Paul IV on 14 July 1555. The bull also required the Jews of Rome, which had existed as a community since before Christian times and which numbered about 2,000 at the time, to live in the ghetto. The ghetto was a walled quarter with its gates locked at night.
https://en.wikipedia.org/wiki/Roman_Ghetto
Aufgelöst wurde dieses Ghetto im Rom erst im Jahr 1870, als gegen den Kirchenstaat kämpfende italienische Truppen im Zuge des Risorgimento die Stadt Rom besetzten.
Dann war dieses Judenstern ja nichtmal eine Idee der Nazis, es ist so absurd, dieser Judenhass quer durch die Jahrhunderte und verschiedensten Volker. Der Vatikan hat die Hände wirklich so voller schuld und hat sich nur relativ schmallippig dafür entschuldigt.
dieses Judenstern
Ob und in welchem Ausmaß der Judenstern dafür verwendet wurde, weiß ich nicht. Es wurde nur bestimmt, dass Juden an ihrer Kleidung erkennbar sein sollten:
Die Juden sollten fortan auch äußerlich durch Kennzeichnung der Kleidung als Angehörige des von Gott verworfenen Volkes kenntlich gemacht werden.
Die völlige Separierung der jüdischen von der christlichen Bevölkerung wurde schließlich 1267 auf der Synode von Breslau gefordert. Juden sollten nunmehr ausschließlich in eigens für sie bestimmten Vierteln wohnen dürfen.
Tatsächlich wurde in der Folge die Bewegungsfreiheit der Juden immer mehr eingeengt und entstanden, wenn die Juden nicht ohnehin vertrieben wurden, seit dem 15. Jahrhundert vielerorts hermetisch ausgegrenzte Wohngebiete (zunächst Frankfurt 1462).
Die Existenz der Juden am Rand der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Gesellschaft entsprach damit zunehmend dem Judenbild der christlichen Glaubenslehre.
Der größere Antisemit war aber definitiv Martin Luther. In seinem Buch "Von den Juden und ihren Lügen" fordert Luther offen zu Pogromen gegen Juden auf. Luther schreibt: "Dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke und das, was nicht verbrennen will, mit Erden überhäufe und beschütte, dass kein Mensch ein Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Und solches soll man tun unserm Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien."
Die erste Markierung war ein gelber Ring, ich meine im 13ten Jahrhundert.
Mit Antisemitismus habe ich mich tiefgreifend beschäftigt, die Aussage Juden wären schuld an Tod Christi ist natürlich falsch , Pilatus hat seine Hände zu unrecht in Unschuld gewaschen, denn er ließ ihn frei von jeglicher Schuld kreuzigen. Jesus Christus Maranatha ❣️