Waren die Azteken blutrünstig?

4 Antworten

Nach unseren Maßstäben ist es kulturell anerkannt Rindfleisch zu essen. In Indien kommt man schon ins Gefängnis, wenn man eine Kuh unabsichtlich mit dem Auto anfährt. In Arabischen Ländern ist es ein No-Go Schweinefleisch zu essen. 

Es gibt also keinen weltweit anerkannten Umgang mit Fleisch. Ebenso verhielt es sich mit dem Töten von Menschen. Bei den Azteken wurden die Gefangenen den Göttern geopfert. In Rom starben die Menschen in der Arena zur Belustigung der Massen. In beiden Fällen war der gewaltsame Tod der Menschen eine absolut gesellschaftsfähige Vorgehensweise. Niemand regte sich darüber auf. 

Reißt man die Opferungen der Azteken oder die Spiele der Römer aus dem geschichtlichen Kontext, erscheinen sie blutrünstig und monströs. Zu ihrer Zeit waren sie das ganz gewiss nicht.  

 

hndrk  26.04.2017, 18:17

Du hast schon Recht, dass es hier sehr stark auf die Perspektive  und den geschichtlichen/gesellschaftlichen Kontext ankommt. Ich finde es aber schon recht befremdlich ein Tausendfaches Abschlachten von Menschen nicht als barbarisch zu bezeichnen. Wenn mit einem Dolch einem Menschen bei lebendigem Leib das Herz herauszuschnitten wird, findet das wahrscheinlich nicht einmal ein Azteke normal, notwendig vielleicht aber das bedeutet ja nicht, dass es nicht auch barbarisch sein kann.

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Fuchssprung  26.04.2017, 19:54
@hndrk

Wir sind es gewohnt unser Fleisch in Plastik verpackt aus der Kühltheke im Supermarkt zu holen. Es blutet nicht und es quiekt auch nicht. Zu der Zeit über die wir gerade reden, war das ganz anders. Wer da Fleisch essen wollte, der musste auch töten. Das gehörte zum einfach Leben dazu. Die Leute waren damals längst nicht so empfindlich und auch nicht so politisch korrekt wie wir heute. Im Kolosseum waren sie begeistert, sie johlten und brüllten wie heute bei einem Fußballspiel wenn ein blutiger Treffer gelandet wurde. Dieses Verhalten ist überliefert und belegt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei den Azteken ganz genauso war. Denn worum ging es bei diesen Opferungen wirklich? Etwa um die Besänftigung der Götter? Das mag für sehr einfach gestrickte Geister zutreffen. Alle anderen waren sich darüber im Klaren, dass ihnen hier eine "gute Show" geboten wurde. Wir mögen heute darüber die Nase rümpfen und unser Entsetzen kund tun. Aber damals war das eben so. Die Rituale hielten das Volk zusammen und gaben ihm eine Identität. Auch hatten die Azteken keine Counter Strike Spiele. Da war alles echt und sie haben es genossen. Als Cortes den Indianern seine Priester schickte, hatten die ihre liebe Mühe das blutige Treiben zu unterbinden. Diese blutigen Rituale waren einfach ihr Leben und sie erinnerten sie an die "gute alte Zeit". Heute sind die Mexikaner genauso wenig blutrünstig wie wir. Aber ein klein wenig anders sind sie schon. Denn nirgendwo sonst auf der Welt kannst du an einem Zompantli aus Zucker knabbern.

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Du meinst Menschenopfer?

Mal sehen... In Europa haben die "Menschenfreunde" 40 bis 60 Tausend Leute im Laufe der Hexenverfolgung umgebracht. Und ich darf anmerken auch weit nachdem es das Aztekenreich nicht mehr gab, bis zum Ende des 17Jh,

Und vor nicht einmal Hundert ahren haben die Nazis Millionen systematisch vernichtet.

Haben die Azteken Menschen umgebracht? Ja. Waren sie im Kontext der Zet übereifrig dabei? Nein, garnicht. Da waren die Europäer weitaus fleissiger z.B.

P.S. Immer geschictliche Ereignisse vor dem Hintergrund der Epoche betrachten.

Ja.

Wikipedia: Je nach Gottheit wurden Krieger, Sklaven, Kinder, später auch Konquistadoren etc. geopfert. Meist waren es jedoch Kriegsgefangene. Auch die Opferrituale waren je nach Gottheit unterschiedlich. Viele wurden beispielsweise verbrannt, gehäutet oder mit Pfeilen durchbohrt.Die Anzahl der geopferten Menschen ist ungewiss. Die Schätzungen gehen weit auseinander und reichen von einigen tausend über 10.000 bis 15.000 bis hin zu 50.000 Menschenopfern pro Jahr. 

Der Kannibalismus der Azteken konnte mit den Funden von Zultepec eindeutig belegt werden. Dort wurde nachgewiesen, dass die Azteken über einen Zeitraum von etwa 7 Monaten 550 Menschen nach und nach geopfert und gegessen haben. Für die Azteken war die rituelle Verspeisung ihrer Gegner eine heilige Handlung und kein wildes Gelage. Nur die besten Krieger und die vornehmsten Mitglieder der Gesellschaft nahmen daran teil.

Du meinst sicher die Menschen, die geopfert wurden?

 Also die Priesterschaft war der Meinung, daß zur Besänftigung der launischen Götter etwas Blut fließen muß und wahrscheinlich hat diese Bestechung auch lange Zeit funktioniert. 

Wir Europäer brauchen uns aber über dieses "Barbarentum" nicht groß auflehnen, denn auch bei uns wurden junge Männer für den Militärdienst geopfert .

Übrigens wurden bei den Azteken diese "Auserwählten" bis zu Opferung vorzüglich behandelt und erhielten sämtliche Genussmittel der damaligen Zeit.

Was man von den ausgewählten Rekruten der westlichen Armeen nicht behaupten kann. 

hutten52  26.04.2017, 16:44

Ein extremes Beispiel für den Kulturrelativismus, der behauptet, dass alle Kulturen gleich seien. Militärdienst mit Menschenopfern und Kannibalismus gleichzusetzen ist abenteuerlich. 

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quantthomas  26.04.2017, 17:54
@hutten52

Das gegenseitige Aufrechnen der "Kulturellen Eigenheiten" war nicht mein Anliegen. Es ist halt viel leichter mit dem Finger auf andere zu zeigen.

Der selbsternannten Kaiser Napoleon zum Beispiel benötigte für seinen sinnlosen Russlandfeldzug ca. 600 000 junge Männer, wovon nur ca. 20000 das Desaster überlebten. 

Trotzdem wird Napoleon noch immer als großer Held gefeiert, wo doch ein anderes Wort angebrachter wäre. 

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hndrk  26.04.2017, 18:09
@quantthomas

Es bleibt aber die Frage was das Eine mit dem Anderen zu tun hat.

Hier geht es eben nicht um Europa, sondern um das Verhalten der Azteken.

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