War Arminius wirklich ein Verräter?

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War Arminius wirklich ein Verräter?

Im Grunde - und in den Augen der Römer - war er das. Denn er war im militärischen Dienst für Rom aufgestiegen, römischer Bürger und sogar in den Ritterstand aufgenommen worden. Er hatte daher durchaus Grund, wie schon sein Vater und sein Onkel auf der Seite der Römer zu stehen.

In den Augen vieler Germanen, vorallem derjenigen, die durch die harte Hand des Varus verärgert waren, war Arminius natürlich kein Verräter, weil er mit ihnen konspiriert und entscheidend daran mitgewirkt hat, dass sie den Römern eine militärische Niederlage beibringen und sie schwächen konnten.

Es kommt daher auf die Betrachtungsweise an.

Wenn es ihn überhaupt gab.

Daran ist nicht zu zweifeln!

Tacitus, auf dem ja alle quellen beruhen will natürlich seine Römer gut dastehen lassen.

Tacitus ist für uns heute durchaus ein wichtiger Autor zur Geschichte des Varus und Arminius, aber es gab schon Zeitgenossen, die zweifelsfrei die Historizität des Arminius bezeugt haben: Strabon (https://de.wikipedia.org/wiki/Strabon) und vorallem Velleius Paterculus (https://de.wikipedia.org/wiki/Velleius_Paterculus). Dass die römischen Autoren auch auf der Seite der Römer argumentierten, ist naheliegend. Die objektive Geschichtswissenschaft - oder wie es Tacitus so schön formuliert hat: sine ira et studio - war in der Antike erst in Ansätzen vorhanden, und ein Tacitus konnte bzw. wollte in dieser Hinsicht einem Griechen wie Thukydides nicht das Wasser reichen.

Abber vielleicht haben die Römer auch einfach so verloren?

"Einfach so"? Kaum. Die römische Militärmacht, die Varus begleitete, war imponierend. Da aber Arminius und sein Bruder die römische Schlagkraft und die Taktiken der Legionen kannten, richteten sie sich darauf ein. Offenbar ist ihnen durch die naturräumlichen Gegebenheiten und die Unbilden des Wetters eine Chance eröffnet worden, die Legionen des Varus nach und nach in einer ganzen Reihe von Gefechten, in denen die Legionen ihre Kampftechniken nicht oder nur beschränkt anwenden konnten, in die Enge zu treiben. Die Germanen haben ihre eigenen militärischen Planungen und Taktiken auf die vorhandenen Gegebenheiten ausgerichtet, und zwar mit Erfolg.

Bleibt gesund und vernünftig!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Albrecht  03.04.2020, 14:51

Arminius hatte einen Bruder, der bei den Römern Flavus hieß. Er blieb aber auf römischer Seite

Gegen die Römer kämpfte zeitweise auch Inguiomerus (lateinisch: Inguiomerus), ein Onkel von Arminius.

dazu, wie die römischen Autoren Velleius Paterculus und Tacitus über Arminius urteilten, gibt es schon eine beantwortete Frage:

https://www.gutefrage.net/frage/wie-waren-die-meinungen-ueber-arminius

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Naja, Arminius war als Geisel nach Rom gekommen, dort aufgewachsen und hatte in der römischen Armee gedient.

Cersei Lannister definiert Verrat als 'disobeying your Queens command, fighting woth her enemies'. Also in etwa Befehlsverwigerung gegenüber dme Souverän und Kampf samt Verbrüderung mit dessen Feinden.

Arminius wird aufgrund seines Römischen Bürgerrechtes und seines Ranges als Ritter als 'Verbündeter' gesehen. Geht man von der Verbündetenstellung aus, was nach dem damaligen Denken durchaus sinnig war, dann haben wir hier Verrat.

Sieht man die ganze Sache aus heutiger Perspektive, dann kann sich das etwas anders darstellen, dann stellt sich nämlich die Frage, ob nicht eigentlich sein Ursprungsvolk hier Souverän ist; doch aus römischer Perspektive und Sichtweise ist Verrat in meinen Augen rein historisch haltbar.

Arminius wusste über die Truppenbewgung der Römer Bescheid, u.a. weil er und einige Gleichgesinnte sich im Römischen Lager in Varus Gegenwart aufgehalten hatten, der, wie gesagt, Arminius als Verbündeten sah; ein spontaner Überfall oder eine deutliche Niederlage in der Schlacht würde ich das also nicht nennen, denn allein dieses Wissen wurde in einem Vertrauen gegenüber A. erlangt, das eben aus den damaligen Sitten entsprang und von Arminius sicher auch als solches 'ausgenutzt wurde'.

Albrecht  03.04.2020, 14:38

Welche antike Quelle belegt die Behauptung, Arminius sei als Geisel nach Rom gekommen und dort aufgewachsen? Dies scheint nur eine nicht sichere Vermutung zu sein.

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Er war Germane und ist als Cherusker geboren, dann war er bei den Römern die sein Land angriffen später, seiner Heimat blieb er letztlich treu! Ein wahrer Deutscher!

War Arminius wirklich ein Verräter?

Nein, er hat sich von der Seite seiner Entführer auf die Seite seines eigenen gequälten und unterjochten Volkes geschlagen. In meinen Augen ist das kein Verrat, sondern eine ganz natürliche Konsequenz des Verhaltens der Römer gegenüber den Germanen. Sowas kommt nunmal von sowas.