vor welchem Ökonomisch-gesellschaftlichen Hintergrund ist der 2.Schöpfungsbericht?

3 Antworten

Die Geschichte vom Paradies und von Adam und Eva wird auch als Jahwist (da der Gottesname Jahwe oft genannt wird. Heute spricht man auch von „vorpriesterlicher Schrift“. Auch hier gilt, wie für Gen 1 (7-Tage-Werk): Keine naturwissenschaftlich – historische Darstellung sondern Antwort auf Glaubensfragen in Erzählform der Orientalen, also auch nicht mit wissenschaftlichen Kriterien bewertbar.

Wir finden eine Agrargesellschaft, in der Erde und z.B. der Beruf des Töpfers wichtig ist. (Auch in der Archäologie werden manche Kulturen nach ihren Töpfereien benannt, z.B. Bandkeramiker, Schnurkeramiker …) Die Reihenfolge ist anders als in Gen 1: Die Erschaffung des Menschen steht am Anfang, alles andere folgt erst später.

Die Fragen, die hier zur Beantwortung stehen, sind zum Beispiel: Welche Aufgabe hat der Mensch in der Natur? Welche Rolle haben die Frau und die Kinder, die Sexualität? Bin ich der Herr über Recht und Unrecht? Kann ich über Pflanzen und Tiere verfügen? Wie kann es sein, dass der Mensch eigentlich Gutes will, aber oft Böses tut? Kann ein Mann über seine Frau verfügen?

Aus diesen Fragestellungen ist dann um 1000 vor Christus die Schrift entstanden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Traditionell wird das ,,Dominum terrae" (Gen. 1.28-29) mit Adams Auftrag, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren, gleichgesetzt. Es ist aber nicht dasselbe. Die Erde, die sich der Mensch im Sechstagewerk untertan macht, heißt im Hebräischen ,,arets". Dieses Wort hat mehrere Bedeutungen, vom ganzen Erdkörper über das Festland bis hin zum Volk. Bereits im ersten Text wird es unterschiedlich verwendet: Zuerst ist die ganze Erde im Blick (Gen. 1.1-2), danach verengt sich der Fokus auf das Festland im Gegensatz zum Meer (Gen. 1.10). In Gen. 1.28-29 meint es zumindest die gesamte Erdoberfläche, wobei dem Menschen ja auch die Fische im Meer unterstellt werden. Dann heißt es: "Seht, ich habe euch alles samentragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem samentragende Baumfrucht ist..." (Elberfelder). Noch gibt es keine eingezäunten Felder und Acker, kein Eigentum, stattdessen sammeln die Menschen von der freien Fläche Früchte, Kraut, Samen, Nüsse, Pilze etc., was sie zum (Über-)Leben eben brauchen. Analog dazu bedeutet das für die Tiere verwendete "radah", wenn auch sanfter als kabesch, weder Fürsorge noch liebevolles Hüten im Sinne von Viehzucht, sondern schlicht und ergreifend Jagd auf freilebende Tiere zu Verwertungszwecken, außerdem Fischerei.

Der aggressive Unterton von ,,Kabesch" ist nicht von der Hand zu weisen. Bildlich bedeutet es, den Fuß auf den Kopf des besiegten Gegners zu stellen. In Bezug auf das Verhältnis zwischen Mensch und Erde muss der Mensch seinem Lebensraum die benötigten Ressourcen, ob Nahrung oder auch Feuer, mühsam abringen. Die Tradition zeichnet das liebenswürdige Bild eines gütigen Gottvaters, der seine Günstlinge reich beschenkt. Hintergrund dabei ist vor allem die Doktrin von der makellosen Schöpfung, die erst durch den menschlichen Sündenfall verdorben worden sein soll. Eine groteske Umkehrung des biblischen Wortlauts, denn die Welt ist spätestens seit dem ,,Tohuwabohu" (Gen. 1.2) von Mangel, Kampf und Tod gezeichnet. Naturschutz konnten sich die fraglichen Menschen gar nicht leisten. Auch legt der Kontext nahe, dass das Sechstagewerk als Schöpfungsgeschichte den globalen Gesamtschauplatz im Blick hat.

Ganz anders in der darauffolgenden Paradiesgeschichte, wo sich das Geschehen geografisch eingrenzt, und das bereits im ersten Vers (Gen. 2.5). Es folgt eine klare Beschreibung des betreffenden Gebietes (Gen. 2.8-14), umliegende Orte und Länder sowie ihre Bodenschätze werden genannt. Die Gegend liegt zweifellos im Fruchtbaren Halbmond des Nahen Ostens, die beiden großen Flüsse existieren bis heute nahezu unverändert. Im Gegensatz zu den nahrungsaneignenden ,,Präadamiten" geht Adam zur Nahrungsproduktion in Form von Ackerbau über. Der landwirtschaftlich nutzbare Erdboden heißt nicht arets, sondern adamah. Paradies bedeutet ,,Einfriedung", was per Definition nicht die ganze Erde, sondern nur einen winzigen Ausschnitt derselben beinhalten kann.

Auch aus Adams Auftrag lässt sich Naturschutz nicht herauslesen. Nach wie vor geht es um das Bestreiten des Lebensunterhalts, was aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit der beiden geschilderten Wirtschaftsweisen darstellt. Die ,,Bewahrung der Schöpfung" zeigt nur die Hilflosigkeit der Theologen. Nachdem sie jahrhundertelang den ,,Dominum terrae" als Freibrief missbraucht hatten, versuchen sie nun anhand eines anderen Verses eine politisch korrekte Neuinterpretation, um salonfähig zu bleiben. Unlogisch... Entlarvend...

Woher ich das weiß:Recherche

Im "zweiten" Schöpfungsbericht wird der Mensch für sich unter die Lupe genommen und genauer über ihn berichtet.