von katholisch zum Hinduismus wechseln?

11 Antworten

Der Hinduismus ist keine Religion wie das Christentum, sondern:

Der Hinduismus meint die Religionen (Plural) und Weltanschauungen der Hindis, man hört auch das Wort "Indien" deutlich mit raus. Diese Religionen der Hindis und mitunter auch Geschichten und Weltanschauungen sind wie die römische, griechische oder germanische Religion mehr eine geistesgeschlichtliche Entwicklungsstufe, in welcher sich noch frühe Vorstellungen der Sozialschichtung (Kastenwesen), die Vielgötterei als Projezierung der Verschiedenheiten in Gottheiten (wie bei den Römern, Griechen, Germanen etc. mit Zeus, Hera, Diana & Co bzw. Thor, Loki, Odin etc.), die Erklärung der Naturgewalten mit Kraftwesen etc. wiederfindet, ein Bündel an Traditionen.

Der Hinduismus ist daher weniger eine Religion, als vielmehr eine kulturelle Tradition, die nach und nach aufgebrochen werden musste, um modernen und menschenwürdigeren Werten (z.B. Stellung der Frau, Rechte der Armen etc.) Platz zu machen.

Ein Wechsel eines Außenstehenden zum Hinduismus ist daher eigentlich nicht vorgesehen, das ist so, wie wenn ein Hesse die bayerische Lederhosenkultur annimmt. Der Hinduismus missioniert daher auch nicht. Der Hinduismus ist Kultur und Tradition der Hindis, keine Religion als Antwort auf die Frage nach der Wahrheit.

Was bisweilen nach außen - über die Lebensform der Hindis - getragen wurde und teilweise noch getragen wird, sind eher esoterische Lebensmodelle einzelner hinduistischer Gurus, das ist aber nicht der Hinduismus als solcher, sondern einfach esoterische "Lebensberatung", war in den 60er mal Mode, ist aber inzwischen wieder out, wurde durch neue Strömungen ersetzt. War nur eine Zeiterscheinung, hatte auch damals nichts mit der Suche nach Wahrheit zu tun.


Wenn Du nicht an Gott glaubst, bist Du faktisch Atheist und hast auch im Hinduismus nichts verloren. Denn dort gibt es viele Götter! Grubdsätzliches: Gäbe es keinen Gott, wie erklärst Du Dir dann die Existenz dieser so wunderbaren, für den Menscheen niemals ganz begreifbaren Natur, die so komplex ist, wie sie nur ein (oder auch mehrere höhere) Wesen erschaffen konnten und am Leben erhalten. Befasse Dich zunächst einmal mit der Beantwortung dieser Fragen, bevor Du Dich weiter orientierst. Kastensystem gibt es nur in Indien.


LizVic 
Beitragsersteller
 10.06.2016, 07:13

ich möchte mich über alle religionen infomieren und da ich vom Hinduismus noch nicht viel weiß habe ich die frage gestellt ;) 

Ichweisses73  25.08.2024, 05:04

Eine SO gute Antwort, dass mir die Tränen gekommen sind. Danke. ❤️

Zunächst einmal: wieso suchst du nach einer passenden Religion, wenn du nicht an Gott glaubst? Oder meinst du vielleicht, dass du nicht glauben kannst, dass Gott so ist, wie er im Christentum dargestellt wird?

Hinduismus ist keine einheitliche Religion, sondern ein in der westlichen Welt geschaffener Oberbegriff für all die verschiedenen spirituellen Gruppierungen in Indien.Neben denen, in denen die Höchste Persönlichkeit Gottes direkt verehrt wird gibt es noch unzählige andere, in denen man Halbgötter (sozusagen Verwaltungsbeamte) verehrt.

Man kann einer dieser Gruppierungen beitreten, aber dazu ist es erforderlich, von einem ihrer spirituellen Meister Einweihung zu nehmen. 

Es gibt verschiedene "Sampradayas" (Schülernachfolgen) die unterschiedlichen Traditionen folgen. Bei der Einweihung verspricht man Gott und dem spirituellen Meister für den Rest dieses Lebens bestimmten Regeln zu folgen und bestimmte Mantras zu chanten. Außerdem betrachtet man sich als Diener des spirituellen Meisters und folgt seinen Anweisungen. Und der spirituelle Meister verspricht, alles in seiner Macht stehende zu tun, um den Schüler aus dem Kreislauf von geburt und Tod zu befreien.

Du siehst, das ist nicht "billig", es erfordert Arbeit an sich selbst und kann mit christlichen Lehren, wie "Jesus ist für mich gestorben, ich muss mich nicht selbst bemühen" nicht verglichen werden.

Die hier in einer Antwort erwähnte Internationale Gesellschaft für Krsna-Bewusstsein (ISKCON) ist so gut wie die einzige Organisation in der westlichen Welt, in der man als "Westler" Einweihung nehmen und Bhakti-Yoga ernsthaft praktizieren kann. Sie hat außerhalb Indiens ca. 1 Million registrierte Mitglieder, die Zahl der "Sympathisanten" ist schwierig einzuschätzen. Es stimmt nicht, dass sie seitens der Hindus nur kritisiert sind. Kritik kommt allerdings von Seiten der "Kasten-Brahmanas", die auf ihr Geburtsrecht pochen und Menschen, die nicht in eine Kaste hineingeboren wurden als Kastenlose ansehen. das ist jedoch keine vedische Lehre, sondern beruht darauf, dass Brahmanas ihre Position missbraucht haben, um eigene Macht,  Ansehen und finanzielle Vorteile zu sichern. Ansonsten findet ISKCON auch in Indien sehr viel Anerkennung. Sie ist weltweit in fast allen Ländern vertreten und wird in vielen Ländern, z.B. in England offiziell anerkannt.

Ganz nebenbei: Das vedische Wissen ist das einzige spirituelle Wissen, dass Antwort auf alle Fragen bietet. Es ist eine wirkliche Wissenschaft und bietet allen Menschen, unabhängig ihrer Herkunft und ihres spirituellen Entwicklungsstandes die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln.

Wenn du Fragen nach dem Sinn des Leben hast, wirst du dort die einzigen schlüssigen Antworten finden. Welchen Weg du dann gehst, das bleibt dir überlassen.

Das ist der Unterschied zu den bekannten Religionen, die mit Hölle und ewiger Verdammnis drohen, um ihre eignen Schäfchen ins Trockene zu bringen.

Hier findest du spirituelles "Grundwissen" und iwe gesagt, was du daraus machst, das liegt bei dir:                                 http://www.prabhupada.de/bg/Prabhupada%20-%20Bhagavad-gita%20Wie%20Sie%20Ist.pdf 


Ichweisses73  25.08.2024, 05:13

❤️Danke. Du weißt, wofür.

Hallo! 

Das Kastensystem entstand als die Engländer kamen. Hier wurde unterschieden wie hoch einer ist. Im Hinduismus muss man selber hinterfragen: Wenn die unterste Kaste von der obersten Kastenmitglieder benachteiligt werden. Bauen die obersten Kastenmitglieder automatisch schlechtes Karma auf. Man soll ja im Hinduismus alle gleich behandeln und so viel Gutes tun wie möglich. Aber wenn man die Unteren benachteiligt, ist dies ein Wiederspruch. Aus diesem Grund habe ich recherchiert und habe erfahren, dass es während der Kolonialzeit eingeführt wurde. 

Ein weiteres Beispiel: Man gibt ja im Hinduismus auch Mitgift für die Schwiegefamilie. Das wird heute sehr ausgenützt (vorallem in Indien). Die Familie verlangt sehr viel Geld und Gold usw. Aber der Sinn der Sache war etwas anderes. Wenn die Frau zu ihrem Mann geht, ist für sie alles neu. Und wenn sie etwas brauchen will (z.B Seife), muss sie zögern, weil es nicht ihr gehört, sondern der Schwiegemutter oder so. Deshalb gibt ihre Familie Mitgift, damit sie mit Erlaubnis und mit Mut das Mitgift benutzen kann. Das gibt ihr eine Sicherheit. Früher gab man Alltagsgegenstände mit. Und mit der Zeit wurde es zu Geld und heute ist es wie ein Lohn für die Schwiegereltern, damit sie auf ihre Tochter aufpassen. 

LizVic, leider kenne ich vom Hinduismus kaum mehr als den Namen. Es ist aber, soviel ich weiß, eine Naturreligion. Das bedeutet, dass es kein in sich geschlossenes Lehrgebäude gibt, sondern eine lose zusammenhängendes Gebinde von Kulten, Riten und Traditionen mit einem Oberbegriff. Ob diese Charakterisierung stimmt, weiß ich nicht.

Wenn Du nicht an das Existieren eines Gottes (oder mehrerer Götter?) glaubst, wäre der Buddhismus vielleicht der bessere Ansatz für dich. Nach seiner Begründung im 5. Jh. v. Chr. zerfaserte er zwar auch in ein Bündel verschieder Richtungen, ist aber nicht Religion im eigentlichen Sinne, sondern Philosophie. Der Hauptstrom der verschiedenen Lehrrichtungen setzt keinen Gott, bzw. keine Götter voraus, leugnet sie aber auch nicht.