Verunsicherung in der Kennenlernphase?
Hallo liebe Community,
ich (m) bin seit etwa 3 Monaten in einer Kennenlernphase mit einem anderen Mann. Wir treffen uns regelmäßig und lernen uns kennen. Mittlerweile sind wir auch intim miteinander geworden.
Direkt nach unserem ersten Treffen schrieb er mir, dass er noch nicht genau wisse, was er fühlt oder möchte und er nicht weiß ob er Interesse hat, und erwähnte auch, dass er eine gewisse Distanz bzw. nicht zu häufige Treffen bevorzuge, um das Interesse nicht zu verlieren. Das war für mich anfangs in Ordnung, eine gewisse Zurückhaltung und Freiraum gehören ja zur Kennenlernphase dazu, und es ging mir ja anfangs ähnlich.
In letzter Zeit dachte ich eigentlich, dass sich zwischen uns alles gut entwickelt, weil wir uns näher gekommen sind, immer gelacht haben beim letzten Treffen aber seit letzter Woche bemerke ich aber eine deutliche Zunahme der Distanz von seiner Seite, die über das bisherige, von ihm anfangs kommunizierte Maß hinauszugehen scheint: Er antwortet nur kurz, oft sehr spät, stellt keine Gegenfragen mehr und verwendet keine Emojis.
Daraufhin habe ich ihm einen längeren Text geschrieben, mit dem Ziel zu fragen ob er mittlerweile Intresse entwickelt hat in dem ich ihm (zusammengefasst) mitgeteilt habe:
dass ich finde, das zwischen uns sei etwas Besonderes und dass ich aber das Gefühl habe, bei ihm sei das nicht so und er sei sich vielleicht noch unsicherer geworden auch dass ich ihn wirklich mag und langsam Klarheit brauche, weil mein Kopf sonst ständig überlegt, was ich falsch mache oder besser machen könnte und meine Angst was das ich weiterhin Gefühle entwickle, wenn er seine nicht klar kommuniziert, und es dann umso schmerzhafter für mich wird, falls er es irgendwann beendet. Also habe ich ihn um direkte und ehrliche Kommunikation gebeten, auch wenn er vielleicht noch keine endgültige Antwort hat. (Ich wollte nur wissen ob er mittlerweile mehr Interesse als am Anfang entwickelt hat. Mehr nich!)
Seine Antwort darauf war gestern so um 17 Uhr: „Ich verstehe deine Gedanken vollkommen! Und ja, ich bin noch unsicher und ja ich weis noch nicht ganz genau, was ich will und fühle."
Seitdem haben wir kein Kontakt mehr.
Jetzt bin ich ziemlich verunsichert und habe einige Fragen:
War es zu früh oder übereilig von mir, ihn so direkt auf seine Gefühle und unsere Situation anzusprechend da er seine Unsicherheit ja früh geäußert hatte?
Wie soll ich jetzt am besten weitermachen?
Soll ich ihm normal schreiben wie bisher?
Soll ich abwarten, bis er sich von sich aus meldet?
Soll ich ihm aktiv schreiben, dass ich ihm noch mehr Freiraum lasse?Falls es zu weiteren Treffen kommt, wie kann ich mich mit ihm treffen, aber gleichzeitig eine gewisse emotionale Distanz wahren, um nicht noch mehr Gefühle zu entwickeln, solange er so unsicher ist?
Was kann ich verbessern, um ihn mehr zu verstehen und was könnte ich Falsch gemacht haben?
Ich habe die Befürchtung (die vielleicht unbegründet ist), dass er abwartet, ob sich beim CSD vielleicht "etwas Besseres" für ihn ergibt und er mich sozusagen deswegen auf Distanz hält. Wie kann ich mit diesem Gedanken besser umgehen? (Das habe ich ihn natürlich nicht gesagt weil meine Sorgen sollen ihn nicht einschränken)
6 Antworten
Nach einer dreimonatigen Kennenlernphase sollte man in der Regel wissen, ob echtes Interesse an der anderen Person besteht oder nicht.
Immerhin ist er ehrlich und teilt dir mit, dass er sich noch unsicher ist.
Aus deinem Text lese ich raus, dass du ihm bisher genug Freiraum gegeben hast. Daran scheint es also nicht zu liegen.
Soll ich ihm normal schreiben wie bisher?
Soll ich abwarten, bis er sich von selbst meldet?“
Vielleicht ist es am besten, wenn du abwartest, bis er sich das nächste Mal bei dir meldet. Gleichzeitig solltest du dich innerlich darauf vorbereiten, dass es möglicherweise nicht zu einer festen Beziehung kommen wird. Seine Unsicherheit nach so langer Zeit deutet eher nicht darauf hin, dass er ernsthafte Absichten hat. Nach drei Monaten sollte man Klarheit über seine Gefühle und Absichten haben.
Nach einer dreimonatigen Kennenlernphase ...
Je nach Situation, ob geoutet ist oder nur Teilweise geoutet, Umfeld und Mitmenschen, kann das schwierig sein, wenn man sich selbst tatsächlich noch unsicher ist.
Die meisten gewinnen diese Erkenntnis mit Anfang 20. Andere brauchen Monate, Jahre oder sogar Jahrzehnte, wenn die erste Ehe daran gescheitert ist.
Ergo; 3 Monate sind für homosexuelle gefühlte 2 Tage.
Wenn er nach 3 Monaten noch unsicher ist, so wird er das auch bleiben. Unser Unterbewusstsein hat nach 5 Sekunden entschieden, ob es passen wird oder nicht. Ich denke, du solltest mit ihm keine Zeit mehr verschwenden. Orientiere dich neu. Das tut dir besser gut!
Er will dich nicht. Jedenfalls nicht so wie du ihn willst und das wird sich auch nicht ändern.
Er will es nur nicht konkret sagen, weil er den Zeitvertreib mit dir doch gern hat. Aber mehr will er eben nicht.
War es zu früh oder übereilig von mir, ihn so direkt auf seine Gefühle und unsere Situation anzusprechend da er seine Unsicherheit ja früh geäußert hatte?
Jep. Das war es.
Eine goldene Regel unter homosexuellen und queeren Menschen ist die, dass man jemanden, der sich noch unsicher ist, niemals drängt oder direkt darauf anspricht, weil es ein sensibles und sehr privates Thema ist. Du bist leider in der Tat nicht der erste, dem das wiederfährt. Egal wie lange man sich schon kennt: Sowas muss er (bzw. die Person) ganz für sich selbst entdecken.
Generell in der Liebe. Bspw. Die Worte: ,,Ich liebe dich" sagt man auch nicht einfach random, sondern erst nach einer gewissen Weile.
Kurz: Das nennt man Fein- und Taktgefühl.
Wie soll ich jetzt am besten weitermachen?
Soll ich ihm normal schreiben wie bisher?
Soll ich abwarten, bis er sich von sich aus meldet?
Ich würde dazu raten, ihn vorrübergehend zu vergessen. Je länger du das ganze mitspielst, desto mehr tut das weh, wenn am Ende doch nichts draus wird.
Du kannst ihm aber trotzdem die Verantwortung zurückgeben und sinngemäß schreiben, dass du bereit bist, aber nicht mehr auf ihn warten wirst. Ich gebe jetzt bewusst keine Vorlage, weil du das in deinem Schreibstil hinsichtlich eurer Situation selbst formulieren musst. Ich würde in dieser Nachricht auf Emojis verzichten und neutral bleiben.
Danach: Ablenken. Es ist ok, dass dich das verletzen und deprimieren wird, aber das ist wesentlich besser, als zu riskieren, dass es später noch mehr weh tut.
Und falls er sich in ein paar Monaten meldet, kannst du einen guten und entspannten Neustart wagen.
Soll ich ihm aktiv schreiben, dass ich ihm noch mehr Freiraum lasse?
Die Frage ist, welchen Gefallen du dir damit selbst antust. Wenn du emotional damit nicht umgehen kannst, jede Nacht schwärmst und weinst, dann solltest du dich zurückziehen und das ganze sanft beenden.
Falls es zu weiteren Treffen kommt, wie kann ich mich mit ihm treffen, aber gleichzeitig eine gewisse emotionale Distanz wahren, um nicht noch mehr Gefühle zu entwickeln, solange er so unsicher ist?
Gefühle kann man nicht ausschalten. Du kannst sie zwar unterdrücken, aber das ist... schlecht.
Was kann ich verbessern, um ihn mehr zu verstehen und was könnte ich Falsch gemacht haben?
- Abwarten. Ihm Freiraum lassen. Melde dich ca. alle 3 bis 4 Wochen zurück, redet dann erstmal locker miteinander und frage vorsichtig, ob er in seiner Unsicherheit bzw. Entdeckung Fortschritte gemacht hat.
Wichtig dabei ist: Manche homosexuelle Menschen, die damit noch Probleme haben, verdrängen dieses Thema sehr gut, um sich damit nicht befassen zu müssen. D.h. es kann gut möglich sein, dass er vorübergehend gar keinen Fortschritt macht. Das solltest du dann respektieren (siehe oben Einleitung).
- 2. Du hast nichts falsch gemacht. Allerdings fehlt dir etwas, naja, Feingefühl. Jemand, der sich noch unsicher ist, braucht ganz sicher nicht einen Menschen im Leben, der von der Seite Druck schiebt. ... Es ist schließlich nicht seine Sorge oder sein Problem, wie es dir damit geht, wenn es bisher sowieso noch nichts ernstes war.
Ich habe die Befürchtung (die vielleicht unbegründet ist), dass er abwartet, ob sich beim CSD vielleicht "etwas Besseres" für ihn ergibt und er mich sozusagen deswegen auf Distanz hält.
Ich denke nicht, dass er dich deswegen auf Distanz hält. Wenn er auf dem CSD tatsächlich etwas vor hat und dich deswegen auf Distanz hält, dann kannst du ihn unmittelbar danach auch sofort in die Tonne kloppen...
Allerdings halte ich das bei euch für unwahrscheinlich. Sonst würde er nicht mit dir 3 Monate den Kontakt pflegen. Dazu gehört auch, dass er sehr wahrscheinlich nicht auf deine letzte schon ziemlich sehr direkte Nachricht/Frage eingegangen wäre.
Hier ein letzter Pro-Tipp:
Zukünftig zu Beginn fragen, was die Leute suchen und was sie wollen. Sowas klärt man eigentlich in den ersten 2 Wochen. In der Szene (Grindr und Romeo) sogar noch am selben Abend.
ich würde jetzt abwarten, ob er sich nochmals meldet, alles andere könnte er als zu aufdringlich empfinden. du hast alles geschrieben und es liegt allein an ihm darüber zu befinden....