Verstorben?
Mein Opa ist gestern plötzlich verstorben und ich hatte eine sehr starke Bindung zu ihm. Irgendwie ist es in meiner Familie nicht so angesehen wenn Frauen die Emotionen zeigen. Ich weine schon seit gestern durchgehend. morgen gehen wir alle zusammen in die Moschee um für ihn zu beten aber ich hab Angst, weil ich nicht weiß wie das abläuft oder wie ich mich benehmen soll, weil ich das noch nie hatte. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass auch keiner traurig ist beziehungsweise ich hab bis jetzt niemanden gesehen. Ich bin die ganze Zeit alleine zu Hause weil meine Eltern bei meiner Oma sind. Trotzdem wünsche ich mir jemanden, der gerade bei mir ist und mit mir redet und mich auf morgen vorbereitet. ich kann mir nicht vorstellen, wenn ich das nächste Mal zu meiner Oma gehe und mein Opa nicht auf der Couch sitzen sehe. Wie soll ich damit klarkommen , wenn meine Eltern Versterben. Ich bin eine sehr sensible Person . Hab Angst Und der Gedanke, dass mein Opa immer noch in seinem Krankenhausbett liegt, macht es noch schlimmer(Krankenhäuser dürfen tote zwei Tage im Bett liegen lassen)
5 Antworten
Euer Verlust tut mir leid.
Ich bin kein Muslim und ich weiß nicht, was bei euch Brauch ist. Aber ich sehe das so:
Eine Andacht besteht zwischen einem Angehörigen und dem Verstorbenen. Was da für einen "angebracht" ist, ist individuell. Wenn Du weinen musst, weil Du an ihn denkst und es Dich traurig macht, weine. Wenn Du lächeln musst, weil Du an die schönen Erinnerungen denken musst, lächle.
Trauer ist nichts, was man Dir vorschreiben kann. Trauer ist persönlich. Es geht darum, wie DU trauern möchtest. Was Dir hilft. Was Du "schön" findest.
Deine Eltern werden eines Tages sterben und ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass man sich da nicht drauf vorbereiten kann. In manchen Fällen ist es absehbar, in manchen nicht. In jedem Falle ist es traurig und es verbleibt ein Loch. So wie Du es jetzt auch beschreibst mit der Couch.
Und Du wirst diese Couch sehen und es wird Dir weh tun. Nicht nur einmal, sondern mehrfach. Immerhin hast Du ihn geliebt, er war Dir wichtig. Es wäre komisch, wenn es Dir nicht weh tun würde, oder?
Aber es wird besser. Die schönen Erinnerungen werden die schlechten überwiegen und am Ende des Tages zählt nur, dass er DEIN Opa war. Er war Teil Deines Lebens und hat Dich bereichert. Und in mit Sicherheit mehr als einer Weise lebt er in Dir und durch Dich weiter. Und wenn das einfach nur darin besteht, dass er Dir Lebensweisheiten oder Rat mit auf den Weg gegeben hat oder er Dir gesagt hat, dass Dir eine Farbe gut steht, durch das Du sie besonders häufig oder gerne trägst.
Das alles hilft Dir jetzt vielleicht noch nicht, aber vielleicht findest Du Trost.
Sprich mit Deinen Eltern über die Unsicherheiten über den Ablauf beim Besuch in eurem Gotteshaus. Sprich über Deine Ängste und Gedanken. Denn sie sind valide und brauchen Raum.
Ich wünsche Dir viel Kraft.
Irgendwie ist es in meiner Familie nicht so angesehen wenn Frauen die Emotionen zeigen
Das ist leider echt dumm, sorry. Emotionen muss man zeigen und rauslassen. Unterdrücken ist schädlich auf Dauer.
Mein Opa ist gestern plötzlich verstorben und ich hatte eine sehr starke Bindung zu ihm.
Das ist doch was positives. Dann behalte die schönen Erinnerungen, die du mit deinem Opa hast. Der Tod wird häufig mit etwas negativem assoziiert. Ist aber nicht so. Er ist eines natürlichen Todes gestorben und hat jetzt seine Ruhe. Im hohen Alter ist vieles sehr anstrengend, häufig hat man auch irgendwo Schmerzen und ist auf fremde Hilfe angewiesen oder auch einsam. Auf Dauer ist das auch nicht so schön.
Der Trauerprozess, den du jetzt durchmachst, ist ganz normal. Gibt dir da selbst Zeit und wichtig, lasse deine Emotionen zu!
Das tut mir leid!
Und alles was du jetzt fühlst ist normal: die Traurigkeit, die Angst, die Unsicherheit,... erlaube dir selbst das zu fühlen.
Das deine Eltern ihre Trauer nicht so zeigen, kann mehrere Gründe haben. Vielleicht wollen sie für dich stark sein? Oder für deine Oma (die ja nun Wittwe ist. Oder sie erlauben es sich im Moment selbst nicht. Dein Opa war ja der Vater einer der beiden, da ist es am Anfang oft so, dass die Kinder gar nichts spüren.
Versuche trotzdem mit ihnen zu reden! Und habe keine Angst etwas Falsches zu sagen oder zu tun, das wirst du nicht! Sprich vor allem aus, was dir Angst macht (Treffen der Oma, Moschee-Besuch). Du wirst merken, dass alleine das Aussprechen schon eine Erleichterung ist.
Und wahrscheinlich sind deine Eltern sogar froh, wenn du das machst. Oft laufen die Angehörigen nach dem Tod wie auf rohen Eiern, weil keiner was tun oder sagen will, was jemand anderen noch trauriger macht. Aber das ist Quatsch. Wird geredet, kann man gemeinsam durch diese schwere Zeit kommen, statt das jeder für sich einen Eiertanz macht.
Ich wünsche dir alles alles Gute!
Hallo rana1467,
einen lieben Menschen zu verlieren stürzt natürlich fast jeden in tiefe Trauer. Manche sagen zwar, der Tod gehöre zum Leben dazu, dennoch empfinden ihn die meisten als einen schrecklichen Feind. In einer solchen Situation kann man mit Worten oft gar nicht beschreiben, was man wirklich fühlt.
Manchen geht es so, dass sie sich mit dem Geschehen gar nicht abfinden wollen, oder sie können nicht realisieren, was da eigentlich passiert ist. Viele empfinden, dass das Leben nun nicht mehr so ist, wie vorher. Nach dem Tod eines lieben Menschen beginnt ein langer Weg der Trauer. Die Frage ist, wie es einem gelingen kann, die Trauer gut zu verarbeiten.
Für viele gehört Weinen mit zur Trauer. Dass Tränen sinnvoll und nützlich sein können, bestätigen auch Psychologen. Gefühle hingegen zu unterdrücken, schadet mehr als es nützt. Wenn Dir also danach ist, zu weinen, dann lasse deinen Tränen einfach freien Lauf. Hinterher wirst Du sicher merken, dass es Dir wieder besser geht.
Es könnte jedoch auch sein, dass Gefühle der Wut in Dir aufsteigen. Das kann z. B. dann passieren, wenn jemand etwas Gedankenloses oder Falsches sagt. Oder man ist wütend auf den Toten, weil er einen im Stich gelassen hat. Auf keinen Fall wäre es richtig, diese Gefühle zu verdrängen. Es wäre hilfreich, wenn Du Dich einem guten Freund anvertraust, der Dir gut zuhört und in der Lage ist, auf Deine Gefühle richtig zu reagieren.
Da Du offenbar an Gott glaubst, kann es Dich sehr erleichtern, wenn Du ihm im Gebet Dein Herz ausschüttest. Das mag dazu führen, dass sich Deine Gedanken und Gefühle wieder beruhigen, denn die Bibel verspricht: "Seid um nichts ängstlich besorgt, sondern lasst in allem durch Gebet und Flehen zusammen mit Danksagung eure Bitten bei Gott bekanntwerden; und der Frieden Gottes, der alles Denken übertrifft, wird euer Herz und eure Denkkraft durch Christus Jesus behüten" (Philipper 4:6, 7).
Ich weiß, dass Du Muslima bist, doch können bestimmt auch Dir die Worte aus der Bibel Trost und Hoffnung geben.
Der Tod ist heute zwar noch, wie eingangs gesagt, ein schrecklicher Feind, doch verheißt die Bibel, dass dieser Feind eines Tages "zunichte gemacht" werden wird, und zwar für immer (1. Korinther 15:26)! Ich wünsche Dir viel Kraft dabei, Deinen Schmerz und Deine Trauer nach und nach zu verarbeiten!
LG Philipp
Das tut mir wirklich sehr leid, herzliches Beileid. Verlust von geliebten Menschen ist immer etwas ganz schwieriges. Lass dir nichts einreden, Gefühle zeigen ist voll normal, egal ob Frau oder Mann, es ist sogar gesund, lass alle Tränen fließen.