Unterschied zwischen Informatiker, Wirtschaftsinformatiker und Fachinformatiker?

3 Antworten

Was mehr Spaß macht? Das hängt davon ab, was einem liegt. Beim Fachinformatiker, den es in den Fachrichtungen Anwendungsentwicklung und Systemintegration gibt, handelt es sich um einen Ausbildungsberuf, den man durch eine duale Berufsausbildung mit IHK-Abschluss erwirbt, während man zum Informatiker in der Regel durch ein Hochschulstudium wird. Je nach Ausrichtung des Studiengangs kann dieses eher anwendungsorientiert oder eher forschungsorientiert sein. In beiden Fällen ist der theoretisch-wissenschaftliche Fokus aber sehr viel stärker, als bei einer Berufsausbildung.

Als Informatiker hast Du viel mehr Möglichkeiten, als als Fachinformatiker und kommst meines Erachtens auch an "interessantere" Jobs. Dafür musst Du aber auch erst einmal ein mathematisch-theoretisches Studium absolvieren. Ausbildungsdauer, fachliche Tiefe und Anforderungen sind in einem Hochschulstudium sehr viel höher, als in einer dualen Berufsausbildung. Dementsprechend viele brechen ein solches Studium allerdings auch ab.

Mit absolviertem Studium verdient man in der Regel deutlich mehr, als mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Im öffentlichen Dienst (TVöD) liegt das Einstiegsgehalt in derjenigen Entgeltgruppe, in die man als Absolvent eines Bachelorstudiums in der Regel eingestuft wird (Entgeltgrupe 10) ca. 36 % über derjenigen, in die man als Absolvent einer dualen Berufsausbildung eingestuft wird (Entgeltgruppe 5). Mit dem Master (Entgeltgruppe 13) liegt das Einstiegsgehalt noch einmal 20 % höher, als mit dem Bachelor. Mit fortschreitender Progression werden die Unterschiede eher deutlicher. In der freien Wirtschaft sind die Unterschiede in der Regel noch etwas deutlicher, allerdings ist es hier nicht so einfach, konkrete Zahlen anzugeben, weil die Gehälter sich natürlich auch von Betrieb zu Betrieb unterscheiden werden. Dafür hast Du durch ein Studium allerdings zunächst auch erst einmal einige Jahre lang Kosten und Verdienstausfall. Das Studium ist gewissermaßen eine Investition (von Zeit und Geld) in Deine Zukunft, die sich im Erfolgsfall - aber eben auch nur dann - allerdings durchaus auszahlen wird.

Marbuel  18.09.2017, 22:16

Ich verdiene als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung inzwischen 4833 brutto. Ich halte es für ein Gerücht, dass studierte Informatiker bei gleicher Tätigkeit so viel mehr verdienen. Du gibst im öffentlichen Dienst 36% an. Dann wärst du ca. bei 6500. Dann nochmal 20% höher als Master. Dann sind wir bei 7800 brutto. Jetzt soll es in der freien Wirtschaft tendenziell noch höher sein. Fällt dir was auf? :-) Als Entwicklungsleiter mag das vielleicht hinkommen oder als Angestellter bei Google. Das sind Ausnahmen und nicht etwa der typische Lohn eines Informatikers. Lass denn durchschnittlichen Informatiker ca. 1000 - 1500 brutto mehr haben, als ich. Da reden wir dann aber schon vom Master. Dann bist du bei ca. 6000 - 6500. Mehr ist es meiner Erfahrung nicht. Und ich kenne verdammt viele Dipl.-Informatik.

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NoHumanBeing  18.09.2017, 23:31
@Marbuel

Ich verdiene als Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung inzwischen 4833 brutto. Ich halte es für ein Gerücht, dass studierte Informatiker bei gleicher Tätigkeit so viel mehr verdienen. Du gibst im öffentlichen Dienst 36% an. Dann wärst du ca. bei 6500.

Gerne bin ich bereit, zu erläutern, wie ich an die Zahlen komme.

Der TVöD ist nach Entgeltgruppen und Entwicklungsstufen gegliegert. Die Entgeltgruppe richtet sich primär nach der Qualifikation des Arbeitnehmers, die Entwicklungsstufe nach der Dauer der Zugehörigkeit zur jeweiligen Behörde. Das heißt, über die Entgeltgruppe wird zunächst gewissermaßen eine Progression ausgewählt und anschließend läuft diese mit fortschreitender Betriebszugehörigkeit den Entwicklungsstufen nach durch.

Als An- und Ungelernter wirst Du in die Entgeltgruppen 1 bis 4 (in der Regel 1) eingestuft. Dort beträgt das Einstiegsgehalt (in der Entgeltgruppe 1 Entwicklungsstufe 2, ansonsten Entwicklungsstufe 1) derzeit zwischen 1751.25 € (Entgeltgrupe 1) und 2142.59 € (Entgeltgruppe 4).

Mit einer abgeschlossenen dualen Berufsausbildung wirst Du in die Entgeltgruppen 5 bis 9a eingestuft. Dort beträgt das Einstiegsgehalt (Entwicklungsstufe 1) derzeit zwischen 2249.11 € (Entgeltgruppe 5) und 2711.10 € (Entgeltgruppe 9a).

Mit einem abgeschlossenen Bachelorstudium wirst Du in die Entgeltgruppen 9b bis 12 eingestuft. Dort beträgt das Einstiegsgehalt (Entwicklungsstufe 1) derzeit zwischen 2711.10 € (Entgeltgruppe 9b) und 3279.57 € (Entgeltgruppe 12).

Mit einem abgeschlossenen Masterstudium wirst Du in die Entgeltgruppen 13 bis 15Ü eingestuft. Dort beträgt das Einstiegsgehalt (Entwicklungsstufe 1) derzeit zwischen 3657.34 € (Entgeltgruppe 13) und 5517.25 € (Entgeltgruppe 15Ü).

Dabei handelt es sich jeweils um Einstiegsgehälter.

Betrachten wir nun zu jeder (außer der niedrigsten) Qualifikation, was sie an Plus gegenüber der "darunterliegenden" (in Bezug auf die "darunterliegende") bringt.

1. Was bringt eine abgeschlossene Berufsausbildung gegenüber einem Ungelernten?

Verhältnis Untergrenzen: 2249.11 € / 1751.25 € = 1.2843 = +28 %
Verhältnis Obergrenzen: 2711.10 € / 2142.59 € = 1.2653 = +27 %

2. Was bringt ein abgeschlossenes Bachelorstudium gegenüber einer abgeschlossenen Berufsausbildung?

Verhältnis Untergrenzen: 2711.10 € / 2249.11 € = 1.2054 = +21 %
Verhältnis Obergrenzen: 3279.57 € / 2711.10 € = 1.2097 = +21 %

3. Was bringt ein abgeschlossenes Masterstudium gegenüber einem abgeschlossenen Bachelorstudium?

Verhältnis Untergrenzen: 3657.34 € / 2711.10 € = 1.3490 = +35 %
Verhältnis Obergrenzen: 5517.25 € / 3279.57 € = 1.6823 = +68 %

Das sind jeweils mögliche Einstiegsgehälter. In der Regel wird in die niedrigste Entgeltgruppe eingestuft. Eine Ausnahme bildet der Bachelorabschluss. Absolventen mit diesem Abschluss werden in der Regel in die Entgeltgruppe 10 eingestuft, die ein Einstiegsgehalt von 3056.61 € bietet. Das heißt, der Unterschied Master/Bachelor ist in der Regel etwas "kleiner", als hier abgeschätzt, der Unterschied Bachelor/Berufsausbildung fällt dafür in der Regel etwas größer aus.

Zur Vollständigkeit sein hier noch die Obergrenzen erwähnt, bis zu denen jeweils eine Progression bei gegebener Qualifikation maximal möglich ist, auch wenn diese eher theoretischer Natur sind.

Ungelernt bis zu 2735.85 € (Entgeltgruppe 4, Entwicklungsstufe 6).

Mit einer dualen Berufsausbildung bis zu 3623.14 € brutto (Entgeltgruppe 9a, Entwicklungsstufe 6).

Mit einem Bachelorstudium bis zu 5421.59 € brutto (Entgeltgruppe 12, Entwicklungsstufe 6).

Mit einem Master 7169.26 € brutto (Entgeltgruppe 15Ü, Entwicklungsstufe 5).

Verhältnis Facharbeiter/Ungelernt: 3623.14 € / 2735.85 € = 1.3243 = +32 %

Verhältnis Bachelor/Facharbeiter: 5421.59 € / 3623.14 € = 1.4964 = +50 %

Verhältnis Master/Bachelor: 7169.26 € / 5421.59 € = 1.3224 = +32 %

Die Obergrenzen sind aber in der Regel wenig interessant. Ich wollte lediglich zeigen, dass die Verhältnisse zwischen den mit dem jeweiligen Bildungsabschluss zu erwartenden Gehältern im Laufe der Progression etwa in der selben Größenordnung bleiben. Eine Ausnahme bilder der Bachelor, der offenbar eine sehr viel steilere Progression aufweist, als der Facharbeiter. Das bestätigt, dass sich der Unterschied Studium vs. Berufsausbildung im Laufe des Berufslebens stärker ausprägen wird, als dies zunächst beim Einstiegsgehalt zu sehen ist.

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Marbuel  19.09.2017, 00:24

Gut, mag für deinen öffentlichen Dienst von mir aus gelten. In der freien Wirtschaft habe ich nach 10 Jahren Berufserfahrung bisher anderes gesehen. In der Entwicklung sah es da bisher bei mir so aus, wie ich beschrieben habe und kein Millimeter anders. Sprich, die studierten Entwickler aus meinem Bekanntenkreis haben brutto vielleicht 1000 Euro mehr, wenn überhaupt. Sofern sie zumindest so wie ich als Senior-Entwickler arbeiten. Die wenigen, die mehr verdienen, sind Team-Leiter. Aber das werden auch nur die fähigen Leute und ein Studium ist hier längst keine Garantie, dass es dafür reicht. Ich kann natürlich nur von der Entwicklung sprechen, aber hier sind deine Zahlen zumindest meiner Erfahrung nach nicht realistisch.

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Informatik und wirtschaftsinformatik studiert man.

Fachinformatiker ist ein Ausbildungsgang der IHK.

WINF ist das Bindeglied zwischen Informatik und BWL.

Je nachdem auf was du dich spezialisiert kannst du bei allen drei Sachen viel Geld verdienen. 

Zum Unterschied zwischen Informatik (anwendungsneutral studiert) und Wirtschaftsinformatik lies bitte https://www.gutefrage.net/frage/wohin-soll-es-gehen-berufswahl-it#answer-230465191 und die Kommentare dazu.

Meine Ansicht ist:

Wer nicht mehr an BWL und VWL als an Informatik interessiert ist, sollte besser Informatik statt Wirtschaftsinformatik studieren.