Unterschied zwischen "gehoben" und "bildungssprachlich"?
Wenn ich Sachbücher oder Fachliteratur lese, so stolpere ich oftmals über einige Worte, die ich dann online auf der Duden-Website recherchiere. Oft steht dort dann bei gewissen Synonymen zu dem Wort, das ich gesucht habe, vor den Synonymen in Klammern "gehoben" oder "bildungssprachlich". Jetzt stellt sich für mich die Frage, worin der Unterschied zwischen gehobener und bildungssprachlicher Ausdrucksweise liegt.
Beides ist besser als eine umgangssprachliche Äußerung, aber worin liegt der Unterschied und wann benutze ich besser die eine, wann die andere Ausdrucksmöglichkeit?
Liebe Grüße
Katharina Hohenfels
7 Antworten
Meinst Du nicht eher Sachbücher wie Fachliteratur?
Zur Sache: zum einen lässt sich insoweit differenzieren, als die Bildungssprache vorrangig im Kontext wissenschaftlicher sowie von Vertretern der Gelehrsamkeit verfasster Texte Verwendung findet, die gehobene zuvorderst bezüglich literarisch-poetisch ausgerichteter Niederschriften.
Zum anderen ist aber einzuschränken, dass diese Einteilungen allein Orientierungscharakter aufweisen, denn in einem wissenschaftlichen Text können so gut gehobene Begriffe eingeflochten werden wie in einen literarischen Text bildungssprachliche Ausdrücke, womit wir bei der Aushebelung deiner Einschätzung sind, dass man das eine nur hier, das andere nur dort gebrauchen könne. Solch strikte Subsumierungen funktionieren in linguistischem Zusammenhang nicht, weil Sprache dafür zu wandelbar ist.
Wann der Gebrauch des einen den des anderen aussticht, hängt sonach vom Einzelfall ab.
Das sind zwei verschiedene Ausdrücke für ein und dieselbe Sache - Sprache ist nun mal vielfältig, es gibt nicht nur immer einen Begriff sondern für alles eben auch zig Synonyme
Ich würde sagen, dass "bildungsprachlich"
über "gehoben" steht. Wir reden ja jetzt nur
über Sprache, allgemein ist natürlich der
Unterschied, dass "gehoben" sich nicht
unbedingt auf Sprache beziehen muss.
Das sagt Duden online dazu:
- gehoben: Wörter, die bei feierlichen Anlässen und gelegentlich in der Literatur verwendet werden (z. B. Edelmut, wehklagen)
- bildungssprachlich: Wörter (meist Fremdwörter), die eine hohe Allgemeinbildung voraussetzen (z. B. Koryphäe, adäquat)
D.h. gehobene Worte verwendet man nur in Schriftsprache und gehobenen Anlässen, während man bidungssprachlische Ausdrucksweise immer verwenden kann?
Gehobene Worte zu kennen setzt kein besonders tiefes Wissen in dem jeweiligen Bereich voraus, dem das Wort entstammt, wohingegen dies bei bildungssprachlichen Worten der Fall ist?
So würde ich es verstehen. Das eine rekuriert auf den Anlass, das andere auf den Bilfungshorizont.
Inwiefern "rekurriert" es, wo der Begriff doch eine erneute Bezugnahme, ein Aufgreifen einschließt?
Offenbar meinst du nicht „kommt zurück", sondern "bezieht sich auf", was du a) fehlerhaft (Versäumen des Doppel-r) und b) unpräzise ausdrücktest.
Es gibt keine gehobenen Worte, jedoch gehobenen Stil.
Achtung: Worte / Wörter >> Unterschied
Was ist der Unterschied zwischen Worten und Wörtern?
Ich würde mich dem Duden anschließen, wobei der Übergang fließend ist. In manchen Gegenden gilt das Umangsdeutsch der Region Hannover schon als gestelzt. Auch "bildungssprachlich" kann sich bei durchschnittlich gebildete Menschen in der beruflichen Fachsprache wiederfinden.
Warum gilt medizinischer Fachwortschatz eher als Bildungssprache und bergmännischer oder Seefahrer-Fachwortschatz nicht? Das sind so Fragen die sich stellen.
Stimmt, das ist tatsächlich eine interessante Frage. Vermutlich, weil der Beruf des Bergmanns oder Seefahrers nicht als besonders schwierig angesehen wird bzw. nicht als ein Beruf, für den man besonders gebildet sein muss, wohingegen man dies innerhalb medizinischen Kreisen schon sein muss - so zumindest das Klischee. Und das überträgt sich dann auf die Sprache...beziehungsweise, wie man die Ausdrucksweise wahrnimmt.
Ja und weiterhin, wenn dieser Seefahrer- oder besser Segler-Wortschatz vom Freizeitkapitän der im Hauptberuf Arzt ist verwendet wird, bekommt er aber wieder den (Vorsicht Denglisch!) Touch von Bildungssprache. Schon komisch diese Welt.
Das ist kein Klischee, sondern bereits diskriminierend; ich bin enttäuscht. Sry
In einer Diskussion über Sprachebenen müssen auch Klischees genannt werden, auch wenn sie von Dir als diskriminierend empfunden werden, denn sie sind Teil der Meinungsbildung und Einstufung der verschiedenen Sprachebenen. Wenn diese landläufigen Vorstellungen nicht einmal mehr genannt werden dürfen nur damit man ja niemandem weh tut, ist jegliche Diskussion schon abgewürgt und die Grundlage der Sprachebenen totgeschwiegen obwohl sie existieren. Und ja, ich stehe dazu Vorurteile zu haben, die hat jeder denn sie bilden sich unbewusst aus negativen Erfahrungen. Aber das wäre schon wieder ein anderer interessanter Diskussionspunkt.
Jetzt wirds aber hochgeistig, kryptisch; was hab ich denn verboten?
Ich beziehe die Diskriminierung auf die Berufsbezeichnungen. Es gibt Ärzte, Professoren mit geringem Stand der Allgemeinbildung und hochgebildete Straßenkehrer.
ja, Hauch passt, ist mir nicht eingefallen, da siehst du mal wie sich Anglizismen schon verfestigt haben.
Eh wie kommt ihr auf das "Hauch"? Worauf bezieht ihr das Denglisch?
"Es gibt Ärzte, Professoren mit geringem Stand der Allgemeinbildung und hochgebildete Straßenkehrer."
Klar gibt es das. Aber erstens ist das eher seltener aufzufinden als der umgekehrte Fall und zweitens habe ich nie gesagt, dass es das nicht gibt.
Denglisch ist wo ich den Ausdruck "Touch" gebraucht habe.
Danke für den Stern!
Kleiner Bonus bezüglich deiner Frage in einem Kommentar:
*Wörter sind grammatische Einheiten.
*Worte sind Aussprüche, Sätze, semantisch Zusammengängendes.
Aber eher theoretisch, die meisten gebrauchen die Begriffe unterschiedsfrei.