Unterschied in Bezug auf Essenskultur in Indien zwischen arm und reich;)

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Puuuuuh...

Wo fange ich da an? Also ganz generell muss man wohl mal damit anfangen, dass es in Indien nicht eine Esskultur, sondern Esskulturen gibt. In Indien leben darüber hinaus ganz unterschiedliche Ethnien, deren Esskultur nochmal ganz unterschiedlich ist. Und die Qualität des Essens selbst hängt stark davon ab, welche Nahrungsmittel den jeweiligen Menschen zur Verfügung stehen - es gibt also große regionale Unterschiede. Ein weiterer Faktor ist die Religiosität: Innerhalb der religiösen Ausrichtungen des Hinduismus gibt es je nach Varnas und gar Jatis (für dich vielleicht als Kaste leichter verständlich) unterschiedliche Nahrungspräferenzen und Sikhs, Jainas, Buddhisten, Muslime, Adivasi und Co haben alle unterschiedliche Esskulturen.

In Kochbüchern gibt es z.B. Einteilungen nach Regionen oder auch Zubereitungsmethode. Manche Bücher beschäftigen sich auch einzig und allein mit dem brahmanischen Kochen, andere legen den Fokus auf den Gesundheitsaspekt. Übrigens auch etwas das typisch für die indische Küche ist: Die Nahrung ist immer, ich sag mal, "organisch" ausgelegt. Soll heißen, dass fast jedes Gericht für irgendwas gut ist. Als ich in Indien war haben unsere Gastmütter uns jedes Mal irgendwas gekocht, wenn wir krank waren (war ich selten, aber die anderen haben dafür alle möglichen Gerichte aufgetischt bekommen).

Und jetzt zum Unterschied zwischen Arm und Reich. Da besteht der Unterschied wohl vor allem in erster Linie darin, dass erstere eben nicht dieselben Ressourcen zur Verfügung haben. Anders gesagt: Die Nahrung ist wesentlich einfacher. Weniger Zutaten, weniger abwechslungsreich, abhängig vom regionalen Angebot - hauptsächlich auf Reichhaltigkeit und Energiezufuhr ausgelegt, also hauptsächlich Reis, simple Mehlspeisen (Chapatis), Hülsenfrüchte und Gemüse, dass man gerade günstig bekommt. Kein Fleisch, keine Eier, selten Milch (es sei denn man hat Zugang) oder wenn man doch mal Zugang dazu hat, wird womöglich weniger darauf geachtet ob es sonderlich "rein" ist. Das ist nämlich der Unterschied zum brahmanischen Kochen. Wie alles andere, sind nämlich auch Nahrungsmittel unterschiedlich rein. Fleisch und Alkohol z.B. sind so ziemlich unrein. Sehr hochkastige Brahmanen ernähren sich in der Regel also vegetarisch. Brahmanen selbst sind übrigens "beliebte" (mir fällt gerade kein anderes Wort ein) Köche (bzw. einzelne Jatis, haben sich auch darauf "spezialisiert"), weil die von ihnen zubereitete Nahrung "rein" ist. Wer genügend Geld hat kann sich in der Küche nach allen Regeln der indischen Kochkunst austoben. Das können Leute, die am Tag gerade mal genügend Geld für einen Sack Reis und ein paar Zwiebeln aufbringen können, natürlich nicht - da muss man die extremen Unterschiede die es in Indien gibt im Kopf behalten.

Aber abgesehen davon orientiert sich natürlich nicht jeder Inder an strikte Reinheitsvorstellungen was das Essen angeht. Indien ist längst modern geworden. Wer es sich leisten kann isst gerne viel Fleisch und gönnt sich auch mal was exotisches: Junk Food bei Mc Donalds ist in Indien z.B. eher etwas für Reiche. Dasselbe gilt für "westliche Küche" generell. Ein french oder continental Breakfast in irgendeinem Hotel bevor´s ins Büro geht leistet sich so manch gut betuchter Inder auf Geschäftsreise gerne.

20sonny08 
Fragesteller
 12.03.2013, 16:20

Danke für die suuuper gute Antwort1!!!!! Das war genau das, was ich wissen wollten!!! Daanke:)

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Die Unterschiede liegen mehr an der unterschiedlichen Kastenzugehörigkeit und ob man auf dem Lande od. in der Stadt lebt. In Mumbai ist es z.B. so, dass sich reiche Leute das Essen durch Dabawallas an den Arbeitsplatz bringen lassen (da sie Speisen, die nicht von ihren Kastenangehörigen zubereitet wurden, nicht essen). Arme Leute können sich das nicht leisten, viele durchsuchen Abfälle.

20sonny08 
Fragesteller
 12.03.2013, 16:21

Danke:)

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