Unbequeme Christen zu Zeit des Nationalsozialismus?

9 Antworten

Die unbequemen Christen waren gegen Hitler und den Nationalsozialismus. Sie glaubten, dass jeder Mensch wertvoll ist und nicht nur die "Arier", die Hitler so toll fand. Viele unbequeme Christen kamen dafür ins Gefängnis oder ins KZ, wurden gefoltert und ermordet.

In der evangelischen Kirche gab es da z.B.

+ die Bekennende Kirche (im Gegensatz zu den staatlichen Mitläufern, den Deutschen Christen)

+ den Pfarrer-Notbund (wo z.B. auch Dietrich Bonhoeffer dazugehörte)

In der katholischen Kirche war es unproblematischer, da die katholische Kirche weltweit organisiert ist statt speziell auf ein einzelnes Land. Daher konnten Katholiken leichter auf Distanz zu den Nazis gehen. Es gibt auch dort eine lange Liste von Märtyrern, die von den Nazis umgebracht wurden.

R1yr1y 
Fragesteller
 22.08.2021, 20:22

Vielen lieben dank!!:)

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witnesses  22.08.2021, 20:36

Jehovas Zeugen waren für die Nazis am unbequemsten und man wollte sie ausrotten.

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Hier ein Rezessions-Auszug aus dem Buch „Am mutigsten waren immer wieder die Zeugen Jehovas“ vom Geschichtsforscher Hermann Hesse:

>Zum einen empfanden viele andere KZ-Opfer das Verhalten der inhaftierten Zeugen Jehovas ebenfalls als auffaellig und ungewoehnlich. Die Aussagen bewundern uebereinstimmend die Glaubensfestigkeit und innere Ausgeglichenheit, die Tapferkeit und Sturheit, sowie die Solidaritaet und Hilfsbereitschaft der Bibelforscher-Haeftlinge. Zuweilen mischt sich in diese Hochachtung auch so etwas wie Hilflosigkeit und Unverstaendnis darueber, wo die Wurzeln fuer diese unbeugsame Kraft liegen. Hanns Lilje, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, stellte 1947 fest, dass "keine christliche Gemeinschaft ... sich mit der Zahl ihrer Blutzeugen auch nur von ferne messen" koenne. …

Zeugen Jehovas wurden verfolgt, weil sie sich aufgrund ihrer religioesen Ueberzeugung im NS-System nicht gleichschalten liessen: sie verweigerten z.B. den "Hitler-Gruss", traten nicht in NS-Organisationen ein, lehnten den voelkischen Gedanken und den Antisemitismus ab und dienten nicht in der Wehrmacht. In dieser demonstrativen Bereitschaft, sich den Verhaltensanforderungen der "Volksgemeinschaft" zu widersetzen, sieht Hubert Roser den entscheidenden Konfliktfaktor. Wenn es auch "nur" aus dem Wunsch nach freier Religionsausuebung geschah, kollidierte dies mit dem Totalitaetsanspruch des Regimes und bedeutete eine Gefahr fuer den NS-Staat. Trotz Verbots und mehrerer Verhaftungswellen gelang es Zeugen Jehovas, das Gemeindeleben mehrfach im Untergrund zu reorganisieren, die Missionstaetigkeit aufrechtzuerhalten und die Bevoelkerung in reichsweiten Flugblattaktionen ueber den verbrecherischen Charakter des Regimes aufzuklaeren. Von den ca. 25.000 deutschen Zeugen Jehovas im Jahr 1933 wurden etwa 10.000 fuer eine unterschiedlich lange Dauer inhaftiert. Etwa 2.000 deutsche und etwa 1.000 auslaendische Bibelforscher kamen ins KZ. 1.200 starben oder wurden ermordet. Darunter waren ca. 250 Zeugen Jehovas, die wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet wurden.<

https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-5640

Er rief alle deutschen Pfarrer zum Protest gegen den "Arierparagraphen" und zur Hilfe für Betroffene auf. Ab Mitte Oktober hatte der Pfarrernotbund eine feste organisatorische Struktur. Bis Januar 1934 schloß sich ihm mit etwa 7.000 Pfarrern ungefähr ein Drittel der evangelischen Geistlichen im Deutschen Reich an. Außerdem bildeten sich in vielen Landeskirchen sogenannte Bekenntnisgemeinschaften, die mit dem Pfarrernotbund die Wurzeln der Bekennenden Kirche darstellten. Im März 1934 übernahm ein "Reichsbruderrat" die Koordination und lud zur ersten Barmer Bekenntnissynode vom 29. bis 31. Mai 1934 ein, auf der sich die Bekennende Kirche konstituierte. Sie sah sich als die rechtmäßige evangelische Kirche in Deutschland an und verweigerte der nationalsozialistisch orientierten Reichskirche den Gehorsam. Eine Erklärung des Theologen Karl Barth (1886-1968) wurde ihr theologisches Fundament. Sie verwarf die Gleichschaltungspolitik des  NS-Regimes, ebenso die Verfälschung der christlichen Lehre durch die völkisch-rassische Ideologie des Nationalsozialismus.

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/innenpolitik/bekennende-kirche.html

„Die Bekennende Kirche (BK) war eine Oppositionsbewegung evangelischer Christen gegen Versuche einer Gleichschaltung von Lehre und Organisation der Deutschen Evangelischen Kirche (DEK) mit dem Nationalsozialismus.“ 

Bekanntester Vertreter war Dietrich Bonhoeffer.