Totale Falschberatung von Aquaristikfachmann?
Hallo. Ich hab schon viel falsche Beratung im Aquaristikbereich miterlebt. Das ist ja bekannt, dass man im herkömmlichen "Zoofachhandel" unmögliche Fischkonstellationen vorgeschlagen bekommt.
Deshalb habe ich, da ich vor einem Jahr mit einem eigenen Aquarium angefangen habe, auch nach kompetenter Beratung gesucht. Zu der Frage, wieso ich nicht selbst recherchiere: ihr kennt es doch selbst...5 Quellen und jede sagt etwas anderes. Ich wollte einfach einen richtigen Aquaristik-Profi, der mich beraten kann. Da habe ich vor kurzem einen guten Fang gemacht - ich habe bei einem lokalen und wirklich sehr geschätzten Meerwasseraquaristikprofi erfahren, dass dieser einen Expertenkontakt für Süßwasser hat und die Fische, die dieser Kontakt dann empfiehlt, bestellen kann.
Gesagt, getan. Ich habe dem "Experten" dann geschrieben. Ihm alle Infos bezüglich meines Beckens übermittelt - es ist ja wirklich schwer, da es nur 60 L sind, und ich war sehr skeptisch, ob da überhaupt was geht. Aber er, er war sich da sehr sicher und hat mir viele Vorschläge gemacht. Die meisten Arten kennt man eh, die noch 'halbwegs bedenkenlos' gehalten werden können in 60l (Neons, Platys...). Aber die, die er vorgeschlagen hatte, kannte ich ehrlichgesagt nicht und dachte mir dann auf der anderen Seite auch, dass es jetzt wohl nicht notwendig sein wird, zu googlen und wieder so viele verschiedene Meinungen zu hören, da, ich wie gesagt mit einem Experten gesprochen habe.
Die Vertrauensbasis zu diesem besagten Experten war gegeben, da ich im Meerwasserbereich immer bestens von seinem Kollegen beraten wurde, und dieser auf ihn schwört... Nach einem kurzen Gespräch, dass er seit 25 Jahren Aquaristik betreibt, waren mir seine Qualifikationen auch keine Rede mehr wert.
Nun zu meinem Problem; ich habe 6 Bitterlinge, 3 Prachtalgenfresser und 6 Fuctatus als Empfehlung bekommen. ZUSÄTZLICH zu meinen 4 Platys, 2 geretteten Zwergpandawelsen, Schnecken und Garnelen. Mir kam das viel vor, aber leider hab ich aus voller Euphorie erstmal ja gesagt. Obwohl ich schon nochmal nachgefragt hab, ob das nicht zu viel wäre. Aber ich dachte, dass das schon Tiere sein werden, die sich (Boden, Mitte, Oben) sehr gut aufteilen.
Gottseidank kam die Lieferung dann nicht. Bei der Nachlieferung wurden die Fuctatus vergessen. Gut!!! Denn die wären ganz sicher viel zu viel gewesen. Aber jetzt sitze ich mit völlig hyperaktiven Prachtalgenfressern hier und habe im Nachhinein gelesen, dass manche ab 100cm/l bzw sogar 200l empfehlen. Ich schäme mich eh, dass ich selbst nicht nachgelesen habe vorher, aber auf der anderen Seite...wenn ich nicht Mal einem zertifizierten Aquaristikfachmann trauen kann, dann weiß ich ja auch nicht.
Ich frage mich einfach nur: wollte er möglichst viel Geld aus mir quetschen, oder wieso diese hirnrissige Empfehlung. Soll ich die 3 Prachtalgenfresser nun behalten? Geht das (ich weiß, es ist nicht Artengerecht) in 60cm Kantenlänge? Kann ich mein Geld bei der schlechten Beratung zurück fordern? Was würdet ihr machen?
Beste Grüße
Und ich wäre auch dankbar, falls jemand ein verlässliches Buch, Internetadresse oder sonstiges weiß. Ich möchte aber nur ungern Foren durchforsten, da man dort vor allem auch solche Experten findet, die sehr unterschiedliche Meinungen haben. (Nicht, dass es die eine Meinung geben muss, aber ihr wisst ja...)
4 Antworten
Zu der Frage, wieso ich nicht selbst recherchiere: ihr kennt es doch selbst...5 Quellen und jede sagt etwas anderes.
Ja, das kennt wahrscheinlich jeder. Aber heutzutage kann man ja das Internet durchstöbern und sich so viel Wissen aneignen. Eine gewisse Tendenz stellt sich dann mMn. schon ein, auch wenn es verschiedene Meinungen gibt.
In einem 60l Becken würde ich nur Zwerggarnelen und einen Schwarm Nanofische, z.b. Zwergbärblinge halten.
Aber auch das ist nur meine persönliche Meinung.
Ja, eben. Genau so etwas hätte ich gesucht. Es ist auch nicht so, als hätte ich vorher nicht im Netz gesucht. Das hab ich eigentlich immer, da ich mir den Besatz vorher selbst gemacht hab. Und dann dachte ich halt, ich möchte Mal was neues, oder mich erkundigen, ob's andere Optionen wie meine Platys/Neons/Garnelen gibt, und tja...dann halt das.
Ich werde in Zukunft wieder im Netz schauen.
LG
Die einzige Entschuldigung für diese Fehlberatung ist, wenn dieser "Experte" gedanklich in den 70er und 80ern feststeckt. Damals hielt man Fischsuppe für normal. Heute macht man das nicht mehr, weil sich herausgestellt hat, dass es Nachteile hat zu viele Arten zusammenzuwürfeln. Außerdem hat zunehmende Haltungserfahrung und zunehmender Fokus auf artgerechte Haltung dazu geführt, dass für viele Arten heute größere Becken empfohlen werden als damals.
Ein 60er Becken ist nur eingeschränkt als Gesellschaftsbecken geeignet. Außerdem ist bei realistisch weniger als 25cm Wasserstand die Unterscheidung zwischen den Wasserschichten Oben, Mitte und Unten kaum noch möglich und man kann nicht einfach 3 Arten für diese 3 Zonen besetzen.
Platys in 60cm sind grenzwertig, wenn es sich nicht um eine relativ kleinbleibende, wildformähnliche Form handelt. Die Weibchen der meisten Zuchtformen werden im Alter richtig groß. Ich empfehle für Platys ein 80cm Becken. Wenn Platys im 60er, dann als Artbecken.
Was sind Zwergpandawelse? Pandapanzerwelse zählen nicht zu den Zwergen, obwohl sie eine relativ kleine Panzerwelsart sind. Zwergpanzerwelse sind bei Vergesellschaftung mit größeren Fischen potentiell problematisch, weil sie zu wenig Futter bekommen. Panzerwelse sind sehr soziale Gruppentiere. 2 sind zu wenig.
Bitterlinge sind hoffentlich Bitterlingsbarben. Es gibt unterschiedliche Meinungen zur Haltung von Bitterlingsbarben. Ich finde sie in 60cm ok. Eine kleine Gruppe von 6 Tieren ist ausreichend, Bitterlingsbarben sind keine echten Schwarmfische.
Fuctatus? Meinst Du Pseudomugul furcatus (Gabelschwanzblauaugen)? Die kenne ich als ruhelose, schnelle Schwimmer, die entweder ein langes Becken oder kräftige Strömung brauchen. 60cm halte ich für zu klein. Sie machen sich gut in 80cm. Achtung, das sind sehr sehr gute Springer!
Prachtalgenfresser sind sehr agil und innerartlich sehrverspielt, dadurch wirken sie hyperaktiv. Sie sind auch nicht ganz klein. Deswegen brauchen sie Platz. Ich hatte nie eigene und kenne sie nur aus großen Becken. Aus der beobachtung heraus würde ich nicht unter 100cm Beckenlänge geben, wobei 100x30x30 sicher ausreichend wäre und das ehemalige Standardmaß 100x40x40 ziemlich ideal ist.
Auch das noch. Die Fluval Edge Serie ist ja an sich schon die dümmste Erfindung seit dem Goldfischglas. Und dann auch noch eine hohe Ausführung.
Diese Becken sind einfach schrecklich. Die winzige Zugangsöffnung ist bei Einrichtung und Pflege äußerst hinderlich. Panzerwelse und andere Luftatmer kann man darin nicht halten, weil sie das kleine Luftloch nicht finden. Und dann noch als Würfel. Fische schwimmen horizontal. In die Höhe gebautes Volumen ist für die allermeisten Arten einfach nur nutzlos.
Der kriegt wohl einen Bonus wenn er viel verkauft, oder er ist arrogant und glaubt, sich auszukennen.
Würde eine ausführliche, höfliche Mail an den Markt/die Marktkette schicken, findest sicher eine Kontakt Adresse. Da kriegst du sicher eine Entschädigung o.ä.
Okay, danke! Ich bin mir eben nicht ganz sicher ob er überhaupt zu einer Marktkette gehört - wie gesagt, bei uns, relativ kleine Stadt, läuft das alles über diesen einen Meerwasserprofi - da fragen wir schon da nie nach, ob man Rechnungen oder sonst was bekommt. Es passt einfach alles, sonst redet man drüber. Das war das erste Mal, dass er mir dann seinen Kollegen empfohlen hat, wo ich fairerweise auch nicht nachgefragt habe "äh, und was sind deine Referenzen...". Ich glaub das ist recht schwer mit der Vergütung. Aber mir bleibt wohl nicht, außer der Quelle, die ihn empfohlen hat, zu schreiben.
Ich würde den Fachhandel immer nur als Händler ansehen. Das Wissen würde ich mir über Bücher und das Internet aneignen.
Am besten sind doch Internetforen, da du dort immer mehrere Meinungen von erfahrenen Leuten bekommst, die kein finanzielles Interesse haben.
Ich hätte es eh wissen sollen. Ich schäme mich dafür, nicht nachgeschaut zu haben, vorallem nachdem es mir sowieso schon seltsam vorkam. :(
Hallo, vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort.
Die beiden Zwergpanzerwelse sind noch von einem alten Aquarium übrig geblieben - der Experte hat mir geraten, die Prachtalgenfresser als Bodenbewohner zu diesen dazu zu nehmen. Ursprünglich waren es 8 Zwergpanzerwelse im alten Becken.
Die Platys habe ich inzwischen auch in ein größeres Becken gesiedelt... Bis auf einen, den bekomm ich einfach nicht raus, aber es scheint ihm gut zu gehen. Ich versuche es in ein paar Tagen erneut.
Sonst sind wir gesagt, die Furcatus (sorry für den Schreibfehler) nicht bei der Lieferung dabei gewesen - ich bestelle sie natürlich nicht mehr nach.
Mein Becken ist ohnehin schon ungünstig - ein Fluval edge Cube - also ungewöhnliche Höhe, nicht sehr breit.
Bist du der Meinung ich kann nun:
Garnelen, Schnecken, Bitterlingsbarben und die Prachtalgenfresser + 2 Zwergpanzerwelse in dem Becken lassen?
Die Platys leben bei einem Bekannten.
LG und Danke!