Todesstrafe für Ehebruch im Islam - Warum verstehen Menschen aus westlichen Ländern das nicht?

30 Antworten

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  • Die ganz geradlinige und harmlose Antwort darauf ist zunächst, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen ohnehin Todesstrafe ablehnt -- egal für welches Verbrechen. Wenn überhaupt, würde man so etwas für Terrorismus oder besonders schwere Fälle von Mord diskutieren.
  • Man kann sicherlich der Auffassung sein, dass Ehebruch eine schwere Verfehlung ist, aber Ehebruch mit Mord oder Terrorismus gleichzusetzen, geht dann doch weit am Kern der Verfehlung vorbei. Bei Ehebruch wird ein gegenseitiges Versprechen gebrochen und dies kann auch weitreichende Folgen haben, z.B. für die Integrität der Familie, für die Wirtschaftsgemeinschaft der Eheleute oder sogar für die Gesundheit. Trotzdem sind all diese Folgen nicht mit Mord oder Raub gleichzusetzen.
  • Selbst wenn es Sinn ergeben würde, Ehebruch hart zu bestrafen, sollte sich das Strafmaß doch wohl eher an Delikten wie Betrug, Diebstahl, Körperverletzung orientieren, oder?
  • Konkret zu deiner Frage bezüglich des Widerspruchs zwischen Westen und islamischen Ländern kann man feststellen, dass die Ehe im Westen heutzutage säkular gesehen wird, also als Versprechen und Vertrag zwischen den Eheleuten, nicht aber als göttlich oder heilig. Dass Muslime Sünden im Kontext von Sexualität und Ehe extrem überbewerten liegt wohl daran, dass die Sexualmoral sehr viel strenger gesehen wird.
  • Man muss aber auch bedenken, dass Ehebruch, Fremdgehen und Kuckuckskinder in islamischen Ländern NICHT seltener vorkommen als im Westen. Die ganze strenge Moral ist also weit überwiegend Heuchelei und entspricht nicht dem tatsächlichen Leben.
zzuzzu  20.11.2019, 18:44

"..Man muss aber auch bedenken, dass Ehebruch, Fremdgehen und Kuckuckskinder in islamischen Ländern NICHT seltener vorkommen als im Westen. Die ganze strenge Moral ist also weit überwiegend Heuchelei und entspricht nicht dem tatsächlichen Leben."

Ganz genau so siehts aus.

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verreisterNutzer  20.11.2019, 21:06
Die ganz geradlinige und harmlose Antwort darauf ist zunächst, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen ohnehin Todesstrafe ablehnt

Das bezweifle ich. Das ist nur scheinbar so bzw. sehr oberflächlich. Das erkennst Du leicht daran, das die meisten Menschen sich freuen, wenn der Bösewicht im Film eliminiert wird, je grausamer, desto besser.

Bei Ehebruch wird ein gegenseitiges Versprechen gebrochen und dies kann auch weitreichende Folgen haben, z.B. für die Integrität der Familie, für die Wirtschaftsgemeinschaft der Eheleute oder sogar für die Gesundheit. Trotzdem sind all diese Folgen nicht mit Mord oder Raub gleichzusetzen.

Ehebruch rüttelt am Bestand von Familien und damit an den Grundfesten einer funktionierenden Gesellschaft, was schwerwiegend ist.

Man muss aber auch bedenken, dass Ehebruch, Fremdgehen und Kuckuckskinder in islamischen Ländern NICHT seltener vorkommen als im Westen.

Wie kommst Du zu dieser Aussage? Mir scheint sie frei erfunden. In einem streng islamischen Land kommst Du als Mann überhaupt nicht ohne weiteres an eine Frau ran, geschweige denn, dass Du Gelegenheit bekommst, mit ihr unbeobachtet ein Schäferstündchen zu halten.

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Buddhinator  21.11.2019, 08:17
@verreisterNutzer

Wie gut kennst DU das tägliche, männliche Leben in islamischen Ländern???

...Du willst also ernsthaft "Ehebrecher" umbringen?!

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kami1a, UserMod Light  24.11.2019, 12:53
@verreisterNutzer

Dafür ist das wie in Pakistan pures Leid für die Frauen

Pakistan hat eine der höchsten „Ehren“-Mordraten weltweit. Jedes Jahr werden hunderte bis tausende Pakistanerinnen ermordet oder entstellt, weil sie mit ihrem Verhalten angeblich die Familienehre „beschmutzt“ haben. [xii]  Für die meisten Morde wurden die Täter bis jetzt jedoch nicht zur Rechenschaft gezogen. In einigen Provinzen Pakistans muss die „verlorene“ Ehre des Mannes öffentlich wiederhergestellt werden, um einen noch größeren Ehrverlust zu vermeiden. Sollte sich der Mann dieser Aufgabe widersetzen, wird auch er als „ehrlos“ abgestempelt und von der Gesellschaft ausgegrenzt - auch Männer sind demnach von Gewalt im Namen der Ehre betroffen. [xiii] Die einzelnen Provinzen haben zudem auch eigene Bezeichnungen für die so genannten Ehrenmorde. In Sindh beispielsweise, wo 359 der insgesamt 869 „Ehren“-Morde im Jahr 2013 registriert worden sind [xiv], werden sie karo-kari genannt, was soviel wie „schwarze Frau“ und „schwarzer Mann“ bedeutet. [xv]
Die Zahl der registrierten „Ehren“-Morde für das Jahr 2015 liegt bei 1096, in der ersten Hälfte diesen Jahres waren es 300, obwohl eine sehr viel höhere Dunkelziffer zu vermuten ist. [xvi]  [xvii] Diese Annahme bestätigt sich dadurch, dass die Pakistaner „Ehren“-Morde nicht als eine Angelegenheit des Staates ansehen, sondern als Familienangelegenheit, bei der es keiner Strafverfolgung bedarf.

Quelle und mehr

https://www.frauenrechte.de/unsere-arbeit/themen/gewalt-im-namen-der-ehre/schwerpunkt-fruehehen/laenderprofile/1813-pakistan

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juergen63225  03.12.2020, 14:20

Wobei man betonen muss: unsere Gesellschaft ist schlon lange nicht mehr christlich.

Ob die Sexualmoral im Islam besonders streng ist im Vergleich zum Christentum, speziell dem katholischen, das bezweifle ich mal. Immane dürfen heiraten und auch die Scheidung ist im Islam möglich.

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Kajjo  03.12.2020, 14:30
@juergen63225

Unsere Gesellschaft ist nicht mehr gläubig, aber durchaus noch christlich geprägt im Sinne von Traditionen und Gefühlsspektrum. Ich bin völlig atheistisch aufgewachsen, sehe aber dennoch viele Aspekte, die auf die christliche Tradition zurückzuführen sind.

Was die praktische gelebte Sexualmoral angeht, so ist die deutsche Gesellschaft drastisch entspannter als der zeitgenössische Islam. Ich gebe dir aber recht, es gibt viele Aspekte von Sexualmoral, die teilweise verschieden gewichtet werden. Aber wenn man mal den Stellenwert von Jungfräulichkeit, den Umgang mit Nacktheit, vorehelichen Geschlechtsverkehr oder auch nur nicht-penetrative Sexualität zwischen Jugendlichen betrachtet, so ist der Islam de facto schon drastisch verklemmter.

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Der Mensch wurde nie für ein Eheleben vorgesehen.

Menschen in einer Ehe welche schädlich für sie ist (Missbrauch) sollen also sterben, wenn sie sich nicht misshandeln lassen?

Die Freiheit sich scheiden zu lassen und die resultierenden Folgen sind ein Preis den die westliche Welt bereit ist zu zahlen.

zzuzzu  20.11.2019, 18:39

genau. und das entscheidet die westliche Welt selbst und lässt es sich nicht vom Islam aufdrücken. das solche Fragen hier überhaupt gestellt werden und solches Gedankengut hier rumschwirrt (und sicher nicht nur im Internet), da läuten doch die Alarmglocken...

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destinatio  20.11.2019, 19:55
@zzuzzu

Ich finde diese Diskussion gut. So kann man tolle Antworten lesen.

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Stimmt nicht, es gibt viele uneheliche Kinder in islamische Ländern.

Häufig wissen wir es nicht, was da geschieht, weil wir dort nicht leben.

In diesen Ländern leben diese Kinder auch bei Verwandten, da sind einfach mehr Kinder da. Das ist kein Problem, wenn der Ehemann mit vielen Frauen verheiratet ist.

Blutlinie  20.11.2019, 17:54

das ist einwenig verallgemeinert, sowas stimm vielleicht für pakistan, saudi arabien etc.

aber Iran z.b ist nochmal was anderes die Bevölkerung da ist trotz großem wachstum in den letzten 20-30 jahren gerade bei 80 millionen also ähnlich der zahl Deutschlands

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BVBDortmund  20.11.2019, 17:57
@Blutlinie

Sicher kann es anders sein. Der Mann, der ein Kind annimmt ist ein Ehrenmann. Das sollte auch so bei uns sein.

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Denk doch mal an die Ehebrecher!

Familien sind nicht nur stabilisierend. Extremer Zwang, extremer äußerer Druck Familien zusammnzuhalten koste es was es wolle führt zu unsagbarer Qual für die Opfer dieser Situation, enge Familien sind auch Brutstätten für übelsten Missbrauch hinter einer schönen Fassade.

Es ist eine Ungerechtigkeit, und sehr böse, Ehebrecher zu töten. Allein schon weil es überhaupt nicht allgemein anerkannt ist, dass "Ehebruch" schlecht ist. Es liegt in der Natur des Menschen, nicht nur monogam zu sein. Das mag irgendwelche Nachteile haben und etwas Chaos in die Welt bringen. Aber die Alternative ist Bosheit und Verbrechen.

Wir sind hier mehrheitlich keine Christen. Das Gegenteil von Muslim ist nicht Christ.

Es steht jedem im Prinzip frei, irgendwie Großfamilie zu pflegen. Aber wir machen hier kein gesellschaftsübergreifendes Zwangssystem mit einem Schlachthof und einer Knochenmühle für zufällig geschnappte "Ehebrecher" oder ungehorsame Kinder oder sonstwas.

Nie im Leben. So etwas zu verhindern ist den Tod vieler Menschen wert, so ernst meine ich das.

Auch wenn Todesstrafe auf Eheruch steht, tritt Ehebruch häufig auf. Bestraft werden dann die wenigen Menschen, die angezeigt oder geschnappt werden, allein das ist schon irr.

Matti309  24.11.2019, 19:43

Ehebruch, Kukukskinder, Ausnutzung, Demütigung, Kinder ohne Vater , die Vaterlose Gesellschaft (Deutschland), - DAS ist böse. Kommt aber in deinem Kommentar nicht vor. Darin geht es nur um die Guten und Armen Ehebrecher/innen. Lächerlich....

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Ob Ehebruch eine so schweres Vergehen ist, das es die Todesstrafe rechtfertigt, ist nicht die Frage. Tut es nicht.

Es zeigt aber wieder wunderbar auf, das Gerichtsbarkeit und Religion zwei völlig verschiedene Dinge sind und auch getrennt voeinander zu handhaben sind.

Wenn sexuelle Triebe und Gefühle eines Menschen - egal ob Muslim, Christ, Hindu oder welche Religion auch immer, - als Grundlage für Todesurteile hergenommen werden, stelle ich die Sinnhaftigkeit der Interpretation von Glauben in Frage.

Wird durch das zweifache Todesurteil, keine Familie ins Unglück gestürzt?