Titanic Rettung eigenes Floß?

5 Antworten

Ich glaube, wenn man nicht selbst dabei war, kann man das schwer beurteilen. Nur mal ein paar Faktoren, die gegen den Bau eines Floßes sprechen:

Die Menschen wurden bis kurz vor dem Untergang belogen über die verfügbaren Plätze in den Rettungsbooten.

Männer wollten zuerst ihre Frauen und Kinder in Sicherheit (auf einem der Boote) wissen, bevor sie sich über etwas anderes Gedanken machten.

Viele Bereiche des Schiffs wurden von Besatzungsmitgliedern abgesperrt, so dass es nicht so einfach war, an Material für ein Floß zu gelangen.

In der damaligen Zeit war Obrigkeitshörigkeit, Disziplin und Ordnung gesellschaftlich noch weit stärker als heute. Wenn also ein ranghöherer Mensch dir sagte: Schaff Frauen in die Rettungsboote und demoliere nicht statt dessen das Schiff, dann hättest du dem vermutlich Folge geleistet.

Die unteren Etagen des Schiffes (mit potenziellen Teilen für ein Floß) standen bereits unter Wasser, als klar war, dass die Boote nicht ausreichen würden.

Der Strom war ausgefallen, es war kalt, das Schiff hatte Schieflage, Menschen schlitterten über das Deck, es war Nacht, überall herrschte Chaos – keine einfachen Bedingungen, um Teile zusammen zu sammeln und dann ein seetüchtiges Floß zu bauen.

Stress und psychische Belastung (es wurde teilweise schon in Panik auf Menschen geschossen an Bord!) setzen das logische Denken und kognitive Fähigkeiten außer Kraft. Irgendwann übernehmen deine Instinkte weil du nicht mehr klar denken kannst.

Jeder, der schon mal in einer echten Notsituation war, weiß dass es dabei garnicht so leicht ist, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren. Üblicherweise schaffen nur darauf trainierte Personen, in solch einer Lage Ruhe zu bewahren.

Selbst wenn du es geschafft hättest ein behelfsmäßiges Floß zu bauen, wäre es schwierig gewesen, es sicher zu Wasser zu lassen. Wirfst du es von der Reling eines so großen Schiffes, zerschellt es auf dem Wasser. Wartest du, bis das Schiff beinahe gesunken ist, reißt der Sog des versinkenden Schiffes dein Floß in die Tiefe.

Angenommen, du hättest dein Floß ohne Beschädigungen ins Wasser befördert, dann hätten sich gleichzeitig 100 Leute, die ihr Leben retten wollen, auf dein Floß gestürzt und es dadurch zum Kentern gebracht. Unterschätze nicht die destruktive Kraft einer Massenpanik.


Schemset  12.12.2023, 13:36

Sehr gute Einschätzung!! 👍

1
Tine85743 
Fragesteller
 12.12.2023, 14:47

Erstmal danke für deine ausführluche Antwort.

Natürlich ist mir klar das es noch viele andere Probleme gibt, sie du auch aller erwähnt hast. Aber meine Frage drehte sich eher darum warum keiner scheinbar auf die idee gekommen ist und ob es wegen der dazu benötigten Materialen möglich wäre.

Ich hab keine Ahnung wie genau die Titanic aufgebaut war, aber bestimmt waren fast alle Türen aus Holz und zum zusammen binden gäbe es Tischdecken, Bettlacken oder Kleidung. Im Film überlebt Rose ja auch nur weil sie auf einer Tür lag.

Ich glaub einfach nicht das alle so panisch waren, es gab Ausagen z.b über ein älteres Ehepaar die bewusst in ihrer Kabiene starben, oder auch versuchte die Besatzung möglichst lange für Strom und Licht zu sorgen.

0

Die Idee kam mir auch, denn das obere Deck der Titanic war zumindest im bekannten Cameron-Film aus Holz, das wäre vermutlich herauszureißen gewesen und hätte ein großes Floß ergeben wenn man es als große Platte hätte rausreißen können, aber wo kriegt man in der Hektik so schnell das Werkzeug her.


Tine85743 
Fragesteller
 12.12.2023, 14:51

Gute Idee, ich dachte eher an andere Gegestände wie Türen, Tische, Bettlacken ( zum zusammenbinden) usw.

Im Film überlebte Rose ja auch auf einer Tür.

0
Daoga  12.12.2023, 16:03
@Tine85743

Das war Film, real wäre die auf ihrer Tür festgefroren, bevor sie ein Boot an Bord holen konnte. Das war eisiges Wasser bei winterlichen Lufttemperaturen. Außerdem war von den oberen Decks bis runter zur Wasseroberfläche eine ziemlich große Höhe, die hätte man erst mal überwinden müssen, ohne im Wasser zu landen, und bis zum Versinken hätte man damit nicht warten dürfen, weil sonst der Sog des absaufenden Schiffes alles im nahen Umkreis mit in die Tiefe gerissen hätte. Deswegen haben die Boote die es gab, ja auch so schnell wie möglich Distanz zum Schiff gewonnen.

0
  1. Es dauerte ja knapp 2 (!!!) Stunden, bis die Leute auf den oberen Decks überhaupt den Ernst der Lage korrekt eingeschätzt haben
  2. hätte man nur von den 1. und 2. Klasse Decks (Dazu zählen Bug und Heck) ein Floss zu Wasser lassen können. Der Bug stand unter Wasser, das Heck in die Höhe und ausserdem war ja alles extrem hoch. Das Floss wäre beim Abwerfen ins Wasser zerbrochen. Und wie zum Floss herunter kommen? Springen? Keine gute Idee.
  3. Ohne Werkzeuge mal eben ein Floss bauen? Woraus? Schranktüren heraussreissen und womit verbinden? Ein Bett zerlegen? Die Leute in der 1. und 2. Klasse hatten sicherlich auch nicht die handwerklichen Skills dazu.
  4. weiter: Die Leute meinten immer noch, dass das Schiff nur Wasser aufnimmt, aber nicht versinkt. Man dachte, ein anderes Schiff würde kommen um alle an Bord der Titanic verbliebenen Passagiere zu übernehmen. Alles sprach dafür. Die Lichter leuchteten hell, die Kabinen waren nach wie vor beheizt und die Musik spielte.

Übrigens ein TOP Buchtipp eines Augenzeugen der 2. Klasse:

https://www.amazon.de/Titanic-Wie-ich-Untergang-%C3%BCberlebte/dp/3442150043

Auch sehr interessant: Der original Funkverkehr der Titanic vom ersten CQD bis zum Untergang in Echtzeit:

https://www.youtube.com/watch?v=FxRN2nP_9dA

Woher ich das weiß:Hobby

Das ist völlig unrealistisch. Entweder hat man ein Rettungsboot zur Verfügung oder geht im eiskalten Wasser unweigerlich dem Kältetod entgegen. Für Bastelstunden wäre nur MacGyver geeignet und das auch nur im TV.

Ich denk, das Material für die Planken wäre da gewesen. Aber womit hättest du die verbunden? Daran dürfte es schlicht gemangelt haben, zumindest in den entsprechenden Mengen.